Thomas Rietzschel / 02.04.2017 / 18:14 / 18 / Seite ausdrucken

Köln, du Stadt der Narren

Wer Wind sät, wird Sturm ernten. In Köln soll er aller Vorsicht nach in drei Wochen losbrechen. Über 50.000 Demonstranten haben sich für den 22. und den 23. April angekündigt. Sie wollen „alles“ tun, um den Bundesparteitag der AfD im Maritim-Hotel am Rhein „zum Desaster zu machen“. Ihnen gegenüber stehen etwa 4.000 Polizisten. Außer dem Grünen-Chef Cem Özdemir und der sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft werden „Linksextremisten aus ganz Deutschland“ erwartet.

Der Polizeipräsident Jürgen Mathies rechnet mit Gewalttaten und Straßenblockaden. Wasserwerfer sollen notfalls zum Einsatz kommen. Außerhalb der Stadt werden Zellen für festgenommene Demonstranten hergerichtet. Im öffentlichen Leben der Stadt ist mit erheblichen Einschränkungen zu rechnen. Vorsorglich gesperrt werden soll die Deutzer Brücke, eine der wichtigsten Rhein-Überquerungen. 

Köln muss sich für den Sturm rüsten. Und nur notorische Ignoranten können so tun, als geschehe das überraschend. Die Saat, die hier aufzugehen droht, ist über Jahre hin ausgebracht worden, wohl überlegt und bedenkenlos zugleich. Vornehmlich von den Parteien, die es als ihr ererbtes Recht ansehen, die Pfründe der repräsentativen Demokratie unter sich aufzuteilen, wurde die AfD von Anfang an wie ein missliebiger Konkurrent weggebissen.

Die Konkurrenz muss weg!

In einer für demokratische Verhältnisse beispiellosen Kampagne haben CDU/CSU, SPD, Linke und Grüne das Volk gemeinschaftlich gegen die konservative Konkurrenz aufgewiegelt. Weder vor Hassausbrüchen noch vor Verleumdung sind sie zurückgeschreckt, wenn es galt, die neue Partei von der Futtertrögen fernzuhalten, sie „rechtsradikal“ zu brandmarken, ihr gar ein nationalsozialistisches Erbgut zu unterstellen.

Statt sich rational mit den „Alternativen“ auseinanderzusetzen, wozu es Anlässe genug gegeben hätte, man denke nur an das Antichambrieren bei Vladimir Putin oder den latent aufscheinenden Anitamerikanismus, statt solchen Vorstellungen mit vernünftigen Argumenten den Boden zu entziehen, haben Kauder, Oppermann, Roth, Göring-Eckardt, Kipping und ihresgleichen alles daran gesetzt, den politischen Wettstreit zu emotionalisieren. Indem man der AfD ein Schild umhängte, auf dem in dicken Lettern zu lesen steht „Schande für Deutschland“, wollte man aus der Partei einen Popanz machen, vor dem sich die Bürger fürchten.

Parteistrategisch kein sonderlich origineller Einfall. So verfuhren schon die Diktaturen früherer Zeiten; so halten es jegliche Staaten, deren Macht auf Täuschung aufbaut, und sei es auf der Vortäuschung politischer Kompetenz. Alle, die ihr Größenwahn in Ämter beförderte, zu deren Ausfüllung ihnen das Vermögen fehlt, bedürfen irgendwann eines Watschenmannes, an dem sich das enttäuschte Volk abreagieren kann. Insofern mag die AfD, Ironie der Geschichte, durchaus zum Vorteil der erschöpften Parteien-Wirtschaft auf den Plan getreten sein.

Das Festkomitee ist auch dabei

Dass dieser propagandistische Trick inzwischen nicht mehr bei jedem verfängt, besagt noch nichts über die Verführbarkeit großer Teile des Volkes. Zwar hat das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erst kürzlich belegt, dass es keineswegs die Verlierer und die gesellschaftlich Abgehängten, die Dummbeutel in Springerstiefeln sind, sondern Frauen und Männer des wohnsituierten Mittelstands, die sich in und um die AfD versammeln. Doch wird es am 22./23. April in Köln am Rhein gleichwohl zu Massenaufläufen kommen, bei denen die Volksseele hochkochen könnte. Wollen doch neben Gruppierungen wie der „AG Arsch huh“ auch die Karnevalsgesellschaften samt Festkomitee aufmarschieren.

Dass die Hetzkampagnen gegen die AfD einen Sturm ausgelöst haben, der jetzt die innere Sicherheit einer deutschen Großstadt bedrohen könnte, können die politisch Verantwortlichen allenfalls noch rhetorisch abstreiten, handelnd müssen sie es längst zugeben. Oder weshalb sonst würden sie 4.000 Polizisten zusammenziehen - anlässlich eines Parteitags, zu dem sich nicht annähernd so viele Delegierte im Saal versammeln mögen. Nein, die Gefahr lauert nicht drinnen. Sie droht draußen auf der Straße bei den emotional aufgestachelten Demonstranten, den Narren außer Rand und Band. 

P.S. Wer kommt eigentlich für die Kosten auf, die der Kölner Polizeieinsatz verursachen wird? Sollte man nicht diejenigen zur Kasse bitten, auf deren Propaganda das Ganze zurückzuführen ist? Die Parteien könnten doch einen Teil der Last übernehmen, so wie sie auch sonst verteilen, was die repräsentative Demokratie abwirft. 

Siehe auch: Für uns eine schöne Erfahrung

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Leserpost

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JF Lupus / 03.04.2017

Die dunkelroten Gutmenschen demonstrieren eindrucksvoll, was sie unter “Demokratie” verstehen. Und ich bin sicher, dass Gruppierungen wie “Arsch huh” unter der Führung von Salonkommunisten wie Niedecken von Maas und/oder Schwesig unterstützt werden. Die angeblich so liberale, weltoffene Stadt zeigt die wahre Fratze linksgrünen Gedankenguts. Erstaunlich, dass die Maritim-Direktion noch nicht eingeknickt ist, Schauer mal, ob das so bleibt.

Andreas Hartig -Tauber / 03.04.2017

Antichambrieren bei Putin, latenter Antiamerikanismus? Das sind Nebenschauplätze, was soll das? Da gibt es in der Tat ein Für und Wider, zumal der “latenter Antiamerikanismus” der AFD Sich begründen lässt und nicht jenem der Linksfront ähnelt: Der ist nämlich grundsätzlich, profund und eher das Gegenteil von latent…  Nein es geht hier um Euromurks und die “Flüchtlingskrise”. Wie ein Heer junger muslimischer Männer, patriarchalisch geprägt und teilweise -um nicht zu sagen mehrheitlich- (oft völlig) ungebildet dieses Land voranbringen kann ? Da liegen die unbeantworteten Fragen! Kann es da sein, dass es dafür keine einsichtigen Argumente gibt, ausser alles schön bunt? Dies würde zumindest die Hysterie der Etablierten erkären.

Jürgen Althoff / 03.04.2017

Seit ich in den 1950/60er Jahren in der Schule ausfürlich die NS-Zeit durchgenommen habe, habe ich mich immer wieder gefragt, wie es möglich sein konnte, dass in diesem Lande die Aufforderung “Kauft nicht bei Juden” nicht nur toleriert, sondern sogar auf breiter Front befolgt wurde. Nun weiß ich es. Deutschland ist heute wieder so weit.

Hubert Bauer / 02.04.2017

In anderen Ländern protestieren die Bürger gegen die Regierung. In Deutschland protestieren die Bürger gegen die (einzige) Opposition. Aber unsere Vorfahren haben auch Wilhelm, Adolf und Erich zugejubelt, während die Menschen, die für Demokratie und Rechtstaat eingetreten sind, drangsaliert (beim Adolf umgebracht) wurden. Hoffentlich wiederholt sich Geschichte diesmal nicht.

Jürgen Streeb / 02.04.2017

Was sich hier zusammenbraut, ist wohl einmalig in der Nachkriegsgeschichte. Die um ihre Pfründe fürchtenden Altparteien legen ihre Masken ab und zeigen ihre hässliche Fratze. Wie armselig ist es doch in Ermangelung von Sachargumenten auf nackte Gewalt und Hasskampagnen zu setzen. Und das Festkomitee ist auch mit von der Partei. Passt perfekt ins Bild. Die losgelassen Narren sind unter sich. So langsam müsste es auch dem Letzten klar werden, was und wer in Wahrheit die Schande für Deutschland ist.

Volker Kleinophorst / 02.04.2017

Wenn das Volk demonstriert, wie in Dresden am 3.10. letzten Jahres, ist das nur Pack. Wenn die Parteiendiktatur ihr bezahlten Protestschranzen aufbietet, um gegen die unliebsame MINDERHEIT der Afd zu hetzen, ist es ein Aufschrei der Demokratie. Hat nicht mal das dümmste Huhn der Welt aufgegackert: “Herr schmeiss Hirn runter”? Oder war es eine Politikerin der Grünen?

Bernhard Freiling / 02.04.2017

Anfang der 1960er Jahre haben in meiner Familie Austauschstudenten aus Syrien gelebt. Die hatten Familienanschluss und sind mit uns in Urlaub gefahren. Für meinen Bruder und mich, wir waren damals 12 und 8 Jahre alt,  waren sie liebe Spielkameraden. Wie könnte ich vor Syrern Angst haben? In den späten 1970er Jahren habe ich Türken Ford 17m und Granadas verkauft. Habe deren Mokka bis zum Abwinken getrunken und mich hervorragend mit ihnen verstanden. Wie könnte ich vor Türken Angst haben? Die Einzigen vor denen ich - in dem Land derer, die schon länger dort leben - wirklich Angst habe, sind die dort befindlichen Demokraten, die nicht müde werden, mich zu ihrer Weltsicht bekehren zu wollen; wenn nötig, auch mit Gewalt. Ich bin diese Leute so leid!

M. Haumann / 02.04.2017

Danke für das klare Benennen der Verantwortlichen und ihrer Beweggründe für das Erzeugen der offenbar gewünschten Gewalt gegen die eigenen Mitbürger, Herr Rietzschel. Hass und Hetze in Reinform. Ich schäme mich so unbeschreiblich für dieses wieder einmal rasend durchgeknallte Land.

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