Ulrich W. Sahm
Nachdem die linke Zeitung “Haaretz” im Dezember behauptet hatte, dass äthiopischen Jüdinnen zwangsweise eine Empfängnisverhütungsspritze verabreicht worden sei, ging rund um die Welt die Nachricht, dass die israelische Regierung „schwarze Jüdinnen“ aus rassistischen Motiven „sterilisiere“, woraus Palästinenser schon die „juristischen Voraussetzungen für Völkermord“ konstruierten. Jetzt haben Haaretz und der Daily Telegraph versucht, diese „verzerrten“ Behauptungen richtigzustellen.
Mit empfängnisverhütenden Hormonspritzen hätten israelische Ärzte im Durchgangslager Gondar in Äthiopien schwarze jüdische Frauen vor ihrer Ausreise nach Israel sterilisiert, um die Zahl der unliebsamen „Schwarzen“ zu reduzieren, enthüllte Haaretz im Dezember letzten Jahres. Das israelische Gesundheitsministerium habe diese „rassistische und paternalistische“ Praxis bestätigt, behauptet die Menschenrechtsorganisation ACRI.
Dieses ist verkürzt der Inhalt einer in Israel ausgestrahlten Fernsehreportage. Die linksliberale Zeitung Haaretz hatte sie mit der Überschrift „Ein unfassbares Verbrechen“ aufgegriffen.
Tatsächlich ging es nur um die Frage, ob äthiopische Jüdinnen in Gondar und nach ihrer Einwanderung dazu gezwungen worden seien, die „Depo Provera“-Hormonspritze zu akzeptieren.
„Depo Provera“ist ein verbreitetes Verhütungsmittel, das alle drei Monate per Spritze verabreicht wird. Wegen Nebenwirkungen sollte es nur zwei Jahre lang genommen werden. Nach Angaben einer äthiopischen Ärztin würden 50 Prozent aller äthiopischen Frauen diese Spritze der täglichen Einnahme von Anti-Babypillen vorziehen. Sie könne ohne Arzt für umgerechnet 1 Euro von einer Krankenschwester verabreicht werden, sagte die Ärztin auf Anfrage.
Israelische Menschenrechtsorganisationen wie ACRI behaupteten, dass den Frauen in Gondar mit einem Entzug medizinischer Behandlung und sogar der Verweigerung ihrer Auswanderung nach Israel gedroht worden sei, falls sie die Spritze verweigerten. Zudem sei den Frauen die Wirkung der Hormone verheimlicht worden. Nach entsprechenden Beschwerden hat der Generaldirektor des israelischen Gesundheitsministeriums, Professor Roni Gamzu, alle Gynäkologen in Israel angewiesen, die Frauen - zur Not unter Hinzuziehung eines Dolmetschers - über die Wirkung des Verhütungsmittels aufzuklären. Diese Anweisung wurde von ACRI und Haaretz als Eingeständnis einer nicht dokumentierten offiziellen Politik interpretiert, aus rassistischen Motiven die Zahl der „schwarzen Juden“ zu reduzieren. Ein Geburtenrückgang um 20 Prozent unter den rund 120.000 nach Israel eingewanderten äthiopischen Juden diente ihnen als „Beweis“. Doch ein Regierungsbeamter erklärte: „Das ist normal nach der Integration von Einwanderern aus der Dritten Welt in eine moderne Industrienation.“
Die Geschichte zu dem angeblich zwangsweise verabreichten Verhütungsmittel wurde von der internationalen Presse aufgegriffen und bediente schlimmste Klischees über jüdischen Rassismus und israelische Mordgelüste. Aus Empfängnisverhütung wurde Sterilisierung. Die britische Zeitung “Independent” unterstellte Premierminister Benjamin Netanjahu eine rassistische Politik gegen die äthiopischen Juden. Sie zitierte Netanjahu mit einer Äußerung zu Migranten aus Schwarzafrika, die über den Sinai zu Zehntausenden nach Israel geflüchtet waren: „Sie gefährden den demokratischen wie jüdischen Charakter Israels.“ Aber: Diese illegalen nicht-jüdischen Afrikaner aus Somalia, Sudan und Erithrea haben natürlich nichts mit den äthiopisch-jüdischen Bürgern zu tun, die der Staat Israel mit riesigem Aufwand und unter ungeheuren Kosten in Geheimoperationen aus dem Sudan und einer Luftbrücke von Addis Abeba nach Israel geholt hat. Sie sind sie inzwischen gut integriert, stellen hohe Offiziere, Akademiker, Journalisten und sogar Knessetabgeordnete. Zudem hat die Regierung erst kürzlich beschlossen, auch die letzten zurückgebliebenen 8.000 „Falaschmura“ (zum Christentum zwangskonvertierte Juden) nach Israel zu fliegen.
Zwar ist auch die israelische Gesellschaft nicht gegen Rassismus gefeit, doch wird er von Politikern und den Medien scharf verurteilt und strafrechtlich verfolgt.
Inzwischen haben Haaretz und britische Zeitungen erkannt, wie ihre Geschichte über eine vermeintlich zwangsweise verabreichte Hormonspritze so lange „verdreht und verzerrt“ (Haaretz) worden ist, bis daraus der Vorwurf eines Völkermords durch den Staat Israel an seinen eigenen Bürgern werden konnte. Ohne viel Erfolg haben Haaretz und der britische Daily Telegraph jetzt versucht, die Verdrehungen richtig zu stellen. So könne nicht von „Sterilisierung“ geredet werden, bei einer Anti-Baby-Spritze, die nur drei Monate vorhält. Aber einmal in der Welt, macht die Geschichte weiter die Runde - wie einst das Märchen von den Ritualmorden an christlichen Kindern, aus deren Blut Matzen gebacken wurden.