Peter Grimm / 27.05.2017 / 15:44 / Foto: U.S.N.A.R.A / 8 / Seite ausdrucken

Ist nur eine Partei für deutsche Christen unwählbar?

Man kann der AfD wirklich viel vorwerfen, das wollen wir hier gar nicht alles aufzählen. Aber ist es auch ein böses Werk dieser Partei, dass sie auf irgendeine perfide Art, manche ihrer aufrechtesten Kritikerinnen derart zu verwirren scheint, dass sie jedes Gespür dafür verlieren, wann man sich in Widersprüche verwickelt? In diesem Fall geht es um Margot Käßmann. Zur Frage von Kirche und Parteipolitik hat die Theologin eine ganz klare Position:

„Nein, die Kirchen sollten nicht Parteien bewerten. Ich würde deshalb auch nicht aufrufen, eine Partei zu wählen oder nicht zu wählen, aber ich habe immer klar gesagt, ich kann nicht verstehen, dass Christen die AfD wählen, weil die AfD andere Menschen herabsetzt.“

Wie gut, dass Frau Käßmann ausdrücklich keine Wahlempfehlungen geben möchte. Aber man sollte hier nicht über den kleinen Widerspruch in ihrer Äußerung lästern, sondern lieber  der Antwort auf eine Nachfrage des Deutschlandfunk-Interviewers lauschen:

DLF: Barack Obama und Angela Merkel werden hofiert oder wurden gestern zumindest hofiert dann eben auf der anderen Seite, wie gehört die Position der evangelischen Kirche zur AfD. Nun könnte man sagen, der Staat zieht für die Kirchen Steuern ein – bedanken sich die Kirchen bei den etablierten Parteien, indem sie sie für sie einen lästigen Konkurrenten verteufeln?

Käßmann: Ich glaube, so einfach ist die Lage nicht. Erst mal bezahlen …

DLF: So könnte es aber wirken.

Käßmann: Nein, wir bezahlen den Staat ja auch dafür, dass er uns Steuern eintreibt, und wie gesagt, es gibt Christen offensichtlich, Menschen, die sich als Christen verstehen in der AfD, und wir haben nicht gesagt, wir reden mit diesen Menschen gar nicht, sondern wir sind miteinander im Gespräch.

Letzteres sollte ja eigentlich selbstverständlich sein, schließlich stehen die Türen im Haus des Herrn doch jedem offen, oder? Interessant ist natürlich die Frage, ob es denn nicht noch ein paar andere Parteien gibt, von deren Wahl Frau Käßmann einem Christen explizit abraten möchte. Egal wie weit rechts man die AfD im eigenen politischen Koordinatensystem einordnet, es will doch bestimmt niemand bestreiten, dass es etliche Parteien gibt, die auch nach Käßmanns Maßstäben deutlich schlimmer sind als die AfD. Warum erwähnt sie diese nicht? Hat sie deren Programme nicht gelesen oder geht es auch bei ihr nur danach, sich auf die Partei einzuschießen, die eine Chance auf parlamentarische Präsenz hat und dort den Etablierten die Mehrheitsfindung erschwert? Bei einem so pragmatisch-politischen Ansatz sollte Frau Käßmann vielleicht doch einfach all ihren Bekennermut zusammennehmen und ihrer Kirche zu klaren Wahlempfehlungen raten. Es gab schließlich schon mal Zeiten, da Pastoren am Wahltag ihren Gemeindemitgliedern anempfahlen, wo sie ihr Kreuz zu machen hätten. Wer zum Kirchentag die ganze Regierung auf den Kanzeln hat, überrascht mit einem solchen Schritt eigentlich auch nicht mehr.

Der Beitrag erschien auch auf Peter Grimms Blog sichtplatz

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Leserpost

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G. Horstmeier / 28.05.2017

Eine Kirche zeichnete sich doch ursprünglich dadurch aus, dass man durch Einhaltung der 10 Gebote, in Kombination mit “sola gratia” ein Leben im Jenseits zu verbringen gedachte. Da die meisten kirchenvertreter die Bibel und das jenseits schon seit Jahrzehnten nach und nach durch den Sozialhumanismus und den Himmel auf Erden durch Hilfe an jeglichen Antikapitalistischen Institutionen ersetzt haben, finde ich die Bezeichnung “evangelische” und “Kirche” mittlerweile zumindestens abenteuerlich. Vielleicht könnte man die Umbenennung in links-grün naiver Humanistischer Verband von Sozialträumer (verzeih: -Träumenden) umbenennen.

Christoph Kaiser / 28.05.2017

Kommentar Stefan Hofer: +1!

Dr. Karl Wolf / 28.05.2017

Für unsere christlichen Kirchen und einen Großteil ihrer Anhänger ist Gott nur noch eine politische Gestalt, Sozialarbeiter, Gleichstellungsbeauftragter, Flüchtlingshelfer etcetc. Für die Seele sind Sterneköche zuständig. Und wehe Gott, er funktioniert so nicht, dann wird er ganz schnell zum Rechtspopulisten. Da kennen gute Christenmenschen kein Pardon.

JF Lupus / 28.05.2017

Ich muss Ihnen widersprechen, Herr Grimm. Der AfD kann man, wenn man das Parteiprogramm gelesen hat, nicht mehr oder weniger vorwerfen als allen anderen Parteien -wobei mir bei Grünen und Linken zahlreiche Pinkte einfallen, die man nicht nur vorwerfen kann, sonder die eindeutig demokratie- und bürgerfeindlich sind. Vorwürfe kann man llenfalls gegen Peraonen richten, und da gibt es bei den anderen Parteien haufenweise Leute, denen man weitaus mehr vorzuwerfen hat la AfDlern. Insofern darf ich Sie bitten, Ihre Vorwürfe zu konkretisieren, das interessiert sicher auch viele andere Achse-Leser.

Roland Stolla-Besta / 27.05.2017

Wenn ich nicht seit Kindesbeinen katholisch wäre, würde ich alleine schon wegen der Frau Käßmann die Partei äh Konfession wechseln. Von dieser Dame habe ich bisher noch kein vernünftiges Wort gelesen oder gehört. Was sie, die Friede-Freude-Eicherkuchen-Tante, mit Luther verbindet, ist mir immer noch nicht klar.

Hubert Bauer / 27.05.2017

Zum Christsein gehört natürlich auch, sich für weltliche Dinge zu interessieren und auch dazu Stellung zu beziehen. Deutschland hat eine Staatsquote von 40 %, da zeigt sich die christliche Nächstenliebe ganz konkret darin, dass ich die Partei wähle, bei der ich der Meinung bin, dass sie diesen dreistelligen Milliardenbetrag bestmöglich für meine Mitmenschen einsetzt (oder meinen Mitmenschen gar nicht soviel Geld abnimmt). Dafür muss ich mich aber vorher gründlich über alle Parteien informieren. Bloßer Konsum der Staats- und Massenmedien reicht da nicht, weil auch die NSDAP und die SED seinerzeit in den Staats- und Massenmedien - und teilweise auch in Kirchenpredigten - gut weggekommen sind. Genauso, wie Frau Käsmann und alle anderen Theologen erstmal gründlich die Bibel studieren müssen, bevor sie in einer Kirche predigen dürfen, muss ich erstmal das Parteiprogramm der AfD lesen, bevor ich die AfD vor einem Millionenpublikum kritisiere. Hätte Frau Käsmann (und Herr Marx usw.) das getan, würden sie sicher nicht solche abenteuerlichen Behauptungen in die Welt setzen. Nirgendwo im AfD-Programm kann man lesen, dass die AfD Menschen herabsetzt. Eine geregelte Einwanderungspolitik ist keine Herabsetzung von Ausländern, da nahezu jedes Land der Welt Regeln für die Einwanderung hat. Dass es für Muslime keine Extrawurst geben soll ist keine Herabsetzung, sondern eine Gleichsetzung; oder habe ich als Katholik am Freitag einen gesetzlichen Anspruch auf Fisch? Wenn Angela Merkel Waffen an die Saudis verkauft ist das christlich? Wenn Maas und Schwesig Millionen an eine ehemalige Stasi-Mitarbeiterin bezahlen, damit ihre Organisation die Meinungsfreiheit im Internet einschränken kann, ist das christlich? Wenn FDP und Grüne Abtreibungen erleichtern wollen, ist das christlich? Wenn die LINKE Antifa-Schläger subventioniert, ist das christlich?

Florian Bode / 27.05.2017

Morgen empfielt dann Uli Hoenes den Bayern-Fans, die FDP zu wählen? So what, Frau Käßmann. Und überhaupt, wer sich seine Wahlempfehlung vom Pfarrer oder Hausarzt abholt, dem sollte das Wahlrecht entzogen werden.

Stefan Hofer / 27.05.2017

“Man kann der AfD wirklich viel vorwerfen, das wollen wir hier gar nicht alles aufzählen.” Sehr geehrter Herr Grimm, ich würde mich persönlich darüber freuen, wenn Sie sich einmal die Zeit nehmen würden und alle diese Punkte doch einmal aufzählen würden. Sicherlich gibt es im Parteiprogramm der AfD den einen oder anderen Punkt, mit dem ich nicht übereinstimme. Aber was genau kann der AfD denn nun vorgeworfen werden? Vielleicht helfen Sie mir da einmal weiter, damit ich dann weiss, warum ich die Partei nicht wählen sollte und meine Kreuzchen im September bei CDU-SPD-Linke-Grüne-FDP machen soll? Mit freundlichen Grüssen Stefan Hofer

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