Jetzt bin ich verwirrt. Frauen ? Männer ? Ich dachte diese unsinnige Trennung der Geschlechter ist seit den Erkenntnissen der Genderforschung obsolet.
Das Kopftuch der Muslime bzw. Musliminnen ist eine politisch-ideologische Kampfansage an säkulare Gesellschaften. Gegen das Tragen eines Kopftuches an sich hat wohl niemand etwas. Man kann es zum Schutz vor Wind, Regen oder Staub anlegen, man kann aus modischen Gründen ein Kopftuch tragen. Das war noch nie umstritten und führte in unserer Hemisphäre zu keiner Zeit zu politischen oder religiösen Auseinandersetzungen. Die Tatsache, dass ein Gegenstand und eine private Obsession zum Politikum hochstilisiert und die Militanz, mit der der Streit um Kopftuch und Burka ausgetragen wird, ist in meinen Augen verräterisch und sagt eigentlich alles, was man über die Geisteshaltung der Verteidiger dieser Stofffetzen wissen kann. Und die Kopftuchforderung spricht auch nicht gerade für ein starkes Selbstwertgefühl muslimischer Männer. Werte Frau Szabo, ich bin mir sicher, wenn der ernste Vorschlag und Kampf für Bi- und Polygamie aufkäme, würde man die Befürworter als verrückt, frauenfeindlich und Schlimmeres bezeichnen. Man könnte ja Ihre Anregung einmal aufgreifen und das Recht auf Polygamie einfordern. Ich denke, eine schönere kostenlose Zirkusveranstaltung könnte man mir wohl kaum bieten.
Eine Zweitfrau wo doch die Erstfrau vom Aufwachen bis zum Schlafengehen auf einen einplappert, überflüssige Fragen stellt anstatt den eigenen Verstand zu bemühen, um schlichte Lösungen für banale Probleme zu finden? Bei Gott! Eine Strafe - für wahr. Nicht ohne Grund wurde in unserem Kulturkreis die Zwangs-Monogamie eingeführt. Wohlan…
Herzliche Dank, Frau Szabo. Sie bringen die Sache auf den Punkt! Es ist kein altersbedingter Aussetzer von Herrn Van der Bellen, sondern der Regelfall bei vielen Grünen. Mit ihren pseudohumanitären Einstellungen, mit ihrer grenzenlosen Toleranz auch gegenüber intoleranten Strömungen, mit ihrem Moralisieren und ihrer Intoleranz gegenüber berechtigten kritischen Äußerungen ähneln sie mehr der Geisteshaltung des politischen Islams als der des freiheitlichen Bürgertums. Dabei übersehen sie, dass das Kopftuch ein Identität stiftendes Symbol des politischen Islams ist, der sich gegen die verbreitete westliche Dekadenz und Zügellosigkeit, gegen die leider verbreitete Abwertung und Ablehnung der einfachen Muslime in der türkischen und in den westeuropäischen Gesellschaften wendet und zunehmend Verbreitung in Europa findet. Ein türkischer Obst- und Gemüsehändler, der mit einer deutschen Frau verheiratet ist und bei dem wir seit Jahren einkaufen, hat mich bei einem Gespräch über den Wahlsieg Erdogans darauf aufmerksam gemacht, dass ihm das ‘Stimmen gebracht hat.. Gleichzeitig stellen Kopftuch und Kleidung für die muslimischen Frauen einen wichtigen Schutz gegen die Lüsternheit und Anmache vieler ihrer muslimischen Glaubensbrüder dar im Sinne von “Mir mir könnt ihr das Spiel nicht machen”. Das darf man auch nicht übersehen. Stellen wir uns nach der Empfehlung von Herrn Van der Bellen freizügig gekleidete junge österreichische oder deutsche Frauen mit kurzen, knappen Shorts, tiefem Dirndl- oder Shirtausschnitt und mit eingebundenen Haaren und Kopftuch vor, dann sehen wir, wie absurd dieser Vorschlag von Van der Bellen ist und in sein Gegenteil verkehrt wird. Gehe ich durch die Innenstädte von Fürth und Nürnberg, besuche ich Kaufhäuser; Läden und Cafes, fallen mir immer wieder sehr stark die Unterschiede von Kopftüchern tragenden Frauen auf. Manche sehen verhärmt, bedrückt und vom Schicksal gezeichnet aus, andere wirken sehr einfach gekleidet, was auf ihre bescheidene Lebenssituation schließen lässt. Andere wiederum, insbesondere jüngere muslimische Frauen tragen sehr modebewusst und stolz ihr Kopftuch. Komme ich mit manchen von ihnen ins Gespräch oder bekomme ich an der Kasse, im Laden oder Cafe ein Gespräch mit, fällt mir oft ihre gute hochdeutsche Sprechweise und ihr Ausdrucksvermögen auf. Sie wirken sehr selbstbewusst. Viele jüngere türkische Frauen, die hier geboren und aufgewachsen sind, haben ein wesentlich besseres Selbstbewusstsein als es ihre Mütter und Großmütter hatten. Sie haben Schulabschlüsse und Ausbildungen absolviert und stehen oft beruflich besser da als ihre Männer. Nicht wenige von ihnen arbeiten in Büros, ärztlichen Praxen, Kindertagesstätten usw. Zu glauben, dass sie in ihren Familien ausschließlich unterdrückt werden, ist eine anmaßende Vermutung. Die Frauen nützen die sich ihnen bietenden Freiheiten, auch in der Partnerwahl, meistens aus - die meisten nehmen dabei allerdings nach außen hin Rücksicht auf den Ruf ihrer Familie. Sie sind modern gekleidet, gepflegt, geschminkt und wirken oft sehr anmutig. Ihren Identitätskonflikt mit der freizügigen westlichen Gesellschaft, in dem sie aufgewachsen und und hin- und hergerissen sind, lösen sie, indem sie sich dem Islam zuwenden, der eine klare Identität und Aussicht verspricht, in ein paar Generationen das politische Sagen zu haben. Man mag diese Realität, wie ich, mit gemischten Gefühlen sehen. Das Rad der Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen. Wir sollten versuchen - ohne uns zu unterwerfen - daraus das möglich Beste zu machen, damit es nicht zu großen Konflikten, Verwerfungen und blutigen Auseinandersetzungen kommt,
Erst machte mich diesen Beitrag sehr traurig. Wen haben bloß die Österreicher zum Bundespräsidenten gewählt?! Aber, als ich darüber etwas nachgedacht habe, habe ich hier auch äußerst positive Seite entdeckt: Nicht nur bei uns gibt es Idioten unter Politiker! :-) :-) :-)
Was der “Report” im ORF weggelassen hat (von einem Staatsfunk nicht anders zu erwarten): Im gleichen Atemzug hat Van der Bellen praktisch die Moslems als die neuen Juden dargestellt. Das Transkript: “Als Solidarität gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun. Das ist nicht so weit hergeholt. Wenn ich mich richtig erinnere, haben die Dänen während der deutschen Besatzung doch etwas Ähnliches gemacht. Und nichtjüdische Dänen haben angefangen, den Davidstern zu tragen, als sozusagen symbolische Geste, oder auch tatsächliche Geste des Widerstands gegen die Deportation von Juden damals.” Lustig dabei: Es ist sowieso falsch, in Dänemark gab es den Judenstern gar nicht. Aber leider kann man in Österreich Universitätsprofessor werden, ohne Ahnung von Geschichte zu haben (kurz darauf verwechselt er Kaiser Josef II mit Kaiser Franz Joseph, für Gebildete in Österreich normalerweise ein Fettnapf gigantischen Ausmaßes).
Halt – „die minderjährige Zweitfrau“ - dagegen protestiere ich entschieden! Erstens bin ein Gegner von Ehen zwischen Erwachsenen und Kindern, zweitens wieso denn nur „eine Zweit-Frau, statt bis zu vier“? Der Herr Bellen mag schon solo, oder mit nur einer überfordert sein, aber ich könnte mir durchaus, einen gut organisierten „Familien-Betrieb“ vorstellen, in dem ich staatlich finanziert, abwechselnd da und dort nach dem Rechten sähe, statt durch andere Berufstätigkeiten abgelenkt und verhindert zu sein.
Man stelle sich vor, ein Politiker hätte angeregt, Musliminnen sollten aus Solidarität mit ermordeten Christinnen und Christen, Atheistinnen und Atheisten im Nahen und Mittleren Osten ihr Kopftuch ablegen. Das Rücktrittsgeschrei hätte man bis Kairo und Jakarta gehört. Ich bekenne, dass mich der regressiv-neoklerikale Zustand weiter Teile der deutschsprachigen Linken nur noch unfassbar anwidert. Zur Person möchte ich nichts sagen, da m.W. der Straftatbestand Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhaupts noch immer nicht abgeschafft ist.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.