Roger Letsch / 10.06.2018 / 15:00 / Foto: H.Zell / 4 / Seite ausdrucken

Internet goes Brieftaube

Ich lege auf. Das war eben eines der Telefonate, wie ich es in den letzten Jahren immer mal wieder führte, allerdings ging es anders aus als gewöhnlich. Gewöhnlich passierte etwa folgendes: Der Chef eines kleinen Handwerksbetriebes meldet sich bei mir, er habe beschlossen, jetzt endlich und nach Jahren doch mal eine professionelle Webseite haben zu wollen. Damals, so der Chef, also vor gefühlt 15 Jahren, hätte der Neffe des Schwagers einen Nerd zum Freund gehabt, und der hätte da mal was gemacht, aber der sei längst nach Kanada ausgewandert, und nun wisse im Grunde niemand mehr, was und wo und wie. Wie der Name der Domain lautet, ist noch schnell geklärt, wo sie gehostet ist und wie die Zugangsdaten beim Provider lauten, weiß der Handwerker nicht.

Für solchen Schnickschnack habe er sich nie interessiert. Ein schneller Blick in die Datenbank des deutschen Domain-Registers bei denic.de erbrachte aber schnell Klarheit über C-Admin und Provider, und dem Handwerker konnte schnell geholfen werden. Wie gesagt, so war es „gewöhnlich“.

Doch die DSGVO hat auch bei der denic zugeschlagen. Um den Eigentümer und den Hoster einer de-Domain herauszufinden, muss man nun ein Formular ausfüllen, unterschreiben und per Brief oder Fax sein Begehren an die denic senden. Erfolg des Auskunftbegehrens: ungewiss.

Ein geradezu steinzeitlicher Prozess, der sich natürlich nicht innerhalb eines Telefonats abwickeln lässt. Meine Mail mit der Frage, ob der Domaininhaber vor Auskunfterteilung seitens der denic seine Einwilligung zur Weitergabe der Domaininhaberdaten geben muss, und ob dies womöglich auch schriftlich erfolgen muss, lies die denic bislang unbeantwortet. Gute Nacht, EU, viel Erfolg bei deiner „Digitalisierungsoffensive“, Deutschland. Der Letzte macht das Licht aus und schaltet die DNS-Server ab!

PS: Eine Abfrage mittels Whois-Funktion auf Kommandozeilenebene bringt außer Copyright-Texten zwar noch den zuständigen Nameserver zutage, aber aus diesem kann man nicht immer auf den Provider schließen. Auf den Eigentümer der Domain schon gar nicht.

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Leserpost

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Georg Dobler / 10.06.2018

Das find ich prima! Kann ich jetzt endlich eine anonyme Webseite anlegen und die Sau rauslassen ? Muss mein Finanzamt meine Akten vernichten und ich kann endlich ganz “neue” Zahlen angeben? Ich frage deshalb weil Herr Broder neulich hier geschrieben hat Deutschland zahlt 5,4 Milliarden an Herrn Erdogan und ich will mich eigentlich gar nicht so gerne an dieser Zahlung beteiligen weil ich woanders gelesen habe unsere Brücken werden langsam alle marode und in unseren Schulen müssen die WCs renoviert werden und die vebrannten Polizeiautos in diversen Städten kosten auch Geld und 5,4 Milliarden sind 5400 mal eine Million. Also mal hinsitzen und auf 5400 zählen und sich jedesmal eine Million Euros vorstellen. Ok, das mit dem Finanzamt nehme ich hiermit zurück, denn ich habe auch gelesen wer dem Finanzamt 1 Million wegnimmt muss ins Gefängnis. Das will ich nun doch nicht. Dann lieber es dem Herrn Erdogan geben damit er Geld für seine Gefängnisse hat in denen seine Gegner schmoren.

Robert Jankowski / 10.06.2018

Hey cool: nicht nur, dass die GroKo die Digitalisierung Deutschlands vollkommen verpennt hat (wer von den zuständigen Politkern hat schon Ahnung von dem Kram, Mutti eher garnicht!). Jetzt verhindert die DSGVO unserer grünen Freunde auch noch den normalen Umgang miteinander im Netz. Aber Hauptsache meine individuellen Daten sind geschützt. “Cum nescit tum orem tenit” meinte ein alter Lehrer von mir einmal (ich hoffe, ich habe das richtig behalten, wenn nicht bitte ich um Korrektur). Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten!

Karla Kuhn / 10.06.2018

“Gute Nacht, EU, viel Erfolg bei deiner „Digitalisierungsoffensive“, Deutschland. Der Letzte macht das Licht aus und schaltet die DNS-Server ab!”  Wenn das DSGVO hilft die EU “abzuwickeln” nehme ich paar schriftliche Umwege gern in Kauf. Danach wäre das Monster-Gesetz eh Geschichte. Der GRÜNE Initiator scheint eben ein besonders intelligenter Mann zu sein. Digitalisierung in Deutschland ? Wenn die so voranschreitet wie der BER, dann ist sie veraltete bevor sie begonnen hat.

Hans Bethe / 10.06.2018

Hallo, ich habe die Tage auch gemerkt, dass man über die DENIC nicht mehr einfach den Domäneninhaber einsehen kann. Ich bin bei einem ebay Geschäft betrogen worden (Ware bezahlt, aber nicht verschickt worden). Der Täter benutzt eine eigene Domäne, so dass ich den Inhaber über die DENIC ermitteln und dann anzeigen wollte. Auf den Seiten der DENIC habe ich festgestellt, dass u.a. nur Behörden anfragen dürfen. Freundlicherweise hat der ebay Verkäufer die Domäne mit einer anderen email Adresse auch auf einer Facebookseite verwendet und seine Anschrift im Impressum veröffentlicht.  Nach einer netten Mail mit dem Hinweis, dass er nächste Woche Besuch von der Polizei bekommen wird, wurde mein Geld umgehend zurück überwiesen! Anonsten hätte die Polizei den Domäneninhaber ermitteln müssen, was garantiert ein paar Wochen gedauert hätte. Grüsse Hans

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