Richard Wagner / 05.04.2008 / 10:26 / 0 / Seite ausdrucken

Linkspartei? Schnäppchenjäger!

Eigentlich konnte man es schon ahnen, als sich die sogenannte Linkspartei im Westen der Republik formierte: Wir werden nicht wenig Spaß haben. Und so ist es auch gekommen. Die Helden der neuen Gruppierung lassen kein Fettnäpfchen aus. Ob es nun um die Rechtfertigung der Mauer geht oder um den Vergleich von Dalai Lama und Chomeini. Nur am Rande: Die beiden Urheberinnen dieser schlechten Scherze sind in Landtagen in Hannover und Hamburg untergebracht. Dafür sind ihre Themen erstaunlich überregional.

Das aber ist nicht das Problem. Die Sprüche sind bekannt, man konnte sie auch bisher hören. Außerparlamentarisch sozusagen. Die Ewiggestrigen ziehen durch unser Land wie durch einen Supermarkt, in dem ihnen die Ware partout nicht gefallen will. Die Kleinigkeit, die dieses Detail verrät: Sie gehören zu den Satten. Ja, sie werden auf ihrer Sozialpilgerfahrt zu den Brennpunkten der Republik und des Republikanischen sogar von Millionären angeführt.

Nun ist es in der Marktwirtschaft weder verwerflich als Millionär Politik zu machen, selbst wenn sich diese gegen das eigene Vermögen richten sollte, noch ist es abwegig, festzustellen, dass im Regal nichts vorzufinden ist, was einem schmecken würde, es ist nicht einmal unangebracht.

Man sollte aber besser keine Weltanschauung daraus machen. Und schon gar nicht mit der These kommen, der Überfluss schaffe die gleichen Probleme wie der Mangel. Das Problem ist, dass diese Leute kein Problem haben. Im Grunde langweilen sie sich. Es ist ihnen nach einem Ehrenamt zumute, und da keiner kommt und es ihnen verleiht, nehmen sie sich der guten Sache an, der sozialen Frage. Wie immer schon. Haben sie sich nicht auf zahllosen Ostermärschen den Arsch abgefroren und lagen sie nicht in Lüchow-Dannenberg jahrein jahraus auf den Schienen? Sollte das alles umsonst gewesen sein? Und das wegen dieser lumpigen Spießer aus dem Osten, denen ihr Flokati wichtiger war als der Sozialismus? Was war eigentlich 89?

Wahrscheinlich wurde damals das Rad der Geschichte zurückgedreht. Richtig, möchte man hinzufügen, aber wohl nicht weit genug. Nicht weit genug, um die Jakobiner, die Klima-Propheten und Stasi-Nostalgiker aus dem Feld zu schlagen. Die Kommunisten nehmen alles in Zahlung, was sie kriegen können, den kompletten Kiosk der Enttäuschungen. Der Kommunist unserer Tage ist Ramsch-Auktionator und zugleich verbeamteter Exzentriker. Er hat einen weiten Weg hinter sich, von der Weltrevolution zum Landtagsmandat. Das frustriert ihn, gibt ihm aber auch Hoffnung. Wer im Dienst der Utopie steht, ist sich für nichts zu schade.

Um den ganz großen Witz, die Alternative zu den Dämonen des Kapitalismus, am Leben zu erhalten, gehört ein bisschen Begleitmusik. Geschichtsklitterung, skandalöse Vergleiche. Frechheiten. Man genießt die Medienöffentlichkeit, man ist dabei. Zum Nutzen der Utopie, zum Schaden der Demokratie. Die Erlebnisgesellschaft hat aus den Revolutionären von einst Schnäppchenjäger gemacht. Und das, wieder einmal auf unsere Kosten.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Richard Wagner / 19.07.2016 / 09:13 / 6

Aus dem Zeitalter der Dummheit

Dass wir im Zeitalter der Dummheit leben, wird uns beinahe täglich vor Augen geführt. So, wenn wir glauben, einen feinen Unterschied zwischen Islam und Islamismus…/ mehr

Richard Wagner / 09.03.2016 / 20:00 / 1

Femme Fatal und Landtagswahl

Noch nie war die Politik in Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs so weichenverstellt. Es ist das späte Ergebnis des langen Aufstiegs und noch…/ mehr

Richard Wagner / 19.11.2014 / 10:51 / 0

Krieg um die Fifth Avenue?

“Für das Individuum mit seinen Wünschen nach Unversehrtheit und Glück ist der Krieg immer sinnlos.  Aber während er das individuelle Leben zerstört, kann er das…/ mehr

Richard Wagner / 12.09.2014 / 11:33 / 4

Von allen guten Geistern

Früher, als die Kirche noch für die öffentliche Moral zuständig war, und damit auch für die Identifikation des Bösen, war im Gegenzug auch die Zuständigkeit…/ mehr

Richard Wagner / 24.07.2014 / 08:06 / 3

Die rechten Migranten formieren sich

Wenn Palästinenser in deutschen Städten demonstrieren, geht es immer öfter nicht nur gegen den Staat und die Staatsidee Israels, sondern gegen jüdisches Leben in Deutschland.…/ mehr

Richard Wagner / 30.05.2012 / 12:25 / 0

Die Israel-Predigt

An dem neuen Bundespräsidenten Joachim Gauck wird in der Regel sein dem Diplomatenjargon konträres Pathos gelobt. So, wenn er in Israel dem dortigen Staatsoberhaupt und…/ mehr

Richard Wagner / 29.04.2012 / 05:45 / 0

Holocaust, Ölpreis, Vermischtes

Vor drei Tagen erschrieb sich Elisabeth Kiderlen in der Süddeutschen Zeitung einen Vergleich zwischen Israel und dem Iran, aus ihrer Sicht sogar eine Gemeinsamkeit, die…/ mehr

Richard Wagner / 04.04.2012 / 16:32 / 0

Dichtender Ostermarschierer Grass entwaffnet Israel

Günter Grass hat ein Gedicht geschrieben. Ein Gelegenheitsgedicht. Gelegenheitsgedichte sind oft literarisch getarnte Manifeste. Der Meister des deutschen Gegenwartsgelegenheitsgedichts ist und bleibt Erich Fried. Er…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com