Henryk M. Broder / 18.12.2015 / 01:16 / 13 / Seite ausdrucken

Ich heiße Kleber und weiss von nix

Es sei schon erschreckend, meint Claus Kleber, “wie viele vernünftige Menschen glauben, dass wir hier regelmäßig Grundlinien unserer Berichterstattung mit den Mächtigen in Berlin absprechen. Wir haben keine Ahnung , woher so was kommt, und mit dieser Bemerkung handle ich mir wahrscheinlich schon wieder viel Post ein”. Denn: “Wenn die Berichterstattung von jemanden im Journal bestimmt wird, dann hätte der oder die ja irgendwann mal zum Beispiel mit mir sprechen müssen, das ist nie passiert. Nie.” (Hier)

Pass auf, Kleberchen, ich erkläre dir, warum mit dir keiner sprechen will. Weil du trotz deines AT-Vertrages ein zu kleines Licht bist. Die Kanzlerin lädt nur die Intendanten zu sich sein, um mit ihnen die “Grundlinien der Berichterstattung” zu besprechen, zuletzt am 30. September dieses Jahres. Auch im heute journal wurde über dieses Treffen nicht berichtet. Denn es war, wie uns ein enger Mitarbeiter der Kanzlerin bestätigte, “ein informelles Treffen”, nicht im Kranzler am Ku’damm bei Kaffee und Kuchen, sondern im Kanzleramt. Und: “Über derlei informelle Treffen gibt es keine Pressemitteilungen.”

Weil du, Kleberchen, zu diesem Treffen nicht eingeladen warst und auch keine Pressemitteilung bekommen hast, kannst du nicht wissen, dass es stattgefunden hat. Und schon gar nicht, worüber bei diesem informellen Treffen geredet wurde. Bestimmt nicht über die SUVs von Audi, die Billig-Flüge von Essay Jet oder die neue Koffer-Kollektion von Rimova. Eher schon darüber, worüber nicht berichtet wird..Aber das kannst du nicht wissen, du warst ja nicht dabei.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

André Siepmann / 18.12.2015

Soweit ich weiß, werden doch die öffentlich-rechtlichen Anstalten über die Gebühren der Bürger finanziert. Also sollten demokratische Standards gelten. Wenn nun die Kanzlerin die Intendanten zu einem “informellen” Treffen einbestellt, über dessen Inhalte der Souverän nichts erfahren darf, dann…läßt mal wieder die DDR grüßen. Und Kleber paßt da auch ins Bild.

Bernhard Walter / 18.12.2015

Hr. Kleber war ja jüngst auch ganz empört, als er über den 25. Jahrestag der vom Volk der Andersartigen erzwungenen Abschaltung der Aktuellen Kamera des DDR-Fernsehens berichtete. Empört über diese Sendung, die Einflussnahme der SED-Bonzen. Aber dennoch gut möglich, dass auch er mal als Zeitzeuge befragt wird wie Klaus Feldmann, der letzte AK-Sprecher. Allzuviel Abstand ist nicht mehr.

Eugen Karl / 18.12.2015

Sorry, aber die angegebene Quelle für Merkels Einberufung der Intendanten verweist ihrerseits als Quelle auf Achgut, womit wir uns im Kreise drehen. Ich hätte wirklich gern gewußt, wie diese These belegbar ist. Könnte man einen Beleg nachreichen?

Uwe Peters / 18.12.2015

Sehr geehrter Herr Broder, bei Quellenangaben auf eigene Artikel verweisen ist nicht immer schlau. Monika Bittl: Sie wundern Sich – besonders derzeit – über die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender? Ich wundere mich nicht mehr, seitdem ich erfahren habe, dass Angela Merkel vergangenen Mittwoch, 30. September 2015, ALLE Intendanten der öffentlich-rechtlichen Sender zu sich bestellte. Über was die wohl gesprochen haben? Bestimmt nur über den Wetterbericht! (Fundstück: achgut.com) Trotzdem herzliche Grüße Uwe Peters

Dr. Dean Grunwald / 18.12.2015

“Jenau so isses!” Als ich Klebers beleidigtes Geplapper vernahm musste ich zuerst grinsen. Doch dann wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte über soviel “weiss von nix”. Herzliche Grüße aus Israel Dean Grunwald Israel Nachrichten Ltd.

Johannes Schlörb / 18.12.2015

Gibt es zu diesem Intendanten-Rapport irgendeine andere, zitierfähige Quelle als der Link, der wiederum zurückverweist auf achgut.com? Nichts gegen Frau Bittl, aber alle Google-Verweise führen wieder zurück zu ihr, und wo sie ihrerseits die Information her hat, bleibt sie uns leider schuldig.

Martin Wolff / 18.12.2015

Dennoch muß ja danach Merkels Befehl auf irgendeine Weise bis zu Kleber vorgedrungen sein. Und das wird er sehr wohl bemerkt haben. Aber das hat er ja auch nicht dementiert. Genau wie bei anderen Unternehmen gibt es auch im ZDF eine Betriebsblindheit: die Gruppe der Menschen bestätigt sich gegenseitig in ihren Ansichten. Ich frage mich, warum er dieses Statement gebracht hat. Diejenigen, die ihm nicht glauben, wird er so auch nicht überzeugen können. Diejenigen, die ihm glauben, nicken verständig mit dem Kopf. Diejenigen, die zweifeln, zweifeln danach noch immer. Eine bloße Behauptung alleine wirkt wenig überzeugend. Ich denke, er hat es für sich selber getan. Eine Imagepflege. Wenn er wirklich wissen möchte, warum so viele Menschen die Berichterstattung für verzerrt halten, könnte er z.B. hier schlauer werden. Er könnte diese Zweifel und Kritikpunkte in seiner Ansprache aufgreifen und ihnen etwas entgegen stellen. Hat er aber nicht. Und deswegen glaube ich den Nachrichten nur noch wenig und sehe sie entsprechend selten. Ich bin nicht im Osten aufgewachsen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass dort Aktuelle Kamera und Neues Deutschland nur aus beruflichen Gründen von einer kleinen Minderheit des Politapparates verfolgt wurde, um die tagesaktuelle Parteilinie zu kennen. Darauf läuft es bei uns hinaus. Sehr schade. Übrigens: Den Schießbefehl hat es auch nicht gegeben.

Heiko E. Dohrendorf / 18.12.2015

Im Zuge der vorauseilend gehorsamen Umsetzung solcher »Grundlinien der Berichterstattung« – es ist übrigens nicht nötig, Pseudojournalisten wie Herrn Kleber zu manipulieren, denn die können sich gar nicht mehr vorstellen, dass sie etwas anderes überhaupt nur denken könnten als den automatischen Unsinn, der aus ihnen plappert und der präzise dem schlechten Allgemeinen entspricht, das eine konsensuale Milchmädchendarstellerin wie Frau Merkel ebenso unfreiwillig perfekt verkörpert – ist kein anderes Verb als »will« mehr möglich: Die Welt als Wille und Verlautbarung. Vorgestern endlich hat auch Frau Gerster es geschafft, seitdem ist Neusprech total: Sechs von sechs Hauptnachrichten der »heute«-Sendung begann die Dame mit der rhetorisch optimierten Mimik mit einem Satz, der folgendem Schema folgt: Subjekt – »will« – Objekt – »besser« / »noch besser«– Hilfsverb. Subjekt ist immer was Gutes, also »Die Bundesregierung«, »Die Europäische Union«, »Die UNO«, »Die Weltgemeinschaft« oder »Bundeskanzlerin Merkel«. Prädikat ist immer »will«. Objekt ist auch immer was Gutes, also »das Weltklima«, »den Friedensprozess«, »das Wirtschaftswachstum« oder »die Willkommenskultur in Deutschland«. Adverb ist immer »besser« oder »noch besser«. Als Hilfsverben dienen ausschließlich: »retten«, »helfen«, »schützen« – nur das gute »bergen« bleibt Sache der Freiwilligen Feuerwehr. (HED)

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Henryk M. Broder / 12.03.2024 / 14:00 / 62

Christian Wulff: Liechtenstein? Nein, danke!

Unser beliebter Ex-Präsident Christian Wulff hat Angst, Deutschland könnte auf das Niveau von Liechtenstein sinken. Das kleine Fürstentum hat auf vielen Gebieten längst die Nase…/ mehr

Henryk M. Broder / 07.03.2024 / 16:00 / 19

Aserbaidschanische Kampagne verhindert Armenien-Debatte

Eine in Berlin geplante Buchpräsentation und Diskussion über bedrohtes armenisches Kulturgut konnte aus Sicherheitsgründen nur online stattfinden. Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP)…/ mehr

Henryk M. Broder / 04.03.2024 / 14:00 / 23

Michael Blume: Vom Zupfgeigenhansl zum Ersten Geiger?

In der Dienstzeit des Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume hat die Zahl antisemitischer Straftaten in Baden-Württemberg erfolgreich zugenommen. Aber der Mann hat andere Sorgen. Ende Dezember letzten…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 12:15 / 35

Eilmeldung! Herr Schulz ist aufgewacht!

Im Büro der Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann war nach einem Bericht von Achgut.com die Luft heute morgen offenbar besonders bleihaltig. Richtet man…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 06:00 / 125

Frau Strack-Zimmermann hat Cojones, ist aber not amused

Es spricht für Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ), dass sie mein Schaffen verfolgt. Deshalb hat sie noch eine Rechnung mit der Achse offen. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ) hat…/ mehr

Henryk M. Broder / 22.02.2024 / 10:00 / 80

No News aus Wolfsburg in der Tagesschau

In Wolfsburg stellt sich der VW-Chef auf die Bühne, um Weltoffenheit zu demonstrieren. Die Belegschaft hat derweil andere Sorgen. Die Tagesschau meldet, auch an diesem Wochenende hätten tausende…/ mehr

Henryk M. Broder / 18.02.2024 / 11:00 / 57

Eine Humorkanone namens Strack-Zimmermann

Ja, wenn einem deutschen Politiker oder einer deutschen Politikerin nichts einfällt, irgendwas mit Juden fällt ihm/ihr immer ein. Dass immer mehr Frauen in hohe politische…/ mehr

Henryk M. Broder / 13.02.2024 / 06:00 / 186

Panikmache im Konjunktiv, Gehirnwäsche im Schleudergang

Gesetze zum Schutz der Demokratie sind das Vorspiel zur Abschaffung der Demokratie mit gesetzlichen Mitteln. Dazu müssen nur neue „Tatbestände“ erfunden werden, etwa die „verfassungsschutzrelevante…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com