Henryk M. Broder / 19.02.2016 / 21:02 / 7 / Seite ausdrucken

Im Vatikan ist der Teufel los

Es ist ja nicht mein Papst, und dewegen kann er tun und lassen, was er will. Aber ich möchte schon sagen, dass er im Vergeich zu seinem Vorgänger ein wenig deppert ist. Und das Fliegen bekommt ihm nicht. Wenn der Heilige Vater hoch über den Wolken eine Pressekonferenz gibt, redet er Unsinn. Vor kurzem hat er mitten in einem Fug nach Manila gesagt, er würde jedem, der seine Mutter beleidigt die Fresse polieren. Dabei ging es eigentlich um Charlie Hebdo und warum man sich über religiöse Gefühle nicht lustig machen sollte.

Jetzt hat er, wieder auf einem Flug, kurzerhand Donald Trump exkommuniziert. Ein Mensch, der Mauern errichte, statt Brücken zu bauen, könne kein Christ sein.

Nicht ganz so feinfühlig war der Stellvertreter Gottes auf Erden, als er vor kurzem den iranischen Präsidenten Ruhani im Vatikan empfing. Dabei ging es "um den Einsatz der Kirche für Menschenwürde und Religionsfreiheit, die Stärkung des interreligiösen Dialogs und der gegenseitigen Toleranz", lauter Dinge, die ganz oben auf der Agenda der Ayatollahs stehen, noch vor den Frauenrechten und dem Respekt gegenüber religiösen und sexuellen Minderheiten. Der Papst hat sich nicht davor geekelt, die blutgetränkte Hand des iranischen Präsidenten zu drücken und mit ihm ganz entspannt zu plaudern und zu witzeln. Der ist zwar kein Christ, dafür aber ein echter Brückenbauer.

Lesen Sie zum gleichen Thema auch: Ein Papst ist ein Papst ist ein Papst ist ein Papst

 

 

 

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Steffen Bartels / 21.02.2016

Broder, Broder, Broder… Besser kann man es nicht sagen. Und - dies die zweite Qualität - es braucht so wenig Worte dazu. (Wie bemerkte einst Noddy Holder von The Slade so treffend: Wer´s nicht in einem Drei-Minuten-Lied sagen kann, kann´s überhaupt nicht sagen…) Dank für diesen zwiefachen Genuß, wenngleich die Wahrheit eine bittere ist.

Pavel Hoffmann / 21.02.2016

Wie immer haben Sie recht mit der Beurteilung der heutigen Situation Herr Broder. Es ist leider nicht nur der Papst, der überschwänglich den Mörder Rohani begrüßt aber viele europäische Politiker tun es auch. ich bin sogar überzeugt, dass der Massen Mörder Assad wird in Europa wie auch im Vatikan bald viel herzlicher willkommen, als der demokratisch gewählter israelischer Ministerpräsident Netanjahu.

Sönke Joachim Peters / 20.02.2016

Es ist bezeichnend, dass Franziskus es offensichtlich für recht und billig hält, dass unternehmungslustige, arbeitswillige Süd- und Mittelamerikaner illegal in die Vereinigten Staaten eindringen, um dann dort das Lohnniveau für legal lebende unter ein erträgliches Niveau zu drücken. Einmal abgesehen davon, dass der Vatikan von sehr hohen Mauern und sehr strikten Sicherheitschecks umgeben ist; und eine “Brücke” von dort einzig als Fluchtweg zur Engelsburg führt, wo man sich noch besser verteidigen kann: Beim ‘Sacco di Roma’ 1527 konnte Papst Clemens VII. sich so vor der Soldateska Kaiser Karl V. in Sicherheit bringen. Das sollte Franziskus bekannt sein. Aber was soll man von einem Papst erwarten, der dem Aberglauben vom anthropogenen Klimawandel seinen Segen gibt? Sein Vorgänger im Amt hatte diesen Hokuspokus noch als, mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen der entsprechenden vatikanischen Fakultäten nicht in Einklang zu bringen, beschrieben. Insofern kann ich mich dem Urteil des geschätzten Herrn Broder nur anschließen; und den heiligen Vater im Vergleich zu seinem Vorgänger ein wenig deppert nennen.

Wolf Krüger / 20.02.2016

Lieber Herr Broder, sie sprechen einen wichtigen Aspekt an: Franziskus trägt sein Herz (zu) sehr auf der Zunge. Dass durch Sie eine (in Deutschland längst überfällige) Rehabilitierung Benedikts erfolgt - wie schön! Unzweifelhaft ist Benedikt schlauer - ein Genie, allerdings ein sehr ruhiges, auch nach außen hin demütiges. Benedikts Größe wird erst in Zukunft erkannt werden. Jedoch muss man auch sehen: jeder Papst hat seinen eigenen Charakter. Die Ungeschicklichkeit, die man Benedikt in Personalfragen hart vorwarf, ist bei Franziskus kein Thema (obwohl hier auch unglückliche Entscheidungen erfolgten). Franziskus`Aussagen muss man immer in der Gesamtheit sehen (z B auch die Morgenpredigten und die Pressekonferenz in der gesamten Länge), dann relativieren sich die (teilweise medial gehypten) Aussagen zum Teil. Unbestritten ist allerdings, dass er im Umgang mit Medien zu gutgläubig (siehe nichtautorisierte Interviews basierend auf Gedächtnisprotokollen eines alten linken Journalisten!) ist und die Worte nicht genug abwägt.

Michael Geier / 20.02.2016

Letzteres kann einer (typisch) jesuanischen “Taktik” (“Sei deinen Feinden näher als deine Freunden”) geschuldet sein, daher geschenkt. Die Geschichte mit Trump ist hingegen mal wieder höchst opportunistisch. Vor allem weil es eben nicht unbedingt “christlich” bzw. der “höhere Wille Gottes” sein kann, unkontrolliert “Freund UND Feind” die Tür zu öffnen, es sei denn, die Gastgeber sind suizidal veranlagt. Wer wissen möchte, wer hierzu einen wirklich “christlich-konstruktiven” Beitrag leistet(e), dem lege ich Roland Tichy in der letzten Maischberger Sendung nahe. Falls “mein” Papst mehr “die Liebe der Welt” (anstatt den “Willen Gottes”) sucht, sollte er sich, zumindest bei diesem Thema, besser zurückhalten.

Rudolf Dietze / 20.02.2016

Menschen sind halt so. Ich nehme mich nicht aus. Und auch Sie werden schon Feh’e'ler gemacht haben. Muß halt jeder vertan werden. Die einen werden Papst, die anderen Bundeskanzlerin und andere Wutbürger und Kritiker. Beim Papst und bei der Bundeskanzlerin fehlt allerdings die innerbetriebliche Opposition.

Wolfgang Richter / 19.02.2016

Dieser Papst sieht sich wie viele andere auf diesem Planeten berufen, sich nach außen für die Armen und zu kurz Gekommenen einzusetzen. Da kann man dann offenbar im Rahmen des großen Sendungsbewußtseins schon mal die Orientierung und den Blick auf am Wegesrandes liegende Kleinigkeiten verlieren, auch wenn diese Kleinigkeiten Steinhaufen sind, mit denen im Namen der einzig wahren Religion Personen wegen unbotmäßigem Verhalten gesteinigt werden, andernorts Köpfe abgeschlagen oder wegen nicht religionskonformem größere Gruppen an eigens zum Zwecke des Strangulierens zusammen gestellten mobilen Baukränen am Halse hängend hoch gezogen werden. Vielleicht wurde dies einfach nicht angesprochen, weil man sich die Vorhaltungen wegen der Kreuzzüge oder der Massenexekutionen im Namen der kath. Kirche bei den Zwangsmissionierung u.a. in der Neuen Welt ersparen wollte. Daß im Gegensatz zur Auslegung der einzig wahren Religion bei den anderen im Laufe der letzten Jahrhunderte ein Nach- u. Umdenken statt gefunden hat (was allerdings nur schwerlich zu Entschuldigungen bei den Nachfahren der Opfer u. noch weniger zu Wiedergutmachungen geführt hat) wird ja als Argument in der Diskussion nicht zugelassen.

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