Israel nach dem Kampfjet-Abschuss

Früher hieß es, entweder Israel befinde sich im Kriegszustand oder es sei gerade Ruhe und die Streitkräfte trainieren und bauen sich auf für den nächsten Konflikt, der sicherlich bald wieder über das Land hereinbrechen würde. Schwarz oder Weiß. Einfach zu verstehen. Diese Zeiten sind lange vorbei. Mittlerweile leben wir in Israel einen Großteil des Jahres in einer Grauzone:

Weder Ruhe noch kompletter Krieg, sondern irgendetwas dazwischen, kaum in Worte zu fassen, nicht wirklich deutbar, mal mehr, mal weniger... eine Art “ongoing war of attrition”, ein permanenter Zermürbungskrieg ist die Realität, in der wir Israelis und insbesondere diejenigen unter uns leben, die beauftragt sind, für die Sicherheit des Landes zu sorgen.

Der direkte Konflikt zwischen Israel und dem Iran war eine Frage der Zeit. Seit geraumer Zeit schon warnt Israel in internationalen Foren, in Washington und Moskau, dass der Iran das Hauptproblem des Nahen Ostens ist und die Region in eine gefährliche Situation hineinführt – mit seiner regionalen Machtpolitik, die keine Grenzen zu kennen scheint. Es war auch eine Frage der Zeit, bis der IS geschlagen wird, dank den Kurden und den USA.

Sie wollen die „Spielregeln“ in Frage stellen

Gewinner in Syrien ist jedoch in erster Linie die schiitische Achse Assad-Hisbollah-Iran mit Rückendeckung der Russen. Ein erstarktes Selbstbewusstsein dieser Achse und der 39. Jahrestag der iranischen Revolution haben ihren Worten Taten folgen lassen. Sie haben es gewagt, den Versuch zu unternehmen, die „Spielregeln” in Frage zu stellen, indem sie auf israelische Kampfjets geschossen haben, mit russischen Raketen – und von syrischem Territorium aus.

Ein israelischer Jet stürzte in Israel ab. Zwei Piloten überlebten. Wir würden uns heute höchstwahrscheinlich in einem Krieg befinden, wenn die Piloten statt in Israel in Syrien gelandet und entführt worden wären.

Die Realität im Nahen Osten ist nicht nur eine breite Grauzone, sondern sie ist hochexplosiv. Dieses Mal haben sich die Beteiligten wieder beruhigt. Beim nächsten Zusammenstoß jedoch kann aus Grau eventuell Schwarz werden. Tiefschwarz. Und schneller, als übereifrige und überintelligente Analytiker sich dies vorstellen können.

Arye Sharuz Shalicar wurde 1977 in Deutschland als Sohn persisch-jüdischer Eltern geboren. Seine Autobiographie Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude" ist 2010 im DTV erschienen. Heute lebt er in Israel und arbeitet für die israelische Regierung.

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Lars Bäcker / 13.02.2018

Vielleicht sollte Israel seinen Feinden mal zeigen, wer im Falle eines Falles den Ton angibt, und dass Länder wie der Iran oder Syrien militärisch nicht den Hauch einer Chance haben, den “Feind” zu vernichten. Ich vergleiche die Situation gerne mit der eines großen, lieben Hundes, der ständig von kleinen Wadenbeißern angekläfft und gebissen wird, ohne darauf zu reagieren. Aber irgendwann wird es ihm zu bunt und er beißt zurück. Und zwar so, dass die Wadenbeißer verängstigt den Schwanz einziehen und Ruhe geben… Ich könnte Israel verstehen.

Wolfgang Kaufmann / 12.02.2018

Und was, wenn Iran und Kim kooperieren, Waffentechnik gegen Öl? Alles was Kim kann, kann der Iran auch? Nur die Naivsten unter den Europäern glauben doch ernsthaft an den Iran-Deal. Klassisches Appeasement – Trump und Putin dürften es besser wissen.

Oliver Hoch / 12.02.2018

Assad ist kein Schiit. Für diejenigen, welche das nicht verstanden haben: ASSAD IST KEIN SCHIIT! Sunnitische Terroristen haben - unterstützt durch die Obama- Administration und andere Freunde lupenreiner arabischer Demokraten - den syrischen Staat an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Den Kurden sowie den Russen unter Putin sowie den iranischen Anhängern einer schiitischen Weltrevolution haben wir es zu verdanken, dass der sunnitische IS gestoppt werden konnte. Keinem von diesen möchte ich des Nachts unbewaffnet begegnen, weder dem IS noch seinen Bezwingern. Ich halte es für einen der größten Fehler unserer israelischen Freunde in den letzten Jahren, sich gegen Assad gestellt zu haben, vermutlich wegen der Unterstützung der Hisbollah in den 80er, 90er und 00er Jahren. Natürlich sind Hisbollah und deren iranische Hintermänner Feinde der Menschheit und insbesondere Israels. Aber Syrien, Assad? Der Westen, insbesondere die Obama-Administration, haben Syrien verraten, haben regierungsfeindliche Islamisten bei ihrem Umsturzversuch politisch und militärisch unterstützt. Haben die Russen aus Egoismus gehandelt? Wahrscheinlich schon. Aber ihnen, den um ihr Überleben kämpfenden Kurden sowie dem sich als Vertreter seines ganzen Volkes, unabhängig von religiösen Grenzen, des ganzen Volkes sehenden Assad haben wir es zu verdanken, dass es im nahen Osten außer Israel noch einen zweiten Staat gibt, welcher die religiöse Freiheit seiner Bürger verteidigt. Ich wünsche mir, dass Netanjahu, der doch sonst eine so kluge Politik betreibt, auch gegenüber Syrien entspannter wird und familiäre Verletzungen keinen Einfluss mehr auf seine Politik erlaubt. Natürlich kann sich Assad angesichts der vielen Islamisten in seiner Bevölkerung derzeit nicht offen zu einer Zusammenarbeit mit Israel bekennen, aber er ist intelligent genug um zu erkennen, dass der schiitische Iran auf eine Zerstörung seines religiös toleranten Staatswesens hinarbeitet. Syrien muss frei bleiben, und das kann nur mit einer Unterstützung Israels funktionieren, ohne iranische Beherrschung.

peter luetgendorf / 12.02.2018

Sehr geehrter Herr Shalicar, eine messerscharfe Analyse. Ich bin froh, daß sich die Israelis nur auf sich selbst verlassen, wenn sie Bedrohungsszenarien konstatieren. Von den albernen “Israelkritikern” hier können Sie keine Hilfe erwarten. Vielleicht noch das Technische Hilfswerk wenn der Iran seine nicht existierenden Atomwaffen abfeuert. Gruß peter luetgendorf abe*!

Dirk Jungnickel / 12.02.2018

Solange der Völkermörder Assad, die Terrororganisation Hisbollah und die Iranischen Mullahs die Unterstützung des Friedensheuchlers im Kreml haben, muss sich Israel wahrlich große Sorgen machen.  Dieser wird alles tun, um zum Schaden Israel und damit der westlichen Welt die Lunte am Glimmen zu halten.  Falls die Konfrontation eskaliert, dürften die Russen als Veto - Macht die UNO wieder einmal zum zahnlosen Tiger machen.

Marcel Seiler / 12.02.2018

Die Israelis wehren sich jedenfalls. Dafür haben sie meinen ganzen Respekt.

David Sohn / 12.02.2018

Was hat ein isreaelischer Jet in Syrien verloren?

Peter Bereit / 12.02.2018

Der IS in Syrien wurde ganz sicher mit Hilfe der Kurden, aber nicht durch die USA besiegt.  Unter maßgeblicher Beteiligung der Russen. Damit wurde der Hauptfeind des syrischen Volkes geschlagen. Ein Feind, der vor barbarischen Morden nicht zurückschreckte und der nicht nur dieses Land bedroht. Auch Israel sollte darüber froh sein und ist es wohl auch. Jetzt gegen die Russen zu hetzen und so zu tun, als wären sie der Feind Israels, ist unredlich, ja dumm. Der Kampfjet Israels wurde meines Wissens auch nicht über Israel abgeschossen, sondern über Syrien. Israel hat Syrien nicht den Krieg erklärt. Was also machen israelische Kampfflugzeuge über einen souveränen Staat? Wie würde Israel im umgekehrten Falle reagieren? Meine Empathie für Israel ist ungebrochen, was aber nicht heißen kann, alles durch eine rosa Brille zu sehen. Einen Krieg mit dem Iran kann niemand wollen. Nur ein Verrückter.

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