Gunnar Heinsohn / 01.05.2018 / 09:00 / 9 / Seite ausdrucken

Iran im Visier

Da Israels Regierung Moskau am 28. April „vernünftiges Handeln“ bescheinigt, sollten die wüsten Drohungen seiner Raketeneinheiten gegen Jerusalem erst einmal vom Tisch sein. Solange nur russisches Gerät in syrischer oder iranischer Hand ausgeschaltet wird, aber Basen unter russischem Kommando ausgespart bleiben, hält der Bär still. Das berührt jedoch nicht den Ehrgeiz russischer Truppen im Dienst Assads (Wagner-Einheiten), irgendwann doch einmal die Qualität der eigenen Technik zu demonstrieren. Anfang Februar 2018 verloren sie in der ölreichen Provinz Deir Ezzor über 200 Mann bei ihrem Angriff auf Kurden, denen amerikanische Kampfbomber Entsatz schafften. Diese Scharte will ausgewetzt werden.

Die Wagner-Söldner sind als Schattenarmee Putins auch weiterhin unverzichtbar, weil seine Reputation davon lebt, dass er – Beispiel Krim – Siege einfährt, ohne Verluste zu erleiden. Es gilt ja ungebrochen, dass jeder gefallene Russe als statistisch einziger Sohn oder gar einziges Kind seiner Mutter eine Familienlinie auslöscht. Putin muss deshalb Gefallene als Leute ausgeben können, mit denen er nichts zu tun habe. Sie starten aus Rostow nördlich von Moskau, wo ihre Flüge nicht auf den Anzeigetafeln auftauchen, was nur in enger Kooperation mit Geheimdienst und regulären Streitkräften möglich ist.

Irans Operation, die Juden ins Meer zu treiben, erlitt gestern, am 30. April, einen Rückschlag. Bei Angriffen auf seine Basen bei Hama und Aleppo verloren die Mullahs 18 Mann aus Eliteeinheiten, darunter wohl auch einen General. 200 ballistische Raketen gingen in die Luft und erzeugten ein Erdbeben der Stärke 2.4. War es eine israelische Operation? So könnte es sein. Kurz zuvor verhandelte US-Außenminister Mike Pompeo in Jerusalem. Kurz danach telefonierte Premierminister Netanjahu mit US-Präsident Trump. Auch Anti-Assad-Rebellen reklamieren den Angriff für sich. Doch die syrische Zeitung Tishrin behauptet, dass die Raketen von amerikanischen und britischen Einheiten in Jordanien abgefeuert wurden und auch Depots und Raketenfabriken von Hisbollah explodiert seien. Selbst Russland wird beschuldigt, kooperationsunwillige Iraner bestraft zu haben.

Viele Verdächtige zu präsentieren, kann auch zur Kriegsführung gehören. Schließlich will Iran Gegenschläge als gerechte Verteidigungsaktion ausgeben, würde gegen London und Washington aber vorsichtig sein müssen. Angreifen aber muss das schiitische Regime, um vor den Nationalisten daheim nicht als Versager dazustehen. Israel bleibt deshalb in höchster Alarmbereitschaft.

Israel wird sich verteidigen, soviel steht fest. 

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Ivan de Grisogono / 01.05.2018

Putin wird es schwer verleugnen können, dass die in Syrien gefallenen Soldaten der Gruppe Wagner Russen waren, ausser vielleich es gab dabei noch ein Paar Serben. Die Geschichte die mit mutigen „Mütter der Soldaten“ bei den gefallenen russ. Soldaten in Ostukraine anfing wird sich jetzt wiederholen. Die Gefallenen haben auch jetzt Mütter, Frauen, Kinder, Familien, und trotz Orden und etwas Geld sind sie von einem verantwortungslosem System für nichts verheizt worden. Putin wird den Krieg gegen eine mutige Zivilgesellschaft nicht gewinnen und Gräber und Kränze verstecken können! P.S. Rostow ist wahrscheinlich Rostow am Don und befindet sich nicht nördlich von Moskau sondern in Schwarzmeer Nähe. Südlich von Rostow a. D. liegt Krasnodar und noch etwas südlich das Dorf Molkino wo angeblich Gruppe Wagner für Einsätze trainiert.

R. Heise / 01.05.2018

Sehr einseitig. Nur die Russen böse, Nato nice & innocent. Wenn, wie der Autor mal schreibt, „die Russen werden nur (sic!) Moskau und Petersburg verlieren“, dann bin ich mir sicher fallen Paar Bomben auch in Europa. Ob uns die 20 Liter Wasser pro Haushalt, die uns Kanzler Merkel empfielt, helfen - bezweifle ich sehr.

Uli Schmidt / 01.05.2018

Ich fürchte Israel wird sich nicht verteidigen, sondern aktiv einen Krieg gegen den Iran anstrengen, wenn man Netanjahus Worten so zuhört. Dabei sind die Beweise gegen Iran sehr zweifelhaft und sie rechtfertigen schon gar nicht einen völkerrechtswidrigen Angriff auf den Iran.

Helmut Driesel / 01.05.2018

Die Lieferung amerikanischer Raketen an Katar beweist, dass die Haltung der Regierung Trump keineswegs so berechenbar und offensichtlich ist, wie überall dargestellt. Nun weiß man ja nicht, ob die Sprengköpfe auch von minderer Durchschlagskraft waren wie die von den Deutschen an die Kurden gelieferten, damit sie Nato-Panzern nichts anhaben können. Das mag auf den ersten Blick intelligent erscheinen, die feine Art, nachhaltig Freunde zu finden, ist es nicht.

Elmar Schürscheid / 01.05.2018

Es lebe Israel, immer feste druff. Ariel Sharon wusste schon wem er trauen konnte. Mit Arabern ist kein Deal zu machen. Trump und die USA wissen das auch. Sogar Putin weiß das.

Peter Beil / 01.05.2018

Solange der amerikanisch-saudische Vertrag von 1945 seine Gültigkeit behält, ist jede Aktion gegen den Iran eben nur die eine Seite der Medallie. Der Extremismus im mittleren Osten speist sich eben aus zwei Hauptquellen: Iran und Saudi-Arabien. Der Islam hat zwei Haupt-Richtungen: Schiiten und Sunniten. Vergleichbar vielleicht mit Orthodoxie und Katholizismus. Das Buch von Horst G. Hermann hat mich auf den Gedanken gebracht, ob die von vielen herbeigesehnte Reformation des Islam nicht schon seit den 1920er Jahren mit der Gründung der Muslimbruderschaft ins Leben getreten ist und der IS nur eine konsequente Fortsetzung dieser ‘Sola’-Bewegung. Al-Baghdadi eine Inkarnation Luthers?

Thomas Weidner / 01.05.2018

Herr Heinsohn - warum sprechen Sie (und andere) es nicht aus: Die US-amerikanische Politik gegenüber den islamischen Staaten rund ums Mittelmeer und im Nahen Osten (ausgenommen die Golf-Staaten) setzte auf eine Substitution: Reduktion des militärischen Potentials der dortigen weltlichen Diktatoren gegen die weite Ausbreitung des radikalen Islamismus. Oder mit anderen Worten: Man hat kontrollierbare Qualität gegen unspezifische, unkontrollierbare Quantität ausgetauscht - um den Preis der Zerstörung der “Alten Welt”. Einzig offen bleiben zwei Fragen: Welcher Staat Westeuropas wird als erster an den Islam fallen - und wie wird die weitere Reihenfolge sein? Und die zweite Frage ist, ob durch die Durchseuchung Westeuropas und Afrikas mit dem antisemitischen - präziser antijüdischen - Virus wirklich dem Staat Israel oder überhaupt einem Juden geholfen hat oder hilft. Wobei die zweite Frage lediglich rhetorisch ist - weil die Antwort mit “nein” klar auf der Hand liegt: Dank der Reproduktionsrate islamischer Frauen wird es weitaus genug “Kämpfer” gegen die “Ungläubigen” und allen voran gegen die Juden geben. Somit haben die USA die Hydra geschaffen…

Wolfgang Kaufmann / 01.05.2018

Die Kontinuität der deutschen Geschichte verlangt, dem Iran das Wort zu reden. Selten wird mit so wenig eigenen Kosten die nächste Million zu schaffen sein. Ende Sarkasmus.

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