Katharina Szabo / 27.04.2017 / 13:04 / Foto: HOLLY SWEGLE / 15 / Seite ausdrucken

Kopftuch für alle Frauen, Zweitfrau für alle Männer

Wenn man sagt, man müsse jemanden bitten, etwas zu tun oder zu unterlassen, dann ist das im Regelfall eine Drohung. „Ich muss Sie bitten, sofort mein Lokal zu verlassen“, klingt im ersten Moment zwar höflich, lässt aber keinen Zweifel daran, dass der zweite, ungesagte Teil des Satzes lautet: „Oder ich werde Sie mit Gewalt hinauswerfen.“

Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen sorgte mit einer derartigen Drohung am Dienstagabend für Aufregung. Wörtlich sagte er (hier ab Minute 2:50):  "Und wenn das so weitergeht, bei dieser tatsächlich um sich greifenden Islamophobie, wird noch der Tag kommen, wo wir alle Frauen bitten müssen, ein Kopftuch zu tragen. Alle, als Solidarität gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun." Sehen wir uns diesen Satz einmal genauer an.

"Wir“, also die österreichische Regierung, „müsse alle Frauen bitten“, fordere sie also bei Androhung nicht genauer definierter Konsequenzen dazu auf, ein Kopftuch zu tragen. Dem vorangestellt ist eine im deutschen Sprachraum ebenfalls häufig benutzte Drohfloskel: „Wenn das so weitergeht“. Ein Missverständnis ist eigentlich ausgeschlossen, deutlicher kann man nicht formulieren. Wenn die österreichische Bevölkerung nicht sofort jede Kritik am Islam einstelle, dann werde die österreichische Regierung als Konsequenz eine Strafe verhängen müssen. Nämlich die, dass fortan alle Frauen des Landes, alle, ohne Ausnahme, per staatlicher Anordnung ein Kopftuch tragen müssten. Aber warum denn schon wieder die Frauen? 

Nehmen wir an, die Frauen des Landes würden Van der Bellens Befehl Folge leisten und jede Kritik am Islam einstellen. Total und komplett. Die Männer würden aber weiterhin am Islam herummäkeln. Sie würden etwa im Bus oder in der Straßenbahn ungeniert sagen, dass das Abschneiden von Köpfen barbarisch sei, Zwangsehen und Vielehen abscheulich wären oder gar, dass Kopftücher Frauen nicht schöner machten. Würde Van der Bellen dann, um dies zu unterbinden, weiterhin alle Frauen „bitten müssen“, ab sofort Kopftuch zu tragen? 

Jetzt müssen auch Männer Solidarität zeigen

Wäre das fair? Könnte man nicht auch die Männer bestrafen, indem man sie zwingt, Buße zu tun und künftig die Sitten islamischer Länder anzunehmen? Er könnte etwa sagen: „Und wenn das so weitergeht, bei dieser tatsächlich um sich greifenden Islamophobie, wird noch der Tag kommen, wo wir alle Männer bitten müssen, eine minderjährige Zweitfrau zu ehelichen. Alle, als Solidarität gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun." Und da er ja selber ein Mann ist, wäre es ihm hier nun möglich, mit gutem Beispiel voranzugehen und selbst Solidarität zu bekunden.

Machen wir uns nichts vor. Van der Bellen ist bloß Bundespräsident. Sollte er demnächst alle Frauen des Landes dazu auffordern, zur Strafe für das Rumgekrittel der Österreicher am Islam ab sofort ein Kopftuch aufzusetzen und es im öffentlichen Raum auch nicht mehr abzunehmen, keine würde es tun. Abgesehen von einigen Masochistinnen, Abgeordneten der Grünen oder sonstigen Spinnerinen.

Was will er dann machen? Saudi-Arabien um Hilfe bitten und ein Bataillon Sittenpolizisten anfordern? Das Land braucht seine Ordnungskräfte selber, um das eigene, immer aufmüpfiger werdende Weibsvolk unter der Fuchtel zu halten und die innere Sicherheit des Königreiches zu gewahren. Eine Kampagne starten und auf ausreichend Freiwillige hoffen, die ehrenamtlich und mit Peitschen bewaffnet die Einhaltung des Kopftuchgebotes überwachen? In Österreich leben etwa 4,5 Millionen Frauen. Es bräuchte eine Armada an ehrenamtlich Engagierten, sie zu kontrollieren. 

Mit weniger Widerstand wäre vermutlich zu rechnen, würde Van der Bellen die Männer des Landes bitten, sich zur Bekundung österreichischer Solidarität zum Islam eine minderjährige Zweitfrau zuzulegen. Zumindest von Seiten der Männer. Dennoch bestünde die Gefahr, dass islamophobe österreichische Erstfrauen dem Bundespräsidenten einen Strich durch die Rechnung machten und seinen Plan sabotierten. Sie könnten etwa die Zweitfrau einfach aus der Wohnung werfen. Was dann, Herr Van der Bellen?

Siehe auch: Van der Bellen legt nach

 

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Leserpost

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Arnold Balzer / 29.04.2017

Liebe Frau Szabo, Sie fragen berechtigterweise danach, wie man Männer bestrafen könnte, nachdem alle Frauen erfolgreich gezwungen wurden, eine “solidarische Gesinnung” zu zeigen. Ihr Gedanke, “alle Männer bitten (zu) müssen, eine minderjährige Zweitfrau zu ehelichen”, ist zwar logisch konsequent, hat aber zwei gravierende Nachteile: 1. einige/viele/die meisten Männer werden das nicht als Bestrafung ansehen und 2. die Maßnahme wird mangels Nachschub schnell ins Leere gehen. Denn unter den Abertausenden sog. ‘unbegleiteten Minderjährigen’, die Mitteleuropa invadieren, sind zu wenig Mädchen. (Vielmehr herrscht unter diesen ein krasser Männerüberschuss, von denen viele dazu übergingen, sich eine Frau einfach zu ‘nehmen’, Sie verstehen?) Die Bestrafung der Männer lässt sich einfacher, billiger und ohne an personelle Grenzen zu stoßen, folgendermaßen erzwingen: “Bei dieser tatsächlich um sich greifenden Homophobie, wird noch der Tag kommen, wo wir alle Männer bitten müssen, einen rosa Winkel zu tragen.” Einfach so, aus Solidarität gegenüber jenen, die es aus ihrer sexuellen Dingsbums, oder was weiß ich, halt beschlossen haben, schwul zu sein oder so zu tun, oder wie auch immer.

Wolfgang Kaufmann / 27.04.2017

Die jugendliche Zweitfrau hat er schon. Nur eben nicht gleichzeitig.

Eugen Karl / 27.04.2017

Also mit einer Zweitfrau könnte ich gut leben, staatlich alimentiert freilich. Volljärig sollte sie aber schon sein; und das Vorstellungsgespräch erbitte ich ohne Kopftuch, aus Solidarität zu mir.

Gabriele Kremmel / 27.04.2017

Keine Sorge, Frau Szabo: Hunde wie Bellen beißen nicht.

Gertraude Wenz / 27.04.2017

Wie wäre es, wenn man den österreichischen Männern aus Solidarität mit dem Islam den Alkohol verbieten würde? Als Kind und noch als junger Mensch habe ich geglaubt, Politiker hohen Ranges gehörten zu den klügsten Menschen des Landes, heute fürchte ich, sie sind die dümmsten!

Heinz Bannasch / 27.04.2017

Jetzt bin ich verwirrt. Frauen ? Männer ? Ich dachte diese unsinnige Trennung der Geschlechter ist seit den Erkenntnissen der Genderforschung obsolet.

Wilfried Paffendorf / 27.04.2017

Das Kopftuch der Muslime bzw. Musliminnen ist eine politisch-ideologische Kampfansage an säkulare Gesellschaften. Gegen das Tragen eines Kopftuches an sich hat wohl niemand etwas. Man kann es zum Schutz vor Wind, Regen oder Staub anlegen, man kann aus modischen Gründen ein Kopftuch tragen. Das war noch nie umstritten und führte in unserer Hemisphäre zu keiner Zeit zu politischen oder religiösen Auseinandersetzungen. Die Tatsache, dass ein Gegenstand und eine private Obsession zum Politikum hochstilisiert und die Militanz, mit der der Streit um Kopftuch und Burka ausgetragen wird, ist in meinen Augen verräterisch und sagt eigentlich alles, was man über die Geisteshaltung der Verteidiger dieser Stofffetzen wissen kann. Und die Kopftuchforderung spricht auch nicht gerade für ein starkes Selbstwertgefühl muslimischer Männer. Werte Frau Szabo, ich bin mir sicher, wenn der ernste Vorschlag und Kampf für Bi- und Polygamie aufkäme, würde man die Befürworter als verrückt, frauenfeindlich und Schlimmeres bezeichnen. Man könnte ja Ihre Anregung einmal aufgreifen und das Recht auf Polygamie einfordern. Ich denke, eine schönere kostenlose Zirkusveranstaltung könnte man mir wohl kaum bieten.

Emmanuel Precht / 27.04.2017

Eine Zweitfrau wo doch die Erstfrau vom Aufwachen bis zum Schlafengehen auf einen einplappert, überflüssige Fragen stellt anstatt den eigenen Verstand zu bemühen, um schlichte Lösungen für banale Probleme zu finden? Bei Gott! Eine Strafe - für wahr. Nicht ohne Grund wurde in unserem Kulturkreis die Zwangs-Monogamie eingeführt. Wohlan…

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