David Harnasch / 28.02.2007 / 22:56 / 0 / Seite ausdrucken

Keine freie Presse in Guantánamo

... und im Rest Kubas. Klaus Ehringfeld schreibt in der Berliner Zeitung:

Wer kritisch ist, muss gehen

Kubas Regierung wirft unliebsame Journalisten aus dem Land - oder lässt sie erst gar nicht mehr rein


MEXIKO-STADT. Die kubanische Regierung erschwert internationalen Medien zunehmend die Berichterstattung über die Karibikinsel. In einem Schritt ohne Beispiel entzogen die Behörden in Havanna jetzt gleich drei Korrespondenten die Akkreditierung. Das zuständige Zentrum für Internationale Presse (CPI) verweigerte einem Reporter des britischen Rundfunksenders BBC ebenso die jährliche Verlängerung der Arbeitserlaubnis wie den Korrespondenten der US-Zeitung Chicago Tribune und der mexikanischen Tageszeitung El Universal.
Den Journalisten wurde vom zuständigen Zentrum für Internationale Presse (CPI) mitgeteilt, dass der Regierung in Havanna ihre Berichterstattung nicht gefalle. “Nach unserer Auffassung lassen die Kollegen die notwendige Objektivität vermissen”, sagte Jos Luis Ponce, Chef des CPI, das dem kubanischen Außenministerium angegliedert ist.
In Kuba sind rund 150 Korrespondenten dauerhaft akkreditiert. Die Behörden hatten zwar auch in der Vergangenheit immer wieder unliebsame Korrespondenten des Landes verwiesen. Es ist aber das erste Mal, dass gleich drei Journalisten angesehener Medien auf einmal die Arbeitserlaubnis entzogen wird. “Für uns kommt die Entscheidung einem Rauswurf gleich”, sagte Roberto Rock, stellvertretender Chefredakteur von El Universal in Mexiko-Stadt. Seine Zeitung werde sich offiziell bei der Regierung in Havanna beschweren.
Das CPI hatte erst im Dezember das Reglement für die internationale Presse verschärft. Demnach kann Korrespondenten die Akkreditierung entzogen werden, wenn sie es an “journalistischer Ethik” und der “notwendigen Objektivität” in ihrer Berichterstattung vermissen ließen. Zeitlich fallen die Einschränkungen für die internationalen Medien mit der Erkrankung von Staats- und Regierungschef Fidel Castro zusammen. Interimspräsident Raul Castro und seine Regierung handhaben die Informations- und Pressefreiheit seither noch repressiver.
Seit Ende Juli vergangenen Jahres ist es auch ausländischen Journalisten, die nicht in Kuba ansässig sind, zunehmend unmöglich, temporäre Arbeitserlaubnisse zu erhalten. Dem in Mexiko ansässigen Korrespondenten dieser Zeitung wurde im vergangenen halben Jahr drei Mal ohne Begründung das Arbeitsvisum verweigert. Den Bannstrahl aus Havanna trifft ebenfalls die ARD-Hörfunk- und Fernsehkorrespondenten für Kuba und den Vertreter der Neuen Zürcher Zeitung.

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