Ich lese zur Zeit gerade einen weiteren Klassiker der dystopischen Literatur, nämlich den Roman “Kallocain” der schwedischen Schriftstellerin Karin Boye (1900-1941), welcher im Jahr 1940, also neun Jahre vor George Orwells “1984”, erstmals erschienen war. Es geht dort, ähnlich wie in “1984”, um eine totalitäre Zukunftsgesellschaft. In Boyes Version des Totalitarismus erfindet ein begabter Chemiker namens Leo Kall das perfekte Wahrheitsserum, eben das “Kallocain”, welches Gegner des Systems entlarven soll. Allerdings stellt sich durch das “Kallocain” ziemlich schnell heraus, dass das System anscheinend NUR Gegner und keinen einzigen echten Befürworter hat, der seine Befürwortung eben NICHT nur vorspielt. Wirklich ein immer noch lesenswertes Buch, sollte m.E. auch noch mal verfilmt werden.
wer glaubt, dass das Zeitalter des Totalitarismus vorbei sei, der ist offenbar schon auf die Verheißungen neuzeitlicher Ideologen und “Menschenmacher” hereingefallen. Wer glaubt, über dem zu stehen, was er Populismus nennt, der sollte genau hinschauen, ob er nicht bis zum Hals darin steckt. Es ändert sich nämlich gar nichts, Mensch bleibt Mensch, und der Schoß fruchtbar, aus dem alles kroch. Die Mittel, mit denen Macht verfolgt werden kann, mögen dem technologischen Fortschritt entsprechend etwas ausgefeilter sein. Dennoch braucht man zur Bedienung dieser Mittel ebenso wie zum Erhalt einer florierenden (oder ernährenden) Wirtschaft Menschen, und die sind nicht so einfach zu bekommen. Deswegen werden alle Denkmodelle, die an einen neuen Menschen glauben, und alle Systeme, die ihn erzwingen wollen, notwendig scheitern. Was aber leider nicht heißt, dass es nicht immer wieder versucht werden wird.
Der Wert einer Dystopie zeigt sich, wenn sie nicht eintritt. Dann mag sie dazu beigetragen haben, die Bürger zu warnen. Aber man mache es sich nicht zu leicht: Staatlich verordnetes Zwiedenken kann es auch geben, wenn gute Rasierklingen erhältlich sind und der Schnaps schmeckt. Dann nennen wir es: politische Korrektheit.
Toller Artikel! Wandert auf den Favoriten, auch wenn ich Ihnen nicht zustimme, dass der Totalitarismus endgültig vorbei sei. Im Gegenteil, er ist gefährlicher denn je und eine Bedrohung der gesamten wissenschaftlichen Früchte die sich hunderten von Jahren verdanken und die man auch (motiviert) vergessen kann…... .Was für den vergesslichen Menschen gilt gilt auch für die Gesellschaft. Ein Versuch in diese Richtung ist der IS. Sein Angriff galt den westlichen Stätten des Wissens, wie z.B. Bibliotheken die er zu vernichten suchte, noch während er händeringend nach Ärzten, Ingenieuren und sonstigen pragmatischen “Gelehrten” suchte…... (nicht ganz leicht in der Tat, denn man kann den Baum den man fällen will halt nicht gleichzeitig auf Dauer auch ernten, etwas das jene Eroberer des Westens im Namen des Islams bis auf den heutigen Tag so wenig begriffen wie den Zusammenhangs zwischen Terrorismus und Phobie. Wer die Islamophobie beenden will, ( frühestens möglich mit der nächsten Generation) der sollte als erstes Messer, Bombe, Schwert im Namen des Islam wegstecken. Denn, wer im Namen des Islam terrorisiert, der bekommt es halt mit der Angst vor dem Islam tun….... so einfach ist das halt mit der Angst. Die Rechnung,dass man diese Angst ersticken könnte, indem man an Phobie Erkrankte von der Opfer Rolle in die jener Täter befördert die mit den Vätern des Terrorismus den Holocaust planten, scheitert leider an der Conditio Humana .... Den Mullahs und Volkserziehern aus “Zeit”, FAZ, und TAZ empfehle ich daher ein Werk zum Thema “avoidance behavior”, negative reinforcement und den Erfolgsaussichten der Abhilfe durch “Zureden bei Panikverhalten”. Aber vielleicht genügt auch ein Blick in die eigenen Notizen aus dem 1. Semester (Thema findet sich in Pädagogik, Biologie, Medizin Psychologie) um den “Wissenstransfer” beim Häkeln im Bundestag vielleicht doch noch in Gang zu setzen, wäre so langsam an der Zeit….
“Ein Vergleich mit den Plänen des Innenministeriums ” ... “zerstört damit jede Grundlage für eine sachliche Diskussion”? Das Gegenteil ist richtig. Wenn nicht sachlich verglichen wird, Gemeinsamkeiten und Unterschiede gegenübergestellt werden, ist eine sachliche Diskussion unmöglich. Das zeigt sich unmittelbar bei jedem #Aufschrei, welcher zuverlässig folgt auf jeden Hinweis zu gesellschafts- und freiheitsfeindlichen Aspekten aktuellen Regierungshandelns.
Auch wenn der Autor der Meinung ist, dass „das Zeitalter des Totalitarismus in der westlichen Welt“ vorbei sei, schließe ich mich den Stimmen der Leserschaft an, die bereits mit fundierten Argumenten und Beispielen diese Behauptung angefochten haben. Ergänzend möchte ich aber noch hinzufügen, dass Kunst frei ist und bleiben muss. Auch dystopische, fiktionale Literatur stellt ein künstlerisches, freies Kulturgut dar, welches von jedem Menschen ‘genutzt’ werden darf. (Besp.: Ich muss morgens nicht als großes, verzweifeltes Insekt aufwachen, um mit Kafka etwas anfangen zu dürfen. Das morgendliche Lebensgefühl im Merkel-Regime lässt sich aber mit dieser kafkaesken “Verwandlung” vortrefflich beschreiben und ausdrücken). Rudimentär und kurz gesagt: Das Theater sei hier auch beispielweise angeführt, welches sich u.a. auch klassischer Weltliteratur bedient und diese – frei interpretiert und meist in neuen Kontext gestellt – auf die Bühne bringt. Warum auch nicht? Das ist doch auch Kunst- bzw. Meinungsfreiheit und hält auch Kunstwerke aller Art lebendig. Der mündige Zuschauer entscheidet dann selbst, ob ihm das neu interpretierte Drama zusagt oder nicht – vorausgesetzt das Angebot ist vielfältig und nicht einer einheitlichen (gesinnungsideologischen staatlichen) Vorgabe unterworfen. Womit ich dann auch schon wieder am Anfang meines Kommentares angelangt wäre…
Zu den Fragen, die “dystopische Romane aufwerfen und direkt an den Leser selbst richten” gehört vor allem die: Ob der Mensch frei sein kann und darf, ohne dass dafür andere Menschen unterdrückt und gelenkt werden müssen. Der Antrieb, solche Romane zu verfassen, liegt in der persönlichen individuellen Verzweiflung an der Gegenwart. Auch wenn die Autoren in den USA oder Großbritannien zu Hause waren. Man kann da nicht alles als kreative Umsetzung der Realitäten des Dritten Reiches in Europa interpretieren. Im Extremfall kommen sogar wahnhafte Veranlagungen als Antrieb in Frage. Glauben Sie ja nicht, dass so jemand deshalb ein schlechter Romanautor sein muss.
Ob nun positive oder negative Fiktion (was immer es ist, liegt im Auge des Betrachters) - es bleibt eine Fiktion. Vielfach wird jedoch schlicht die menschliche Psyche beschrieben. Auch wenn es nun nicht unbedingt dystopische Werke sind: “Die Farm der Tiere” ist sehr aufschlussreich oder auch das Experiment, welches in “Die Welle” niedergeschrieben wurde. Wobei man sich schlicht und ergreifend nur Fabeln etc. anschauen müsste. Der Mensch funktioniert einfach so, wie er funktioniert ...
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.