Felix Schnoor
Wohl anlässlicher zweier Studien, die besagen, dass viele Deutsche Auschwitz nicht kennen würden und latent antisemitisch seien, wählte Günther Jauch das Thema: „Die letzten Zeitzeugen – Gerät Auschwitz in Vergessenheit?“
Zu Gast waren vier jüdischstämmige Menschen: Fußballkommentator Marcel Reif, der jüdische Eltern hat, Anita Lasker-Wallfisch, die Auschwitz überlebt hat, Schauspieler Christan Berkel, der eine jüdische Mutter hat und Marina Weisband von der Piratenpartei, nach eigener Auskunft eine gläubige Jüdin.
Bewegende Familiengeschichten hatten zumindest die drei erstgenannten zu erzählen, besonders aber Anita Lasker-Wallfisch, die richtigerweise betonte , dass die heutige Generation der Deutschen natürlich keine Schuldgefühle mehr haben bräuchte, stattdessen sich aber einer Verantwortung, etwas wie den Holocaust kein zweites mal zuzulassen, bewusst sein müsse.
Der eigentliche Punkt aber ist: Wie schafft man es eine Sendung über Antisemitismus zu machen, ohne einmal auf den Iran zu sprechen zu kommen? Wie schafft man es eine solche Sendung zu machen ohne den Antisemitismus vieler türkischer und vor allem arabischer Jugendlicher in Deutschland und Europa zu erwähnen?
Es ist gut und wichtig, sich zu erinnern. Nur sollte das Erinnern auch einen Zweck haben. Am ehesten wohl den, Judenhass zu begegnen und ihn zu unterbinden und künftig nicht mehr aufkommen zu lassen – so weit es geht.
Es ist relativ unwahrscheinlich, dass ein Adolf Hitler II auf die politische Bühne in Deutschland tritt und Erfolg hat. Geschichte wiederholt sich nicht 1:1. Dafür ist auch das Erinnern verantwortlich und das ist gut so. Dass NPD-Funktionäre und Springerstiefel tragende Skinheads in der Regel Judenhasser sind, ist jedem klar und diese Leute werden glücklicherweise von allen verachtet. Sie sind eine sehr geringe Minderheit. Dass aber viele muslimische Jugendliche antisemitisch eingestellt sind, in der Schule zum Teil das Thema Judenverfolgung aus diesem Grund umgangen wird und der einzige Grund, warum relativ wenig Fälle von Gewalt gegen Juden in unserer Gegenwart bekannt werden, der ist, dass es kaum Juden gibt in Deutschland, wird lieber verschwiegen, nicht nur von Günther Jauch.
Die Aufforderung, uns zu Erinnern ist nur sinnvoll, wenn wir aus dieser Erinnerung Schlüsse ziehen. Einer sollte sein, dass man mit ideologiegetriebenen Regimen, die mit der Ausrottung ganzer Völker drohen, nicht verhandeln sollte. Denn während wir uns an Auschwitz erinnern und einen Gedenktag nach dem anderen abhalten (was ja laut der Studien nichtmal wirklich erfolgreich ist) baut der Irre von Teheran eine Atombombe. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was er und die Mullahs damit wohl anfangen würden. Aber das passiert ja dann weit weg von Auschwitz…
Herr Jauch, Thema verfehlt, sechs, setzen!
Felix Schnoor, 21, lebt in Kiel und fängt demnächst mit dem Studium der Wirtschaftswissenschaft an.
Siehe auch:
Weisband hielt den spezifischen Begriff des Judenhasses gar für weitgehend überflüssig, da der Hass auf eine bestimmte Menschengruppe immer nach demselben Muster funktioniere, nämlich über Identifikation, Ausgrenzung und das Gefühl der Überlegenheit. Eine gute Gelegenheit, um im Vorbeigehen Thilo Sarrazin eine mitzugeben, aber als Definition des Antisemitismus grundfalsch. http://www.welt.de/fernsehen/article13852442/Auschwitz-zu-monstroes-fuer-eine-Talkshow.html