Der Präsident der Weltbank, Jim Yong Kim, wird Ende Januar, drei Jahre vor dem Ende seiner fünfjährigen Amtszeit, von seinem Posten zurücktreten. Der 59-jährige in Südkorea geborene amerikanische Mediziner war 2012 von US-Präsident Obama als Weltbank-Chef nominiert worden. 2017 trat der Liebling der amerikanischen Linken eine zweite Amtszeit an.
Die 1945 gegründete Weltbank soll durch Fördergelder und Kredite an Entwicklungs- und Schwellenländer die Armut auf der Welt verringern. Kim hatte die Organisation jedoch für eine Art Kreuzzug gegen fossile Brennstoffe benutzt. 2013 entschied er entgegen der Empfehlung seiner Mitarbeiter, die Finanzierung für Kohlekraftwerke nahezu vollständig zu verbieten. 2017 beschloss die Weltbank, die Öl- und Gas-Gewinnung nicht mehr zu fördern. Ende letzten Jahres verdoppelte Kim die Ausgaben der Weltbank für Klimaschutzprojekte.
Dieser Kurs ist auf zunehmenden Widerstand gestoßen. 2017 beschuldigte der ehemalige Weltbank-Mitarbeiter und Wirtschaftsprofessor Deepak Lal die Organisation, die „grüne Agenda“ über ihren Auftrag zur Armutsbekämpfung zu stellen. Beim Jahresgipfel der Weltbank im Oktober letzten Jahres warfen Vertreter von Entwicklungsländern wie Zimbabwe, Indien, Ghana und Nigeria Kim Öko-Fundamentalismus vor. „Die Weltbank sagt zu uns: ‚Tut uns leid, aber ihr Inder könnt nur acht Stunden Strom am Tag haben. Den Rest der Zeit müsst ihr im Dunkeln sitzen‘“, schrieb damals der indische Eisenbahn- und Kohleminister Piyush Goyal.
Auch US-Präsident Donald Trump, der die amerikanische Kohleförderung wiederbeleben will, gilt als Kritiker von Kim. Trumps Nationaler Sicherheitsberater John Bolton hat 2015 vorgeschlagen, die amerikanische Finanzierung der Weltbank zu reduzieren oder sogar komplett einzustellen. Kim dementiert jedoch laut Reuters.com, von der Trump-Regierung aus dem Amt gedrängt worden zu sein. Er sei schlicht zu dem Schluss gekommen, dass er die ihm wichtigen Anliegen am besten in der Privatwirtschaft vorantreiben könne.
Bei der Auswahl des Weltbankpräsidenten spielt die US-Regierung als größter Geldgeber die führende Rolle. Aktuell beaufsichtigt laut der Washington Times unter anderem die Präsidententochter Ivanka Trump den Entscheidungsprozess. Als Nachfolgerin von Kim komme sie jedoch nicht in Betracht. Eine gute Chance hätten jedoch die ehemalige amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley und der Staatssekretär im US-Finanzministerium David Malpass.
Seit den 1940er Jahren unterstützen die europäischen Staaten traditionellerweise die amerikanische Nominierung für den Weltbank-Präsidenten, und ernennen im Gegenzug den Chef des Internationalen Währungsfonds (IMF). Zunehmend mehren sich jedoch die Stimmen, die einen nicht-Amerikaner an der Spitze der Weltbank fordern. Für Trumps grüne Kritiker ist es ein Dilemma. Er könnte einen „Klima-Zerstörer“ ernennen, warnen sie. Doch würde ein Kandidat aus einem Entwicklungsland den Öko-Kurs des Amtsinhabers fortsetzen?