Eigentlich konnte man es schon ahnen, als sich die sogenannte Linkspartei im Westen der Republik formierte: Wir werden nicht wenig Spaß haben. Und so ist es auch gekommen. Die Helden der neuen Gruppierung lassen kein Fettnäpfchen aus. Ob es nun um die Rechtfertigung der Mauer geht oder um den Vergleich von Dalai Lama und Chomeini. Nur am Rande: Die beiden Urheberinnen dieser schlechten Scherze sind in Landtagen in Hannover und Hamburg untergebracht. Dafür sind ihre Themen erstaunlich überregional.
Das aber ist nicht das Problem. Die Sprüche sind bekannt, man konnte sie auch bisher hören. Außerparlamentarisch sozusagen. Die Ewiggestrigen ziehen durch unser Land wie durch einen Supermarkt, in dem ihnen die Ware partout nicht gefallen will. Die Kleinigkeit, die dieses Detail verrät: Sie gehören zu den Satten. Ja, sie werden auf ihrer Sozialpilgerfahrt zu den Brennpunkten der Republik und des Republikanischen sogar von Millionären angeführt.
Nun ist es in der Marktwirtschaft weder verwerflich als Millionär Politik zu machen, selbst wenn sich diese gegen das eigene Vermögen richten sollte, noch ist es abwegig, festzustellen, dass im Regal nichts vorzufinden ist, was einem schmecken würde, es ist nicht einmal unangebracht.
Man sollte aber besser keine Weltanschauung daraus machen. Und schon gar nicht mit der These kommen, der Überfluss schaffe die gleichen Probleme wie der Mangel. Das Problem ist, dass diese Leute kein Problem haben. Im Grunde langweilen sie sich. Es ist ihnen nach einem Ehrenamt zumute, und da keiner kommt und es ihnen verleiht, nehmen sie sich der guten Sache an, der sozialen Frage. Wie immer schon. Haben sie sich nicht auf zahllosen Ostermärschen den Arsch abgefroren und lagen sie nicht in Lüchow-Dannenberg jahrein jahraus auf den Schienen? Sollte das alles umsonst gewesen sein? Und das wegen dieser lumpigen Spießer aus dem Osten, denen ihr Flokati wichtiger war als der Sozialismus? Was war eigentlich 89?
Wahrscheinlich wurde damals das Rad der Geschichte zurückgedreht. Richtig, möchte man hinzufügen, aber wohl nicht weit genug. Nicht weit genug, um die Jakobiner, die Klima-Propheten und Stasi-Nostalgiker aus dem Feld zu schlagen. Die Kommunisten nehmen alles in Zahlung, was sie kriegen können, den kompletten Kiosk der Enttäuschungen. Der Kommunist unserer Tage ist Ramsch-Auktionator und zugleich verbeamteter Exzentriker. Er hat einen weiten Weg hinter sich, von der Weltrevolution zum Landtagsmandat. Das frustriert ihn, gibt ihm aber auch Hoffnung. Wer im Dienst der Utopie steht, ist sich für nichts zu schade.
Um den ganz großen Witz, die Alternative zu den Dämonen des Kapitalismus, am Leben zu erhalten, gehört ein bisschen Begleitmusik. Geschichtsklitterung, skandalöse Vergleiche. Frechheiten. Man genießt die Medienöffentlichkeit, man ist dabei. Zum Nutzen der Utopie, zum Schaden der Demokratie. Die Erlebnisgesellschaft hat aus den Revolutionären von einst Schnäppchenjäger gemacht. Und das, wieder einmal auf unsere Kosten.