Auf den 15. Oktober 2012 warten nicht nur Deutschlands Stromkunden mit unguten Gefühlen, sondern auch alle PR-Experten des ökoindustriellen Komplexes. An dem Herbsttag nämlich wird bekanntgegeben, um welchen Betrag die Ökostromumlage zum 1. Januar 2013 steigt. Zurzeit zahlt jeder – beziehungsweise fast jeder – Stromverbraucher 3,59 Cent pro Kilowattstunde, um Photovoltaik, Windenergie und Maismonokulturen zu finanzieren. Da sich Sonnen- und Agrogas-Erzeugung bis 2020 verdoppeln und Windanlagen auch den Schwarzwald und die Nordsee aufhübschen sollen, muss die Umlage steigen – wahrscheinlich auf 5,2 bis 5,3 Cent pro Kilowattstunde. Schon in diesem Jahr pumpt das Umverteilungssystem rund 16 Milliarden Euro von den alternativlosen Zahlern zu den glücklichen Erzeugern, die selbst dann ihre feste Einspeisevergütung bekommen, wenn ihr Strom um die Mittagszeit regelmäßig samt einem so genannten Negativpreis ins Ausland verschenkt werden muss, weil er wegen der Überkapazität hierzulande keine Abnehmer findet.
Die neue PR-Linie der Energiewendeagitatoren lautet folglich nicht mehr: Öko-Strom ist eigentlich billig. Sondern, gestützt durch im Wochenrhythmus ventilierte Studien und Expertenstatements: Die Kosten für die Energiewende werden nur falsch verteilt. Zu viele Unternehmen seien als Großverbraucher von Strom von der Ökoenergieumlage befreit; müssten sie auch zahlen, dann würde der Verbraucher weniger leiden. Nicht das System wäre demnach verantwortlich für den straffen Kostenanstieg, sondern seine Ausnahmen. Die taz hoffte, in dieser Kampagne einen kleinen Scoop landen zu können, und besorgte sich die Liste aller von der Ökoenergie-Abgabe befreiten Firmen, um die Drückeberger bloßzustellen. Um dann zu merken, dass in den Unterlagen reihenweise die falschen Unternehmensnamen standen.
Beziehungsweise genau die richtigen.
Taz: „Ausgerechnet der Photovoltatik-Riese Solarworld zahlt für den Strom, den er für die Produktion von Silizium-Scheiben (Wafer) in Sachsen benötigt, ... seit 2011 keine Ökostromumlage mehr. Dabei fußt das Geschäftsmodell von Solarworld darauf, dass alle Verbraucher die Module mitfinanzieren….Ähnliche Rabatte erhalten Firmen wie Centrosolar Glas, Biomasse-Kraftwerke, der Bioetanol-Produzent Verbio, Holzbrennstoff-Hersteller wie German Pellets und die Erneuerbare-Tochter des Versorgers Steag.“
Manchmal, das demonstriert der Artikel des geschätzten Blattes aus Berlin höchst anschaulich, liegen zwischen einer PR-Kampagne und einem Wesenskern eben nur ein paar Buchstaben. Natürlich beruht das Geschäftsmodell von Solarworld und ähnlich gelagerten Firmen nicht darauf, dass alle, sondern darauf, dass andere per Umlage die jährliche Milliardenumverteilung finanzieren.
Wir bitten die Dummheit der taz zu entschuldigen.