Cora Stephan / 31.01.2008 / 15:41 / 0 / Seite ausdrucken

Kulturgeschichte des Klimas

So ein Buch macht das Kaminfeuer noch gemütlicher und läßt einen den Luxus des Lebens in der heutigen Zeit innigst empfinden: ich lese, nein: ich verschlinge gerade “Die Kulturgeschichte des Klimas” von Wolfgang Behringer.

Das Buch ist, genau: spannender als jeder Krimi. Es läßt einen nicht kalt, es läßt einen frieren. Und manches, was so ein moderner Klima-Kreuzzügler über die richtige moralische Einstellung zur “globalen Erwärmung” sagt, erweist sich als Kopie der Bußpredigten aus dem Mittelalter. Oder Hexenparanoia.
Wir wissen, daß auf das sogenannte “Klimaoptimum” des Mittelalters eine kleine Eiszeit folgte. Aber macht man sich klar, was das damals hieß und welche Wirkungen es hatte? Nasse Sommer und kalte Winter vernichteten die Ernten, reduzierten die besiedelbaren Flächen, veränderten Lebensgewohnheiten. Vorrückende Gletscher und Wüsten zerstörten menschliche Siedlungen, Epidemien rasten durch die Lande, fanden mehrfach geschwächte Opfer und dezimierten die Bevölkerung im heute unvorstellbarem Ausmaß. Der 30jährige Krieg ist ins deutsche kollektive Gedächtnis eingegraben als Todesmaschine - aber Soldaten und Zivilbevölkerung starben nicht vorrangig am Krieg, sondern an Hunger und Krankheit.

Es gab enorme Anpassungsleistungen - und die üblichen moralischen Profiteure, die Sündenböcke präsentierten. Behringer hat über Hexenverfolgung gearbeitet. Er weiß, wovon er spricht. Auch, wenn er heute von “Ideologen der Schuldkultur” redet. Manches gleicht sich über die Jahrhunderte hinweg. Das stimmt nicht gerade glücklich.

“Das Klima ändert sich. Das Klima hat sich immer geändert. Es ist eine Frage der Kultur, wie wir darauf reagieren. Dabei kann uns die Kenntnis der Geschichte helfen. Klimaänderungen sind oft als bedrohlich empfunden worden. Falsche Propheten und moralische Unternehmer haben stets versucht, ihren Nutzen daraus zu ziehen. Überlassen wir die Interpretation des Klimawandels nicht kulturgeschichtlichen Ignoranten.” (S. 288)

Wolfgfang Behringer, Kulturgeschichte des Klimas. Von der Eiszeit bis zur globalen Erwärmung, C. H. Beck Verlag München 2007

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