Manfred Haferburg / 01.01.2018 / 11:34 / Foto: Ron Kroon / 24 / Seite ausdrucken

Helldeutschland macht dunkel

Die Grünen freuen sich, Gundremmingen Block B geht endlich für immer vom Netz. Da kann man ja eben mal fordern, dass Gundremmingen C gleich mitgeht.  

Deutschland trennt sich, scheinbar ohne Bedauern, von einem volkswirtschaftlichen Objekt im Wert von drei Milliarden Euro. Wie sagte die Oma: „Wir ham’s, wir könn’s“. Die „Ethikkommision“, bestehend aus schrulligen Bischöfen, wirren Politikwissenschaftlern und linken Soziologen hat’s der Kanzlerin empfohlen. Und die hat, unter dem Eindruck des Tsunami in Japan mit nachfolgender Kernschmelze in drei Fukushima-Reaktoren, das unumkehrbare Aus für alle deutsche AKW bis 2022 beschlossen. Wie weitsichtig. Wenn der nächste Tsunami Süddeutschland verheert, wird sie längst nicht mehr im Amt sein.

Japan hat hingegen gerade die Genehmigung zur Wiederinbetriebnahme von zwei nachgerüsteten Reaktoren in Kashiwazaki Kariwa erteilt, fünf weitere Reaktoren sind dort für ihren Restart im Endspurt. Diese Japaner sind aber auch durch nichts zu erschrecken und ganz anders als die Deutschen. Mit der Willkommenskultur haben sie es nicht so. Bis in Deutschland der letzte Reaktor vom Netz geht, werden die Japaner 300 Flüchtlinge aufnehmen.

Der deutsche Atom-Ausstiegs-Beschluss war zwar nicht ganz verfassungskonform – aber dafür nachhaltig – zum Schaden der deutschen Steuerzahler und Stromkunden. Die Arbeit, die ein KKW von 1.350 MW (Verfügbarkeit von 90%) leistet, entspricht ungefähr der Arbeit von 4.400 Windrädern (Verfügbarkeit von 20%), ein Windpark von der Fläche des Stadtstaates Bremens mit 320 Quadratkilometern.

Jetzt sind noch sieben große deutsche AKW am Netz und leisten eine Arbeit von 31.000 Windrädern – wenn Wind weht. Der Flächenbedarf für ihren Ersatz durch Windräder wäre so groß wie zweimal das Saarland. Das wäre vielleicht noch machbar, würde aber der Energiewende nicht helfen. Denn es sind dummerweise immer noch keine industriellen Stromspeicher erfunden, wenn auch die Zujubelpresse immer wieder Gegenteiliges behauptet, hier, hier und hier. Daher muss künftig bei Flaute nun auch statt Gundremmingen B die böse Kohle die Last übernehmen. Wie jemand auf die Idee kommen kann, gleichzeitig mit den Kernkraftwerken auch noch die netzwichtigen Kohlekraftwerke abzuschalten, erschließt sich mir nicht – mit dem Mäntelchen der Nächstenliebe gesagt.

Gundremmingen B war einer der modernsten Siedewasserreaktoren der Welt. Das AKW produzierte kontinuierlich 1.350 Megawatt Grundlast und gehörte zu den Stützpfeilern der Stromversorgung Süddeutschlands. Mal sehen, wieviel Stützpfeiler die Linken noch absägen können, bis ihnen das elektrische Dach auf den Kopf fällt. Es sind ja noch einige geplant.

Wie sagte doch die in „Margarineproduktion am Niederrhein“ promovierte Umweltministerin Barbara Hendricks anlässlich der Abschaltung von Gundremmingen? „Die Atomkraft ist ein technologischer Irrweg. Anders als von Skeptikern prophezeit, leidet Deutschland nicht unter einer Stromlücke. Wir haben im Gegenteil sogar gigantische Stromüberschüsse. Unsere Stromversorgung ist sicher.” Barbara Hendricks wird vielleicht mit diesem Satz, wie ihr berühmter Kollege Norbert Blüm, in die Annalen der berühmten deutschen Denkerinnen und Denker des 21. Jahrhunderts eingehen.

Manfred Haferburg ist Autor des RomansWohn-Haft, der die spannende Geschichte eines von der Stasi verfolgten DDR-Kernkraftwerkers nachzeichnet. Mit einem Vorwort von Wolf Biermann.

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Leserpost

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Volker greve / 01.01.2018

Es gibt im Leben zwei ewige Baustellen. Der Kampf gegen Schmutz und gegen Verblödung.

Hubert Bauer / 01.01.2018

Wer 1 1/4 Stunden Zeit hat und es sich lieber erklären lässt als selber zu lesen, sollte bei Google “Hans-Werner Sinn” und “Energiewende” eingeben. Dort erklärt Hans-Werner Sinn sehr eindrucksvoll, warum wir mit der seit Jahren laufenden Energiewende kaum CO2 eingespart haben, warum wir es auch die nächsten Jahrzehnte nicht werden und wo langfristig kaum zu überwindende Hindernisse bestehen.

Heinrich Rabe / 01.01.2018

Die Probleme der Energiewende sind weitgehend gelöst. Es gibt nur noch drei: Physik, Chemie und Betriebswirtschaft. Die Logik ist kein Problem: Aristoteles lebte vor 2.300 Jahren, seine Prinzipien sind in einem so fortschrittlichen Land wie Deutschland offensichtlich längst überholt.

Rudolf George / 01.01.2018

Ach könnte man nur all die heiße Ideologieluft, die in Parteizentralen, Ministerien und Redaktionsstuben abgelassen wird, für die Energiegewinnung nutzbar machen…

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