“Man soll sich nicht schuldig fühlen. Aber verantwortlich.” Eben. Und dann sollte man sich nicht um einen Einzelspinner Gedeon kümmern, sondern z. B. darum, dass solche Stolpersteine, anstatt nur thematisiert zu werden einfach sang- und klanglos verschwinden, wenn eine bestimmte Klientel in der Nähe wohnt. Wo bitte war der Bericht dazu? Und wenn der Autor wirksam etwas in Verantwortung tun will, schlage ich als Thema nicht ein paar Trittsteine vor, sondern beispielsweise, dass die EU in Millionenhöhe Jahr für Jahr meine Steuergelder jenen zukommen lässt, die die aktuell lebenden Juden gerne in genau das Schicksal treiben würden, wovon die Stolpersteine berichten. Ansonsten entsteht der Eindruck: Dort meckern, wo der wenigste Gegenwind zu erwarten ist (gegen AfD geht immer), streichelt das eigene Wohlfühlen noch am besten!
Die meisten Denkmäler können vielleicht ein Gefühl für die Tragik, für das Unfaßbare vermitteln- mehr auch nicht. Man kann die Stolpersteine schlecht finden, weil darauf getreten und gespuckt wird. Ein Verständnis für die Zeit vermitteln mir diese Steine nicht. Das tut keines dieser Mahnmale und Gedenkstätten, die man mal gesehen haben sollte, aber ich wüßte jetzt nicht, warum man dies regelmäßig tun sollte. Wichtiger finde ich, daß Bildungseinrichtungen, Medien vermitteln, worum es eigentlich geht. Wenn “Du Jude!” auf dem Schulhof kursiert, dann wurden diese Steine umsonst eingelassen.
Gerade das unglückliche Schicksal der einzelnen Menschen verdeutlicht für mich den Mangel an Empathie, den ideologische Tiefflieger wie Herr Gedeon offenkundig haben.
Ich teile die Ansicht des Autors nicht, da ich den starken Verdacht habe, dass Herr Gedeon (dessen Ansichten ich zumeist auch nicht teile) hier wieder nur als Feigenblatt dient, um zum wiederholten Male gegen die AfD auszuteilen. Und zum P.S. fällt mir nur ein, dass Thälmann zwar ermordet wurde, als Initiator des terroristischen Hamburger Aufstandes aber auch nichts dagegen hatte, dass mehr als 100 Menschen getötet wurden. Ob für so jemanden unbedingt Stolpersteine zum ewigen Gedächtnis angebracht sind, kann jeder für sich entscheiden.
Gedeon ist der Ströbele der AfD, mit dem Unterschied, dass Gedeon in seiner Partei kaum ernst genommen wird.
Ich hingegen bin gegen die Stolpersteine. Ich lehne Wolfgang Gedeons Antisemitismus ab, unterstütze Israel mit ganzem Herzen, leugne den Holokaust nicht, habe sehr gut jüdische Freunde und finde die Stolpersteine verkehrt. Es gibt auch einen Schuldkult. Man kann sich nicht für den Holokaust “verantwortlich” fühlen, ohne sich schuldig zu fühlen, das ist schizophren. Man sollte die materiellen und geistigen Ursachen des Holokaustes, die in der deutschen Geschichte und im deutschen Selbstbewusstsein wurzeln, sehr genau untersuchen. Aber Stolpersteine? Nein. Sie sind eine Flucht vor der harten seelischen Arbeit deutscher Selbsterkenntnis in Sentimentalität.
Nichts gegen die Stolpersteine, die ich genau so erlebe wie Sie, Herr Schneider: Als Anlass zum Innehalten und zu einem vertieften Gedenken. Als Sie beginnen, sich reflexhaft an dem greisen Herrn Gedeon abzuarbeiten, der seinen bizarren Unsinn lebenslang ohne die AfD produziert hat, kommt bei mir allerdings das Gefühl auf, die Stolpersteine sollen nun auch zum AfD-Bashing instrumentalisiert werden. Breitenwirksamkeit gewinnt der Kauz nur durch die aufgescheuchten Großmedien und Beiträge wie den Ihren. Lesen Sie Broders Buch “Vergesst Auschwitz” und sie kommen mit einer Entkrampfung des Gedenkens seiner Hysterisierung als Reaktion auf Figuren wie Gedeon zuvor! Ich bin sicher, dass es jede Menge Leute gibt, die sich ärgern über Stolpersteine; die dürfen sich auch äußern (Meinungsfreiheit!), haben aber im Zweifelsfall nichts zu sagen (Demokratie!).
als ich nach Israel fuhr, tat ich dies mit einem mulmigen Gefühl. Aber ich wurde überrascht, nicht einer der mir gegenüber unfreundlich war weil ich Deutscher war. Alle waren freundlich und normal, nicht einer der mir einen Vorwurf machte. Und ich war bestimmt als Deutscher zu erkennen. In einem Laden zum Beispiel haben wir umständlich versucht zu erklären, was wir wünschten. Der alte Herr sagte dann in tadellosem Deutsch “Mensch Jungs, könnt ihr nicht Deutsch reden”.
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