Der Automarktexperte Professor Ferdinand Dudenhöffer von der FH Gelsenkirchen erläutert heute in der Tageszeitung “Die Welt” seinen Vorschlag zur Senkung der Kohlendioxidemissionen des Straßenverkehrs. Damit sollen die Emissionen, wie von der EU verlangt, auf 140 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer verringert werden.
Zitat:
Um das Ziel der 140 g/km-Grenze im kommenden Jahr doch noch zu erreichen, hat CAR-Chef Ferdinand Dudenhöffer einen Emissionshandel vorgeschlagen, bei dem die Hersteller von umweltbelastenden Autos den Bau von sparsamen Fahrzeugen subventionieren. Danach müssten Autobauer mit schlechten Werten eine Art Strafe an die Hersteller mit gut bewerteten Autos zahlen, sodass diese Wagen noch billiger werden und die Boliden mit dem hohen-CO2 Ausstoß noch teurer. Oder aber der jeweilige Automobilbauer investiert mehr, um den Grenzwert einzuhalten. Schafft er das mit technischen Maßnahmen nicht, muss er über eine einzurichtende Börse bei der umweltfreundlichen Konkurrenz “handelbare Standards” hinzukaufen.
Dies würde laut Dudenhöffer einen Porsche Cayenne Turbo S um rund 7100 Euro teurer machen, ein VW Golf mit 1,9-Liter-Dieselmotor hingegen würde um 240 Euro billiger. Die Anschaffungskosten für einen Smart verringerten sich um 720 Euro. “Mit unserem System würde teure Umwelttechnologie von allen Autobesitzern bezahlt, ein Drei-Liter-Lupo würde nicht an der Preishürde scheitern, und der Porsche-Fahrer wäre ohne schlechtes Gewissen unterwegs”, sagte Dudenhöffer.
An diesem Vorschlag kommt mir vor allem merkwürdig vor, dass Dudenhöffer (wie auch die EU) offenbar davon ausgeht, dass es auf das Emissionspotential eines Autos ankommt. Es geht also nicht darum, wie viel die Autos tatsächlich fahren, sondern was sie dabei durchschnittlich emittieren. Es sollte jedoch unstrittig sein, dass Autos eben nur beim Fahren CO2 produzieren und dass es deshalb eigentlich angemessen wäre, hier anzusetzen, wenn man denn schon den CO2-Ausstoß “bestrafen” möchte.
Dann würde sich natürlich sofort die Frage stellen, wie viel denn in einem solchen System ein Porsche-Fahrer an CO2-Abgaben zu entrichten hätte, damit er “ohne schlechtes Gewissen unterwegs sein kann”, um es einmal mit Professor Dudenhöffer auszudrücken.
Ich habe einmal eine “back of the envelope”-Berechnung angestellt, wie wir hier in England zu sagen pflegen, also nur eine ganz grobe Schätzung. Sir Nicholas Stern hatte in seinem Bericht zur Ökonomie des Klimawandels geschätzt, dass die “sozialen Kosten” einer Tonne Kohlendioxid 85 US-Dollar betragen. Das ist eine sehr hohe Schätzung - deutlich höher etwa als jene Schätzungen anderer führender Ökonomen wie William Nordhaus. Aber akzeptieren wir für das Gedankenspiel einfach einmal die Zahlen aus dem Stern-Bericht.
Wenn eine Tonne CO2 soziale Kosten von 85 Dollar verursacht, dann kostet ein Kilogramm CO2 folglich 0,085 Dollar - achteinhalb Cent.
Laut Professor Dudenhöffer sind Fahrzeuge von Porsche derzeit die emissionsintensivsten Fahrzeuge. Sie stoßen pro Kilometer im Schnitt 297 Gramm des Gases aus. Auf 100 Kilometern sind dies entsprechend 29,7 Kilogramm.
Multipliziert man nun die Emissionen mit den sozialen Kosten, dann verursacht eine 100 Kilometer lange Fahrt mit einem Porsche soziale Kosten in Höhe von 2,52 Dollar. Das wären bei einem (von mir einmal grob geschätzten) Durchschnittsflottenverbrauch von 12 Litern auf 100 Kilometern (der 911 verbraucht 11,2 Liter, ein Cayenne etwa 15 Liter) 0,21 Dollar pro Liter, um die sozialen Kosten auszugleichen. Das sind ca. 16 Eurocent.
Derzeit wird jeder verkaufte Liter Kraftstoff in Deutschland mit Mineralölsteuer, Ökosteuer und einem Erdölbevorratungsbeitrag in Höhe von 65,96 Eurocent belastet. Dazu kommt dann noch einmal die Umsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent des Verkaufspreises. Bei den heutigen Benzinpreisen gehen also pro Liter deutlich über 70 Eurocent an den Staat.
Wenn die Zahlen aus dem Stern-Report stimmen, dann sollten eigentlich die sozialen Kosten der CO2-Emissionen bereits locker durch die existierende Benzinbesteuerung abgegolten sein. Eine zusätzliche Belastung der Automobilproduzenten, wie etwa von Professor Dudenhöffer vorgeschlagen, wäre hingegen nicht mehr nötig.
Wie gesagt: alles nur eine Pi-mal-Daumen-Rechnung bei einer Tasse Kaffee in meiner Mittagspause. Aber vielleicht habe ich mich ja doch nicht verrechnet? Und muss man, wenn man Stern zugrunde legt, die Steuern auf Kraftstoffe eventuell sogar senken?