Henryk M. Broder / 18.04.2007 / 18:24 / 0 / Seite ausdrucken

Kinder für Katja

Protesttechnisch hat Katja Ebstein (“Wunder gibt es immer wieder”) schon so ziemlich alles hinter sich: Atomkraft, DKP, SPD, Waldsterben, EU-Verfassung und den Grand Prix Eurovision de la Chanson. Da bleibt nicht mehr viel übrig, wenn man Gutes tun und darüber reden möchte. Entweder Kinder oder Tiere. Bei den Tieren hat Knut derzeit die Nase vorn, und auch bei den Kindern ist der Markt dicht besetzt. Madonna und Angelina Jolie haben Afrika und Asien unter sich aufgeteilt, also muss Katja Ebstein schauen, wo sie benefizmäßig etwas reißen kann. Am besten vor der Haustür, in Berlin und Brandenburg, wo “jedes fünfte Kind in Armut” lebt. So steht es auf 2.ooo Plakaten,  die derzeit in der Hauptstadt aushängen:“Ene mene muh und arm bist du”.
Nun hat schon Fritz Reuter gewußt: “Die Armut, die kommt von der Powerteh”,  und deswegen muß man die Powerteh bekämpfen, wenn man etwas gegen die Armut unternehmen will. Wann aber ist ein Kind arm? Wenn es sich keine Hermes-jacke, keine Sony-Playstation und kein Ticket für ein Konzert mit Tokyo Hotel leisten kann? Oder erst, wenn es statt einer Klappstulle eine Milchschnitte in die Schule mitbekommt? Da muss man was unternehmen! Am besten 2.ooo Plakate aushängen, um darauf aufmerksam zu machen, dass jedes fünfte Kind in Berlin und Brandenburg in Armut lebt. Dann “ene mene muh” sagen, bis fünf zählen und eine CD von Katja Ebstein kaufen,  damit die Plakataktion weder umsonst noch vergeblich war.

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