Ralf Schuler / 18.11.2016 / 14:57 / Foto: Tim Maxeiner / 25 / Seite ausdrucken

Die Opfer von Würzburg: Keine Selfies, kein Besuch, kein Mitgefühl

Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit sind in dieser Woche die letzten Opfer des Attentats von Würzburg wieder nach Hause nach Hongkong gereist. Eine kleine Gruppe Chinesen, unscheinbar, auf dem Flughafen München. Die Uni-Klinik gab eine kurze Pressemitteilung darüber heraus:

Erfreulicherweise konnten kürzlich die letzten Opfer die Kliniken und Reha-Kliniken verlassen und die Heimreise antreten. Für einzelne müssen sich noch weitere Rehabilitationsmaßnahmen anschließen, die schlimmen Verwundungen haben ihre Spuren hinterlassen. Die seelischen Verletzungen werden nachwirken, ihre Folgen sind nicht in vollem Umfang absehbar, aber sicher schwerwiegend. Den Opfern gilt unser vollstes Mitgefühl.

Leider hat kein deutscher Politiker in den vier Monaten seit dem Attentat am 18. Juli 2016 die Zeit gefunden, die Familie zu besuchen und das Mitgefühl jenes Landes auszudrücken, in dem die Familie heimtückisch von einem Attentäter während einer Bahnfahrt überfallen wurde. Es gab keine Selfies und kein Bedauern, dass man sie nicht habe schützen können. Nur die Präsidentin des bayrischen Landtags, Barbara Stamm, CSU, schaute für eine halbe Stunde vorbei und sprach danach von einer bedrückenden Stimmung, Mutter und Schwester des Opfers Edmund Au Yeung hätten kaum gesprochen und wären in einer Art Schockstarre verharrt. 

Vier Monate haben die völlig unschuldigen Urlauber im Krankenhaus verbracht. „Es liegt noch ein langer Weg vor mir“, sagte der Verlobte der Tochter der Familie, der zu den Opfern gehörte, der „Main-Post“. „Ein weiter Weg zurück zu meinem normalen Leben.“ Der 31-Jährige hatte mehr als einen Monat im Koma gelegen. Seine Verlobte, die Tochter der betroffenen Familie, bedankte sich bei allen, von denen die Familie Unterstützung bekommen habe. 

Ein 17 Jahre alter Flüchtling hatte die Opfer Mitte Juli mit einer Axt und einem Messer attackiert und sich zur Terrormiliz IS bekannt. Polizisten erschossen ihn, als er sie auf der Flucht angriff.

Lasset uns schämen.

Foto: Tim Maxeiner

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Leserpost

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Claus Stauffer / 18.11.2016

Danke für diesen wichtigen Hinweis. Von der etablierten Lügen- oder Lückenpresse bringt das ja keiner. Das zeigt nur mal wieder wie degeneriert und kaputt diese Land ist.

Thomas Schlosser / 18.11.2016

In Zeiten des World Wide Web werden die Menschen in Hongkong, von woher die Opfer stammen, sicher registriert haben, wie sehr sich unsere hiesigen Medien und Politiker für Verbrecher erwärmen können, sofern diese muslimischen Glaubens sind. Und mit welcher Kälte und Ignoranz die Opfer dieser Verbrecher zu rechnen haben. Mögen die Menschen in Hongkong diese degenerierte Kaste, die sich tatsächlich immer noch ‘unsere Eliten’ schimpft, mit der gebührenden Verachtung strafen. Ich jedenfalls tue es und zwar aus tiefstem Herzen….

Andreas Rochow / 18.11.2016

Die mächtigste Frau und der mächtigte Mann der Welt - der eine bereits Nobelpreisträger,  die andere gefühlt kurz davor - müssen gemeinsam im Hotel Adlon zu Berlin beim Dinner Geschichte schreiben. Die Medien drehen schier durch. Einer terroristischen Attacke zu gedenken, kann da nicht hilfreich sein. Für die Kanzlerin ist es besser, den Mantel des Vergessens über den Vorfall auszubreiten. Prioritäten setzen, heißt das und humanitärer Imperativ.

Franz Platz / 18.11.2016

Ja , es ist zum Schämen! Es ist halt kein Täter gewesen, der ein langes Betrauern der Opfer gerechtfertigt hätte. Man stelle sich vor, die Tat wäre von anderswoher begangen worden. Da hätte es kein Halten gegeben.

Andreas Vauh / 18.11.2016

Ich schäme mich aufrichtig für dieses Land und seine verdorbene Politikerkaste!

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