In Ermangelung eines GEZ-Empfängers habe ich den Dreiteiler nicht gesehen, mir scheint aber, dass die Hauptfigur visuell betrachtet falsch besetzt wurde. Zschäpe war eine feme fatal mit verschwörerischem Schlafzimmerblick und ordentlich Holz vor der Hütte. Die Darstellerin dagegen sieht eher aus, wie die verwahrloste Schwester von Ronja Räubertochter. Sie wirkt auf mich nicht so, als hätte sie jahrelang gleich zwei Männer um den Finger gewickelt. Man darf nie vergessen: Zschäpe hatte de facto zwei Ehemänner gleichzeitig und es hat die beiden offenbar nicht gestört. Das ist ziemlich krass und meines Erachtens der Hauptantrieb für die Dynamik der drei untereinander. Egal welcher Film (oder gar eine Serie?) über den NSU gedreht wird, ihr Sexappeal muss im Mittelpunkt stehen.
Ich lese den Artikel jetzt zum zweiten Mal und weiß immer noch nicht, worauf der Autor hinaus will. Das die ARD schon seit Jahren schlechte Fernsehspiele im Programm zeigt wissen wir doch. Warum sind diese Trilogie und ihre Zuschauerquoten besonders erwähnenswert? Ich habe nur den ersten Teil („Die Täter“) gesehen und fand die Leistung von Anna-Maria Mühe (sie spielt Beate Zschäpe) herausragend und den Film weit über dem normalen Fernsehspielniveau. Die anderen beiden Folgen haben mich allerdings auch nicht interessiert.
Weiß jemand, ob die Justiz inzwischen wenigstens einen Beweis für die Täterschaft von Mundlos und Böhnhardt gefunden hat?
Ich habe mir diese Machwerke nicht zu Gemüte geführt, vor allem, weil ich es als fragwürdig erachte, mit diesem nach Spielfilmart aufgemachten Filmwerk, das dem Konsumenten als Quasi-Doku serviert wird, an die Öffentlichkeit zu gehen, während der Strafprozeß gegen die vermeintliche überlebende Haupttäterin Beate Tschäpe noch nicht abgeschlossen ist. Vorverurteilung wird von den Moralwächtern der Republik sonst doch vehement abgelehnt, hier nicht, weil die “Guten” sich dazu schon ihre Meinung gebildet haben, die so sicher zutrifft, wie die Erkenntnisse des Otto-Normalo, warum es zu den Morden und den unzureichenden Ermittlungen kommen konnte. Und wenn sich offenbar die meisten einig sind, daß die polizeilichen Ermittler dämlich und die Verfassungsschützer quasi Mittäter sein müßten, so wird die Frage außen vor gelassen, welche Rolle die politisch Verantwortlichen ggf. gespielt haben. So wußten z. B. die damaligen Innenminister von Bund u. Land den Medien zu vermelden, daß es bezüglich des Bombenanschlags in Köln keine Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund gibt, als die Ermittler von genau diesen Medien vor Ort noch gezeigt wurden, wie sie in ihren weißen Anzügen fleißig und pedantisch die Tatortspuren aufsammelten und protokollierten. Aber schön für den beruhigten Bürger, daß er die Welt für sich sauber in schwarz und weiß oder dämlich und ich-weiß-es-besser einteilen kann.
„Warum können die Filmschaffenden nicht warten, bis irgendein Vorgang im Rahmen der Aufarbeitung des NSU-Komplexes abgeschlossen ist, etwa durch ein Urteil in München?” Vielleicht, eben weil es mit der Wahrheitsfindung nicht so recht vorangeht? In einer Zeit, in der Schauspieler auf der Straße angegangen werden, weil die Leute sie mit ihrer bösen Rolle verwechseln, kann man darauf hoffen, dass viele die Fiktion für die Tatsachen nehmen. Wohl wird in dem schlecht gemachten Dreiteiler die eine oder andere Ungereimtheit angetippt, ein bisschen der Verfassungsschutz verantwortlich gemacht, aber damit hat es sich. Um die Menschen zu bewegen, Mord, zumal rassistisch motivierten, abzulehnen, hätte es dieses Films nicht bedurft. Was will er also erreichen? Die unzureichend bewiesene offizielle Version nahelegen? Den vielen offenen Fragen ein Ende setzen?
Vielleicht haben nur wenige Leute diesen Dreiteiler gesehen. Vielleicht war er filmisch schlecht gemacht. Ich habe ihn jedoch gesehen und fand das Gezeigte sehr wichtig, wichtiger als die in Frage gestellte Qualität der Filmarbeit. Es ist doch klar, dass spekuliert wird, warum das Trio über Jahre hinweg morden konnte, warum Beweise und Akten vernichtet wurden. Es ist interessant zu wissen, ob es einfach nur Dämlichkeit der Polizei und des Verfassungsschutzes war oder ob diese Verbrecher tatsächlich unter dem Schutz der Behörden ihr Unwesen treiben konnten und dafür auch noch gut bezahlt wurden. Wenn die Macher des Films dilettantisch sind, die Organe, die uns und den Staat schützen sollen, sind dilettanischer. Es ist gut, dies aufzuzeigen. Ich bin froh, ich dass die Filme gesehen habe und nein, ich habe die Berichterstattung über die NSU-Morde noch lange nicht über. Solange nicht, bis alle Ungereimtheiten aufgeklärt sind.
Ins Schwarze getroffen, absolut zutreffend Ihr Text. Die Frage “Warum machen die das?” ist ganz einfach beantwortet: Vom Beifall der “Guten” und Mächtigen lebt man gut. Eine andere Existenzgrundlage gibt es für die meisten nicht. Alles wie einst in der DDR.
Dank der GEZ können es sich die öffentlichen Sendeanstalten leisten, Filme zu produzieren, die niemand sehen will. Ist doch egal. Hauptsache, es wurde was produziert.
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