Dirk Maxeiner / 07.06.2016 / 10:44 / 29 / Seite ausdrucken

Hurra, wir kapitulieren: Jetzt auch in Meckpomm

Wenn eine gemeinsame Wirtschaftsdelegation der Bundesländer in den Iran reist, um dort  den deutsch-iranischen Wohlstand zu mehren, so bedarf dies einer besonderen kulturellen Sensibilität. Aus diesem Grunde wurden die weiblichen Mitglieder der offiziellen Delegation für eine zweisprachige Broschüre mehrheitlich verschleiert. Wer sich die Zukunft der deutsch-iranischen Beziehungen einmal bildlich vorstellen will, kann sich hier die Broschüre ansehen oder herunterladen.

Anmerkung: Die Broschüre wurde nach der Veröffentlichung durch die Achse inzwischen vom Netz genommen.

Zur Ehrenrettung muss man sagen: Nicht alle machten da mit. Aber das kann ja noch kommen, die Beziehungen entwickeln sich nämlich äüßerst positiv. Zurück in Deutschland berichtete der mitgereiste Christian Pegel, Minister für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern: „Wir waren über die Verbindlichkeit überrascht, die uns in den Gesprächen begegnete. Unsere Erwartung, erste Kontakte zu knüpfen, und den Boden für weitere Gespräche zu bereiten, wurde deutlich übertroffen“.

Ab jetzt wird Iranmässig in die Hände gespuckt: „In den nächsten Wochen sind wir gefordert, Politik wie Unternehmer, den Elan der Reise zu nutzen, und den iranischen Gesprächspartnern Planungen als weitere Grundlage oder sogar konkrete Angebote zu unterbreiten“, so Pegel. Beispielsweise  wurde ein Vertrag über die Verzollung, Verladung und Abwicklung von 35.000 Tonnen Gerste und 6.500 Tonnen Mais über den Hafen Mukran abgeschlossen. Die Lieferung soll im Juli erfolgen. Die Iraner denken derweil über einen Export von einigen tausend Tonnen weiblicher Kopfbedeckungen nach Greifswald und Rostock nach.

Aktualisierung: Anstelle der Broschüre findet sich inzwischen folgender Hinweis, der für sich selbst spricht:

Information zur Broschüre der AHK im Iran

Sehr geehrte Damen und Herren,

da es im Nachgang zur gemeinsamen Delegationsreise von Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt in den Iran offensichtlich zu Irritationen um die Delegationsbroschüre der Außenhandelskammer Iran (AHK) kam, stellen wir fest:

Zwischen dem 28. Mai und dem 2. Juni 2016 befand sich eine Wirtschaftsdelegation der drei vorgenannten Bundesländer zu einer Markterkundungsreise im Iran, mit Stationen in Teheran und Isfahan. Die Reise wurde vor Ort durch die AHK und die Deutsche Botschaft organisiert und betreut. Für die Treffen mit iranischen Unternehmen (Kooperationsbörsen) wurde durch die AHK eine Delegationsbroschüre erstellt, die zur Erleichterung des Dialogs die Namen, Positionen und Fotos aller Delegationsteilnehmerinnen und -teilnehmer enthält.

Einige Teilnehmerinnen tragen auf den abgebildeten Fotos ein Kopftuch. Diese Teilnehmerinnen verwendeten für die Broschüre Fotos, die ebenso für die Beantragung ihrer Visa bei der iranischen Botschaft verwendet wurden. Im Iran ist das Unterlassen des Kopftuchtragens für alle Frauen und Mädchen, auch Ausländerinnen, in der Öffentlichkeit strafrechtlich untersagt.

Die AHK beabsichtigte in ihrer Broschüre generell die für Visaerteilung angefertigten Fotografien mit Kopftuch zu verwenden. Durch eine technische Panne der AHK in Teheran kam es bei einigen Teilnehmerinnen zu einer Verwendung alter Passbilder.
Hinweis:

Das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr ist sich des hohen Stellenwerts der Presse- und Meinungsfreiheit bewusst. Die Verfassung schützt die kritische Meinungsäußerung, insbesondere auch der Medien, unabhängig von der Berechtigung der Kritik.
Andererseits sind die Medien verpflichtet, bei ihrer Berichterstattung das Persönlichkeitsrecht zu respektieren. Bei einer -ggf. auszugsweisen- Veröffentlichung der Broschüre sind die Gesichtszüge der Mitarbeiterinnen des Ministeriums unkenntlich zu machen.

Hintergrund:

Strafrechtliche Vorschriften im Iran:

Das Kopftuchtragen ist für Frauen und Mädchen im Iran strafrechtlich vorgeschrieben in der Öffentlichkeit. Dies wussten alle mitreisenden Frauen der Delegation und haben sich an diese Vorschrift selbstverständlich gehalten.

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Leserpost

netiquette:

Frank Baumann / 07.06.2016

Ich bin ein wenig enttäuscht und empört. In dem verlinkten Dokument sind tatsächlich noch einige Unverschleierte zu sehen, Wahrscheinlich Ewiggestrige, die den friedfertigen, toleranten Islam beleidigen wollen.

Karla Kuhn / 07.06.2016

Soll das ein Witz sein, Herr Maxeiner ? Wenn nicht, dann bleibt mir ja die Spucke weg. Schämen sich diese Frauen nicht, sich so unterzuordnen und ihre Identität, auch wenn es nur für kurze Zeit ist,  zu verleugnen ?? Wir sind wirklich weit gekommen in Deutschland. Wenn ich in eine Kirche gehe, wo Kopfbedeckung erwünscht ist, lege ich mir ein Tuch um den Kopf aber ganz bestimmt nicht, wenn ich auf Augenhöhe mit einem Handelspartner einen Vertrag abschließen möchte.  Was kommt als nächstes ?

Werner Geiselhart / 07.06.2016

Lieber Herr Maxeiner, bitte sagen Sie mir, dass das ein Fake ist. Bitte bitte bitte!

Klaus Klinner / 07.06.2016

Sich “aus Höflichkeit den Kopf zu bedecken” mag ja in Ordnung sein, wenn beim Gegenbesuch die iranischen Frauen, sofern sie überhaupt offiziell dabei sind, barhäuptig in Deutschland auftreten.

Eberhard Franzke / 07.06.2016

Sehr geehrter Herr Maxeiner, ich mußte schallend lachen, als ich die verhüllten Frauenhäupter neben den (meist) urdeutschen Namen erblickte. Sollte einmal ein Gegenbesuch stattfinden, wird wohl - wie bei Ruhanis Besuch in Rom - das Strassenbild vorab zurechtgebrezelt werden müssen. Zumindest kann man annehmen, daß die Partner unter dem Eindruck dieser “gelungenen” Broschüre entsprechende Erwartungen haben. Danke für den Link Ihren kurzen Bericht ! Mit besten Grüßen E. Franzke

Philipp Tremblau / 07.06.2016

Da der Westen seine strategische Überlegenheit verloren hat und jetzt eine multipolare Welt besteht - wie sie sich die Grünen immer gewünscht haben!? -, bleibt den Politikern wenig anderes übrig, als sich im Ausland den Gastgebern anzupassen. Wirklich peinlich wird es erst, wenn sie sich hierzulande beim Empfang einer iranischen Delegation ebenso kleiden oder beginnen Skulpturen zu verhüllen, wie es Herr Renzi vorgemacht hat.

Lothar Kopp / 07.06.2016

DEUTSCHLAND IST IMMER NOCH EXTREM Du lieber Himmel. Soll das eine kulturelle Respektsbezeugung sein? Eher wohl ein Stück aus dem Tollhaus im letzten Akt, der da heißt: Unterwerfung. So sieht dann wohl das Überschreiten des eigenen kulturellen Zenits aus: Verschleierung/Verleugnung eigener Werte.

Steffen Lindner / 07.06.2016

Die Mitarbeiter in den Ministerien sind eben kultursensibel.  Michel Houellebecqs “Unterwerfung” nun auch bald in Deutschland…

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