Gastautor / 26.04.2016 / 10:00 / Foto: Tarquin Binary / 3 / Seite ausdrucken

Idomeni mit Starbesetzung im Kino: “THE MARVELOUS SCAVENGERS”

Von Wolfram Ackner.

In der Berliner Zeitung war vor kurzem ein Bericht über den „Aktionskünstler“ Ai Weiwei im Flüchtlingslager von Idomeni zu lesen. Der Autor beschreibt mit saftiger Süffisanz, wie Ai Weiwei - inmitten all der Flüchtlinge sehr groß und dick wirkend, immer umschwirrt von ein paar sehr dünnen Assistentinnen, etlichen Kameraleuten und Gaffern - mit großen Schritten und bedeutsamer Miene durch das Flüchtlingslager schreitet. Wie er Kinderköpfe tätschelt und 'Hugs 4 free' an wehrlose Frauen verteilt. Wie er in einem Familienzelt eine unfreiwillige Slapsticknummer hinlegt, weil er beim Hinabbeugen zu den Tee trinkenden Flüchtlingen das Gleichgewicht verliert, und dermaßen in das Zelt stürzt, dass es dabei fast zusammenbricht:

"Die Flüchtlingsfamilie betrachtete Ai Weiwei mit vor Schreck geweiteten Augen. Ich meine, man muss sich nur mal kurz in diese Leute hineinversetzen, die vor dem Krieg flüchteten, monatelang unterwegs waren, schließlich hier ankommen, und beinahe unter einem riesigen Chinesen begraben werden. Ai Weiwei bat um Verzeihung, zog dabei jedes einzelne Familienmitglied an seine mächtige Brust, was die Furcht der Flüchtlinge noch zu vergrößern schien. Dann zog Ai Weiwei weiter und sprach in eine Kamera, wie wichtig es für die Flüchtlinge sei, dass er hier bei ihnen weilt. Ich könnte mir vorstellen, dass die Flüchtlinge von Idomeni mittlerweile ganz schön genervt sind von Ai Weiwei. Weil der fast jeden Tag kommt und immer so seltsame Dinge macht. So ließ er vor einer Woche einen weißen Flügel in das vom Regen aufgeweichte Lager bringen, auf dem eine 24 Jahre alte Syrerin spielen durfte. Die Aktion bedeute, sagte Ai Weiwei, dass Kunst den Krieg besiege. An einem anderen Tag ließ er sich von einem Flüchtling die Haare schneiden.  Die Aktion bedeute, sagte Ai Weiwei, dass er seine Haare an diesem Ort lasse und dass seine Haare niemals zu ihm zurückkehren werden. Am Strand von Lesbos stellte Ai Weiwei Anfang Februar das Foto des kleinen Jungen nach, dessen Leiche in Bodrum ans Ufer gespült worden war. Ai Weiwei lag wie ein toter Wal in der Brandung und erklärte später, es gehe darum, die vielen Opfer nicht zu vergessen."

Ein wahrer Held, Ai Weiwei, wie leibhaftig einem Marvel-Film entsprungen. Trotzdem - Capt'n America zum Beispiel ist ein unglaublich mächtiger Superheld, und von Marvels Avengern mein absoluter Liebling. Aber war Capt'n America alleine in der Lage, den furchterregenden Loki aus Asgard zu stoppen, als dieser sich mit den Chitauri verbündete, um den Tessarakt in seine Macht zu bringen und mit dessen Hilfe die Welt zu erobern ? Nein, das war Capt'n America trotz seiner Superheldenpower nicht! Es benötigte eine Organisation fähiger und williger Menschen, es benötigte S.H.I.E.L.D., um diese dunkle Macht zu bekämpfen. Capt'n America alleine konnte nichts bewirken, aber zusammen mit dem Iron Man, the Black Widow, Hawkeye, the incredible Hulk und Lokis Bruder, dem Donnergott Thor, waren sie eine Macht, waren sie 'S.H.I.E.L.D.', waren sie 'Marvels Avengers'.

So, wie Idomeni langsam zum Promi Big Brother-Camp gemacht wird, wird es Zeit für einen neuen Superhelden-Actionfilm, mein Arbeitstitelvorschlag lautet: ' Marvel(ou)s (Sc)avengers.

Ein Ai Weiwei reicht nicht aus, um gegen Frontex, die mazedonischen Grenzfaschisten, Sebastian Kurz und die Gleichgültigkeit der Massen zu bestehen. Wir brauchen einen 'R.E.F.U.G.E.E.-S.H.I.E.L.D.'

Nobbie Blüm spielt den Incredible Nob, nur dass der Incredible Nob in seiner heiligen Raserei nicht grün anschwillt, sondern puterrot, wenn er in seinem Flüchtlingszelt vor den versammelten Journalisten, Fotografen und NGO-Mitarbeitern aus seinen Bestsellern liest: "AUFSCHREI! Wider die erbarmungslose Geldgesellschaft", "EINSPRUCH! Wider die Willkür an Deutschen Gerichten' sowie erste Gedankenskizzen zu seinem neuem Projekt "WIEDERREDE! Ich nur Mist"

Jürgen Todenhöfer ist der Donnergott Tor, und er füllt die Rolle von der Fußspitze bis zum Mittelscheitel. Til Schweiger brilliert als Hawkeye mit genuschelter Coolness, der Schutzsuchenden quer durch den Balkan den Weg in seine Vorzeige-Flüchtlingsheime freischießend, und Margot Käßmann ist die legendäre Black Widow, die ihre Feinde mit Gebeten & Messwein unschädlich macht – sagen wir, mit Gebeten und den Resten des Messweins. Währenddessen schippern erneut Bundestagsabgeordnete von Grünen, SPD und Linkspartei in Rettungswesten bekleidet die Spree hoch und runter, um ein Gefühl davon zu bekommen, wie es ist, dem nassen Tod ganz nah zu sein. Die Berliner Abgeordneten Thomas Birk (Grüne) Hakan Tas (Linke) und Fabio Reinhard (Piraten) reaktivieren als Zeichen der Solidarität die legendären 'Five 4 Refugees'  und das ganze Land wird von den Medien gebrennpunktet und gezdfspezialt, um bei der Bevölkerung ein Problembewusstsein herzustellen.

"THE MARVELOUS SCAVENGERS": demnächst ununterbrochen auf ARD und ZDF

Wolfram Ackner (46) ist  von Beruf Schweißer im Anlagen- und Behälterbau. Er lebt in Leipzig und schreibt neben seinem bürgerlichen Beruf Kurzgeschichten und andere Texte

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Petra Moldenhauer / 28.04.2016

Danke, Herr Ackner- das sollten Sie hauptberuflich machen:-). Ein wahres Feuerwerk an Worten und “Gleichnissen” (Ai Weiwei als Capt’n America-). Ich habe selten so viel schmunzeln müssen, obwohl das alles ja mehr unfreiwillige Komik “unserer” Politiker ist (Grüne im Rettungsboot, um empathische Erfahrungen im Nahtotbereich zu sammeln oder von Blüm ganz zu schweigen)-man deshalb also eher heulen sollte.

Karsten Berg / 26.04.2016

Herr Ackner , Sie haben mir heute den Tag gerettet. Ich habe endlich mal wieder herzlich lachen können. Sehr schön wie sie diesen, sich selbst so überaus wichtig nehmenden “Aktivisten”,  den Spiegel vorhalten. Von Herrn Ai Weiwei habe ich noch seine vor kurzem medienwirksam präsentierte Rettungswesteninszenierung am Gendarmenmarkt in Berlin in Erinnerung, zu welcher dann die geladenen Promis bei Chapagner und Häppchen eingehüllt im goldfarbene Rettungsdecken ihre Solidarität mit den über das Meer kommenden Migranten ausdrücken sollten - Fremdschämen pur.

Martina wiemann / 26.04.2016

Wann kommt der Film ? Ich hab jetzt schon so gelacht wie lange nicht mehr

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