Rainer Bonhorst / 16.12.2017 / 10:28 / Foto: Dantadd / 5 / Seite ausdrucken

Leben am Döner-Abgrund

Drei fehlende Stimmen haben den Döner gerettet. Anders gesagt: Das Aus für den Döner ist um Haaresbreite verfehlt worden. 373 Europaabgeordnete wollten ihn killen, 376, die absolute Mehrheit, wären nötig gewesen. So ist das im Europäischen Parlament und nicht nur dort: Der gesunde Menschenverstand hängt immer wieder am seidenen Faden.

Ich lasse meine persönliche Zuneigung zu dem Türkenspieß, der in Variationen ja ein gesamtnahöstlicher, nordafrikanischer und sogar griechischer Spieß ist, mal beiseite. Auch die hochwissenschaftliche Debatte, unter welchen exakten Umständen eine Phosphat-Beigabe zu unseren Fleischprodukten zuträglich ist, und welche uns ins Verderben führen, soll mich hier nicht interessieren. Sie ist mir einfach zu pedantisch.

Aber es ist schon so eine Sache: Drei Männlein und Frauchen mehr, und die gesundheitspolitische Gschaftelhuberei, die ideologische Verbissenheit unserer Tage hätte mal wieder die Vernunft überrollt. Was wäre das nächste gewesen? Wenn ich meinen Döner nicht mehr bekommen hätte, hätte ich mich wahrscheinlich intensiver der Currywurst gewidmet. Aber auch bei der Currywurst wird sich mit einigem Bemühen doch etwas gesundheitlich Bedenkliches finden lassen. Und schwupps – bald wäre auch die weg.

Sollte die Currywurst-Lobby für die Attacke auf den Döner mitverantwortlich sein, so sollte sie froh sein, dass ihr Vorstoß knapp gescheitert ist. Es wäre ein Pyrrhus-Sieg gewesen. Denn die gleichen Bataillone, die dem Döner ans Fett wollten, hätten über kurz oder lang auch die deutsche Würz-und-Soßen-Wurstvariante als Feindin entdeckt.

Wie auch immer: drei mickerige Stimmen! Wir leben an einem Abgrund. Und wer weiß, ob die Gesundheits-Fetischisten bereits aufgegeben haben. So knapp am Sieg vorbei? Da drohen weitere Attacken.

Das alles kann doch nicht gesund sein.

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Leserpost

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Matthias Braun / 16.12.2017

So wird es zum “Lotteriespiel” was auf den Teller kommt.

Karsten Dörre / 16.12.2017

Ohne 75% des Phosphat-Tagesbedarfs wäre ein Liter Cola pechschwarz - und nur wegen der Farbe ist Phosphat in Cola.  Die gesunde Käseherstellung kommt ohne raue Mengen von Phosphat nicht aus. Den größten Phosphat-Kick erhält man mit Backpulver. Weit hinten in der Phosphat-Rangliste rangiert Döner.  Man kann nun philosophieren, wieso die Hälfte der europäischen Abgeordneten den Döner ohne das krankmachende Phosphat haben wollen.

Mike Loewe / 16.12.2017

Dass manche Entscheidungen “am seidenen Faden” hängen, hat ja oft mit Rückkopplungen zu tun. Themen werden verhandelt, indem Pro und Kontra dargestellt werden, nicht Sachthemen wird gleichermaßen Raum gegeben, das wäre ja schon eine Art Vorentscheidung. Nein, Pro- und Kontra-Argumenten wird gleicher Raum gegeben, und schon hat man auch in der Abstimmung nahezu ein Patt. Rückkopplungen entstehen durch vorherige Umfragen, die die Verhandlungen beeinflussen, wenn auch dies bei einem solchen eher unwichtigen Thema nicht so relevant sein muss. Bei Wahlen, z.B. den US-Präsidentenwahlen, sind es oft die großen Mengen von Umfragen, die vorher veröffentlicht werden, die in einem langen Prozess das Ergebnis beeinflussen. Gerät die eine Seite laut Umfragen ins Hintertreffen, versucht sie umso mehr, das Wahlvolk auf ihre Seite zu ziehen, während die Umfragegewinner sich im guten Umfrageergebnis sonnen und nichts tun. Solange, bis das Pendel wieder zur anderen Seite ausschlägt, und so weiter, bis sich in vielen Iterationen ein völliges Gleichgewicht einstellt und nur noch einige tausend Wählerstimmen den Ausschlag geben.

Andreas Bitz / 16.12.2017

Wir sollen zu unserem Glück ge"nudgt”/gezwungen werden - das ist noch lange nicht vorbei! Als Betreiber eines Freizeitgeländes kann ich mich gerade damit auseinandersetzen, wie ich die Bräunungstabellen für schlabbrige Pommes dem Gast verkaufen kann; und Kaffee ist zu dunkel geröstet. Die EU-Kommission verlautet, sie “habe nicht die Absicht, Pommes jeglicher Art zu verbieten oder die Art und Weise der Zubereitung zu verändern.” Sie stellt sich in die Tradition von Mauerbau-Ulbricht! Demnächst Obergrenzen für Fett, Zucker, Salz, Kalorien, Gewicht… Und Brüssel wundert sich: Wähler wählen auch noch “falsch”!

Wolfgang Hase / 16.12.2017

Lieber Herr Bonhorst, ganz sicher bin ich mir nicht, ob sie mit uns Lesern hier vielleicht einen Schabernack treiben, denn ich traue dem EU-“Parlament” ja etlichen Unfug zu. Doch einen Teil Resthirn habe ich den Damen und Herren bis dato noch zugebilligt - wohl ein Fehler meinerseits.

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