Anabel Schunke / 18.04.2018 / 15:00 / Foto: Anabel Schunke / 27 / Seite ausdrucken

Kollegah kommt gleich!

Es hat mich stets beruhigt, zu wissen, dass gemeinhin ein Unterschied zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung existiert. Dass es die Political Correctness und die damit einhergehende Angst vor sozialen Sanktionen sind, die den multikulturellen Traum oberflächlich aufrechterhalten und weniger die tatsächliche Überzeugung vieler Menschen. 

Es ist beruhigend zu wissen, dass sich der gemeine Bürger abseits der akademischen Blase und linksgerichteten Parteien einen feuchten Kehricht um gendergerechte Sprache und Toiletten schert. Dass der Islam für manch einen Journalisten und Politiker zu Deutschland gehört, ganz sicher aber nicht zur Lebenswelt eines Großteils der Bürger. Kurzum: Dass die Bevölkerung normaler tickt als der alltägliche Wahnsinn, der sich in Politik und Medien offenbart, suggeriert.

Was beruhigt, kann jedoch genauso gut frustrieren, wenn das Pendel einmal in die andere Richtung ausschlägt. Die Debatte um die Echo-Auszeichnung für Farid Bang und Kollegah mag in den Medien noch nicht gänzlich verstummt sein, bei der betreffenden Zielgruppe ist sie nie angekommen. Während wir Medienschaffenden noch die Grenzen der künstlerischen Freiheit abstecken, bewirbt mein Lieblings-Onlineshop schon seit Tagen Kollegahs neue Klamottenkollektion, die bei den Fans einschlägt, wie Bananen in der DDR.

Das Problem sind die Fans

Und so zeigt sich einmal mehr, dass sich das Problem weder an Ausschlüssen oder Nicht-Ausschlüssen von Veranstaltungen, noch an den „Künstlern“ selbst manifestiert, sondern an den Fans, die ihre Musik, ihre Klamotten und Konzertkarten kaufen. Der Erfolg eines Künstlers am Markt bemisst sich eben nicht nach einer vorgegebenen Moral oder Kriterien des „guten Geschmacks“, sondern nach der Nachfrage. Nichts könnte das besser verdeutlichen als ein Musikpreis, der vorrangig nach Verkaufszahlen vergeben wird.

Sicherlich hätte man sich in einer Republik, in der sonst bei jeder Gelegenheit von Medienschaffenden, Prominenten und Politikern „Haltung gezeigt“ und „Zeichen gesetzt“ werden, schon vor der Echo-Verleihung so etwas wie einen „Aufstand der Anständigen“ gewünscht, der sich sonst bei jeder auch nur gefühlten Bedrohung „von Rechts“ ohne viel Aufwand zusammentrommeln lässt. Es hätte zweifelsohne das eigene Geschmacksempfinden geschont, wenn man diesen Proleten die öffentliche Plattform entzogen hätte, oder zumindest jemand der alten linken Socke Campino zur Seite gesprungen wäre, indem man geschlossen den Saal verlässt. Solche Aktionen setzen jedoch voraus, dass das eigentliche Problem erfasst wird. Dass dies bei einer Mehrheit der Verantwortlichen und Prominenten vor Ort nicht der Fall war, ließ sich u.a. an den geistreichen Kommentaren von bedeutenden Denkern wie Angelo Kelly und Fernsehkoch Nelson Müller auf der anschließenden After-Show-Party erkennen.

Die Zeit einer künstlerischen Avantgarde, die Kritik an den herrschenden Verhältnissen, ungeachtet von politisch korrekten Erwägungen, übt, scheint zumindest in der jungen, „hippen“ Generation ein für alle Mal vorbei. Mit Campino, Peter Maffay, Klaus Voormann und Marius Müller-Westernhagen zeigt ausschließlich die alte Riege im Musikgeschäft Flagge gegen den unsäglichen Opportunismus der Veranstalter, denen es wohl vorrangig darum ging, von diesem Skandal zu profitieren und die sich insofern nicht von jenen gewissenlosen Menschen unterscheiden, die mit der Vermarktung von „Künstlern“ wie Farid Bang und Kollegah ihr Geld verdienen.

Einstudierte Empörungswellen

Und dennoch: Schlimm sind nicht in erster Linie die Reaktionen auf das Ergebnis, auf die Nominierung, den Auftritt. Schlimm ist, welchen Erfolg Rapper wie diese vor allem bei der jungen Generation haben, die sie mittlerweile zu großen Teilen prägen und dass die Diskussion ausgerechnet an dieser Generation vollkommen vorbeigeht. Es sind vornehmlich jene jungen Muslime, deren rassistische und antisemitische Ausbrüche wir mittlerweile auf den Schulhöfen und auf den Straßen dieses Landes erleben dürfen.

Junge Männer, die von Gleichaltrigen umgeben sind, die entweder ihre Ansichten teilen oder denen schlicht das Bewusstsein dafür fehlt, um sich an ihrem Verhalten zu stören. Jahrzehnte des Ignorierens und Leugnens des muslimischen Antisemitismus haben Spuren hinterlassen, deren Früchte wir jetzt ernten. In diesem gesellschaftlichen Klima ist und bleibt „Kolle“, wie ihn seine Fans nennen, der „Boss“ – daran ändern auch zurückgegebene Echos, eine empörte Presse und schockierte Politiker nichts.

Es ist dies letztlich das Ergebnis einer Erinnerungs- und Geschichtskultur, einer gesellschaftlichen Debatte, in der es schon lange nicht mehr um Bewusstsein, um Strukturen von Rassismus, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und Co. geht, sondern um einstudierte Empörungswellen, die sich nach nichts anderem als den Regeln einer dem Zeitgeist unterliegenden political correctness richten. Und Antisemitismus aus dem islamischen Kulturkreis gehörte bis jetzt eben nicht zu den politisch korrekten Kategorien, für die es Applaus gab, weshalb es all die Jahre vorher niemanden interessierte, was Farid Bang und Co. da fabrizierten.

Nein, ein Problem, das schon in den Familien, in den Moscheegemeinden, in den Schulen und im heimischen Kinderzimmer beim Hören der preisgekrönten Musik beginnt, endet nicht mit zurückgegebenen Preisen und zurückgetretenen Verantwortlichen. Genau genommen ist das, was gerade an blankem Hass in die Öffentlichkeit dringt, nicht zuletzt auch aufgrund der aktuellen Zuwanderungspolitik, die von nicht wenigen, die sich jetzt empören, ausdrücklich unterstützt wird, erst der Anfang. Deutschland wird vielfältiger und Kollegah und Farid Bang sind lediglich Ausdruck dieser Vielfalt.

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Rudi Knoth / 18.04.2018

Nun da war man bei der südtiroler Gruppe Freiwild schneller. Die haben den Preis nicht bekommen. Nun ja sie gehören ja auch nur der deutschen Minderheit in Italien an.

Leo Hohensee / 18.04.2018

s.g. Frau Schunke, ich gebe Ihnen Recht. Das ist ein Ausdruck von Antisemitismus! Es hat aber auch, ganz einfach, mit schlechtem Geschmack zu tun. Heute ist Prof. Christian Höppner, Kulturratsvorsitzender des Echo-Ethik-Beirats, zurück getreten. Er tat es aus Protest aber er nannte diese antisemitische Entwicklung eine Fehlentwicklung (meine Wiedergabe) in der „Kunstform Gangster-Rapp“. Bitte? Ich sehe da nirgends eine Kunstform, es sei denn „schlechter Geschmack“ wenn man ihn verschieden ausübt, ließe sich in einen solchen Stand „adeln / erheben“ ?! Für mich ist das unmöglich! Beste Grüße L.H.

Dr. Liu Mei / 18.04.2018

Viele der uns inzwischen täglich begegnenden Probleme haben ihren Ursprung im Islam. Dieser begründet sich auf ein archaisches, im humanistischen Sinne Pamphlet: genannt Koran; und der ist nach Tageslaune interpretierbar. Da kann Mayzek noch so süß-gesalbt daherreden und den Islam als „Weltreligion“ ins Gerede bringen. Es ist in Wahrheit eine „Weltideologie“ mit diktatorischem Unterwerfungsanspruch. Wenn dieses Szenario bereits in den Grundschulen zu beobachten ist, dann „gute Nacht“ Deutschland. Und die Verantwortlichen dösen weiter vor sich hin.

P.Steigert / 18.04.2018

Die wachsende, muslemische Jugend ist eine tickende Zeitbombe für Europa, deren Sprengkraft weit über den Antisemitismus hinausreicht. Es gibt keine Chance darauf, das ganze noch in beherrschbare Bahnen zu lenken. Wir können ja noch zusehen, wie Frankreich mit Macrons toller, neuer Strategie grandios scheitert, bevor wir selbst dran sind.

Werner Arning / 18.04.2018

Die Mehrzahl der jungen Leute heutzutage ist wohl eher unpolitisch. Sie bekommen Dinge am Rande mit, aber es interessiert sie nicht wirklich. Sicher, AfD finden viele total uncool, Trump auch. Aber ansonsten wissen sie nicht viel. Politisches berührt ihre Lebensrealität nicht. In der Presse oder im Fernsehen werden natürlich immer wieder Ausnahmen präsentiert, aber, soweit ich das mitbekomme, interessiert sich der junge Mensch heute nicht für Politik. Neulich war ich in einschlägigen linken Vierteln in Hamburg. Man gewinnt dort den Eindruck „links sein“ ist eine Mode, kaum mit Inhalt, höchstens mit Schlagworten gefüllt. Mit Zeichen und Symbolen. Ab und zu wird der Streit mit Polizisten gesucht und ein paar Autos werden in Brand gesetzt, ohne genau zu wissen warum. Von den Altlinken wird das Theater dann hochgespielt und sogar gepuscht und für eigene Zwecke verwendet. Und dann gibt es natürlich ein paar Jugendliche, die ihren Hippie-Eltern nacheifern wollen, um ihnen zu beweisen, dass ihre Kids es auch drauf haben. Dann sind Mami und Papi stolz. Aber lebhafte Diskussionen unter jungen Leuten mit unterschiedlichen Meinungen zu politischen Themen scheint es mangels Interesse an Politik nicht zu geben. Und dann werden Dinge wie die Preisverleihung nicht beurteilt oder bewertet, weil schlicht die Hintergrundinformationen fehlt. Hauptsache die Musik und die Typen sind cool. Natürlich gibt es Ausnahmen.

Andreas Rühl / 18.04.2018

Genau so ist es: Letztlich ist es gleichgültig, ob durch Rapper-Song-Texte “Gefühle” verletzt werden, der Holocaust “geleugnet”, sich über Frauen verächtlich gemacht oder die deutsche Opfer-Kartoffel verspottet wird. Da folgen irgendwelche Reflexe der Empörung, die auch irrelevant sind. Relevant wäre allein die Frage, ob Menschen wie diese beiden Rapper und ihr Publikum nicht etwas repräsentieren, das so verachtenswert ist, dass wir es nicht länger um uns herum ertragen wollen. Da ohne jeden Zweifel diese Widerwärtigkeiten zur neuen “Vielfalt” gehören, müssen wir uns einfach nur fragen, ob wir diese neue “Vielfalt” wirklich wollen und immer noch mehr davon und noch “vielfältiger”. Das eine ohne das andere scheint es nicht zu geben. Somit muss die Gretchenfrage immer lauter und immer entschiedener gestellt werden. Der Islam, der Urgrund dieses Übels, gehört nicht nur nicht zu Deutschland, er gehört überhaupt nirgendwo hin, wo Menschen gleich welcher Herkunft oder Religion oder Überzeugung friedlich miteinander leben wollen. Wir müssen uns von der Vorstellung eines “gemäßigten” nur “religiösen” Islam verabschieden, den gibt es nicht, nicht einmal auf der untersten Ebene. Wenn schon “wehret den Anfängen”, dann doch bitte gegenüber denen, die unsere universalen Werte angreifen, verspotten und verhöhnen und nicht gegen die, die sie verteidigen wollen, weil sie ihnen “etwas wert” sind. In Wahrheit betreiben /diese “Künstler” Volksverhetzung - und dies nicht aus eigenem Antrieb, sondern weil sie in einem “geistigen Klima” aufgewachsen sind, in dem diese Art der Volksverhetzung “Brauchtum” ist, nicht nur geduldet, sondern gefordert und belohnt wird.

Martin Landvoigt / 18.04.2018

Als sich Campino vehement gegen Frei.Wild agitierte, war er bei mir unten durch. Immerhin war das angeblich Rechte bei jener Gruppe lediglich ihr Bezug zur Heimat. Eine völlig überzogene Kritik. Damals ging es auch nur um Verkaufszahlen, aber die Band wurde von der Nominierungsliste gestrichen.  Es geht also doch. Diesmal waren die Problembären bis zur Preisverleihung gekommen ... und das bei ungleich anstößigeren Texten. Dennoch entlastet es Campino ein wenig, dass er sich auch hier entrüstete ... zumindest ist er konsequent. Ich hatte mich bemüht, durch die Textzeilen von Kollegah und Co. zu quälen, aber weit bin ich nicht gekommen. Es war mir schlicht zu abstoßend.

Volker Kleinophorst / 18.04.2018

Ein interessanter Text. Ich muss zugeben, liebe Frau Schunke, ich kannte die “Herren” nicht und fragte mich: Wieviel verkaufen die denn? Da war ich überrascht. Auch die begeisterten Kritiken der Käufer. Und nicht unbedingt in Migranten-Pidgin. Ist sicher nicht nur bei Migru-Hintergründlern angesagt. Nun muss man das aber auch nicht überbewerten. Ich habe als junger Mensch (JG. 1957) auch ein Che Guevara Poster an der Wand und habe noch lange Che T Shirts cool gefunden. Dass Guevara eben auch ein grausamer Mörder war und wahrlich nicht das Zeug zum Idol hatte, habe ich auch erst später begriffen und (leider) noch viel später akzeptiert. Der ist für mich wahrlich mal nicht mehr “politisch korrekt”. Aka Mao, Onkel HO… Jugend liegt eben gerne falsch. Natürlich aus den besten Motiven. :)  Im Grunde mehr Banane als “Kolle” und seine Texte, der sicher nicht der BOSS ist. Denn das ist Bruce Springsteen.

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