„Die Zitate aus Texten von Augstein, die das Simon-Wiesenthal-Zentrum als Belege einer angeblich antisemitischen Haltung des Autors anführt, spiegelten Kritik, aber keine Hetze wider“, heißt es exemplarisch in der Solidaritätserklärung des Deutschen Journalisten-Verbands. „Es sei die Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten, kritisch zu berichten. Das schließe die israelische Politik mit ein.“[3]
Wer genauer hinschaut, stellt aber fest, dass bei Augstein von „kritischer Israel-Berichterstattung“ keine Rede sein kann. In sechs Spiegel-Online-Kommentaren über Israel, die Jakob Augstein zwischen September 2011 und November 2012 veröffentlichte, tritt der Antisemitismus derart offen zutage, dass es schmerzt.[4]
„Wenn Jerusalem anruft, beugt sich Berlin dessen Willen“, behauptet Jakob Augstein (3) und bringt damit nicht nur jüdische Strippenzieher ins Spiel, die „unsere“ Politik klammheimlich bestimmen. Gleichzeitig wird mit dem Verb „sich beugen“ auch das aus der Weimarer Zeit berüchtigte Bild des „Erfüllungspolitikers“ evoziert: Der Jude kommandiert, der Deutsche kuscht.
Das ist nicht, wie Augstein seine Spiegel-Rubriken überschreibt, „Im Zweifel links“, sondern „Im Zweifel rechtsradikal“; ein Slogan, der weniger einem Möllemann, als einem Jörg Haider eingefallen wäre, eine Hetze, wie sie ansonsten Mahmoud Ahmadinejad formuliert. http://www.matthiaskuentzel.de/contents/ein-journalist-in-noeten