Vermutlich gelten in Syrien für Angehörige der Mittelschicht und darüber ähnliche zivilisatorische Vorstellungen wie in Deutschland. Dasselbe dürfte auch für Rumänien und Bulgarien gelten. Trotzdem gibt es mit dem Zuzug einiger Menschen aus Bulgarien und Rumänien Probleme, die denen stark zu ähneln scheinen, die jetzt aus Hardheim berichtet werden. Man könnte also, horribile dictu, annehmen, dass Rumänen und Bulgaren froh sind, die “schlecht erzogenen” Mitbürger loszuwerden. Und möglicherweise kommen aus Syrien und anderen Ländern eben auch solche Menschen zu uns, die in ihrer Heimat nicht durch ausgeprägt gutes Benehmen aufgefallen sind. Die Betrachtung der vor 30 Jahren aus dem Libanon aufgenommenen Asylbewerber legt jedenfalls nahe, dass es die in der Region auch gibt. Vermutlich gibt es sie sogar überall auf der Welt. Nur der Umgang mit solchen Menschen ist unterschiedlich. Man kann sie links liegen lassen und ihr Fehlverhalten ggf. ohne Ansehen der Person und der Herkunft sanktionieren, wenn andere darunter zu leiden haben. Oder man kann sich als Nanny-Staat umfassend um sie kümmern, was in Deutschland für die vielen Deutschen, die jene Charakteristika aufweisen, bereits perfekt implementiert ist. Fragen Sie mal jemanden, der in dem Bereich arbeitet - da trauen Sie Ihren Ohren nicht mehr. Der Nanny-Staat für diejenigen unter den Zuwanderern, die besonders sozial problematisch sind, ist indes in Vorbereitung, und auch diejenigen Zuwanderer, die sich gern integrieren würden, wird man nach Möglichkeit so unter die Fittiche des Sozialstaats zu nehmen versuchen. Am besten wäre es aber noch, wenn alle Bürger unmittelbar zu Patienten des Sozialstaats würden, der für alles zuständig ist und sich um alles kümmert. Kostet auch nichts, denn das Geld kommt ja vom Staat, wie Genosse Hollande sagen würde.
Uns selbst wurden und werden ständig Regeln im Namen der vorgegebenen “Willkommenskultur” auferlegt. Schüler, deren Einrichtung an einen Asylstützpunkt grenzt, sollen die “Flüchtlinge” nicht “angaffen” und sich züchtig kleiden, der Anblick von Kruzifixen könnte religiöse Gefühle beleidigen oder Sirenalarm “Kriegsflüchtlinge” traumatisieren, etc. “Ja, die Integration einer großen Zahl von Menschen mit einem anderen kulturellen Hintergrund ist eine Herausforderung.” Für wen? Hier muß sich niemand “integrieren”, nur benehmen. Flüchtlinge haben ein Recht in ihrer Heimat und in unserer nur ein Recht auf Zeit. Daher gelten hier unsere Regeln, selbst wenn sie angeblich auf konservativen “Wunschvorstellungen einer ländlichen Idylle, die es so nie gegeben hat” beruhen und mit den “Realitäten einer modernen Welt”, des Herrn Heitmann inkompatibel sind. Herr Heitmann mag sich einmal auf Youtube den Ansturm der aggressiven “Refugees” auf die ungarischen Grenze anschauen. Dagegen würde weder eine Hardheimer Regelliste noch irgendeine “Willkommenskultur” etwas ausrichten
Autor Matthias Heitmann mag ja Recht haben, dass der Hardheimer Leitfaden zu kritisieren ist. Dies als “Posse” zu bezeichnen geht mir hingegen zu weit. Dies und der ganze Tonfall des Artikels zeugt von Überheblichkeit des Autors, von einem (übrigens auch aus dem 19. Jahrhundert stammenden) Herabblicken des sich für kosmopolitisch haltenden Autors auf die Provinz, der sich selbst offenbar für erheblich gescheiter hält als die Gemeindeverwaltung dieser “Kleinstadt” (wie er schreibt) im Odenwald. Die Probleme, die der Leitfaden anspricht, die vielen zivilisatorischen Grenzverletzungen und Rechtsbrüche durch die Migranten, die den kritisierten Leitfaden überhaupt erst notwendig gemacht haben, sind hingegen real; jedenfalls behauptet der Autor nicht, sie seien erfunden. Vielleicht hätte Herr Heitmann sich deshalb besser um die Frage gekümmert, wie man die Migranten dazu kriegen kann, sich so zu verhalten, wie man es von Gästen erwarten kann: höflich, zuvorkommend, und die Gepflogenheiten des Gastlandes und des Gastortes respektierend, auch oder gerade dann, wenn der in der Provinz liegt. Anstatt sich, das schreibt Herr Heitmann ja mit Klarheit, sich so zu verhalten, wie sie es zu Hause auch nicht dürften. Der von Autor Heitmann kritisierte Ton des Leitfadens ist im übrigen ein Resultat dessen, dass sich Deutschland nicht traut, das Selbstverständliche, nämlich dass die Migranten sich hier anständig und deutschlandkonform benehmen, mit Selbstverständlichkeit und Selbstbewusstsein einzufordern.
Entschuldigung, Herr Heitmann, aber die Regeln, die Sie hier kritisieren, sind aus der Praxis geboren, nicht aus jener abstrakten Distanz, aus der mitunter Artikel geschrieben werden. Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, daß man mitunter auch sehr elementare Dinge (Waren nicht öffnen, Toilettenspülungen benutzen) in Erinnerung rufen muß.
Der -angesichts vieler Nachrichten - sicher nötige Versuch, Regeln aufzustellen, mag in der Tat, so wie geschehen, etwas tolpatschig wirken. Und es ist nur zu natürlich, dass sich die Medien auf dieses Beispiel stürzen. Ach, wie schön belehrend kann man da doch wieder sein: Die dummen Hardheimer, machen die doch alles falsch. Ich hätte es doch ganz anders gemacht. Das lässt sich immer gut sagen, wenn man nicht unmittelbar betroffen ist. Herr Heitmann: Zehn gute und wirklich praktikable Vorschläge von Ihnen wären gewiss nützlicher gwesen als eine lange Reihe von Gemeinplätzen.
Dieser letzte Punkt in der obigen Aufzählung ist aber gerade der wichtigste. Da sie diese ganz normalen alltäglichen Dinge missachten, und das tun sie wirklich und oft, zeigen sie uns damit auch Verachtung. Die aufnehmende Gesellschaft verachtet sich leider selber, weswegen sie die Standards die bei ihr eigentlich gelten, gar nicht mehr einfordert. Also werden selbst rudimentärste Benimmregeln einfach ignoriert. Ihr Deutschen müsst anfangen eure Vorstellungen durchzusetzen, auch mit Kontrolle und Hinsehen, nicht mit falscher Toleranz. Vielen Syrern haben die Islamisten in der Heimat auch erzählt das wir ja nur Kuffar sind ....ihnen naturgemäss weit unterlegen, und wir bestätigen deren Erzählungen jeden Tag. Selbstbewusstsein hiesse das Zauberwort.
„Liebe fremde Frau, lieber fremder Mann“ - vielleicht ist aber auch nicht die Formulierung schlecht, sondern vielmehr die Tatsache, dass wir, die Lesenden, “fremd” mit etwas Negativem assoziieren. Faktisch gesehen ist die Anrede ja richtig: Menschen aus einem anderen Land, die hier ankommen, sind erst einmal fremd, und daran ändert auch die Tatsache nichts, dass wir zum Ziel haben, die Fremdheit zu überwinden. Das Ziel zu erreichen setzt die korrekte Analyse des Jetzt-Zustandes voraus, und jetzt sind diese Menschen noch fremd. Wenn bei “fremd” die Alarmglocken losgehen, ist das vielleicht auf ähnliche Weise falsch, wie wenn wir bei dem Wort “alt” denken, wir diskriminieren jemanden und wollen lieber auf “Senior” ausweichen. Es ist nichts Schlimmes daran, alt zu sein, und es ist normal, fremd zu sein, wenn man ein anderes Land betritt. Zumindest an Letzterem kann sich mit der Zeit etwas ändern.
Das Allerletzte, das gestresste Kommunalpolitiker jetzt noch brauchen, sind SOLCHE Belehrungen. Wie wäre es, wenn der Autor seinerseits 1.200 Flüchtlinge irgendwo in Deutschland beaufsichtigt. Mal sehen, ob am Ende noch so eine schlaue Handreichung dabei herauskommt…
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