„Stell dir vor, du wärst Papst“ lautet eine Aktion der Mopo (siehe „Alt, aber ungeil“ von Wolfgang Röhl, achgut, 27.9.2008), und wer wäre berufener, dieses Thema zu verhandeln, als ein Boulevardblatt, das Spezialmassagen-Angebote in der Anzeigenrubrik „Gesundheitsdienste“ unterbringt?
Fünf Hamburger wurden vor der Wahl des neuen Pontifex befragt, was sie „als Erstes machen würden“. Das Ergebnis haut Jorge (sprich: “Horrhää”) Bergoglio aka Franziskus I. nicht eben den Pileolus vom Haupt; es handelt sich um die - zumal in der stets politisch korrekten und ergo sturzlangweiligen Mopo - sehr vorhersagbaren Punkte, die zufällig auch alle irgendwie mit dem Geschlechtlichen zu tun haben:
„Zölibat abschaffen“
„Abtreibung erlauben“
„Verhütung tolerieren“
„Ehe auch für Homopaare“
sowie „Schluss mit Pädophilen“ - eine Forderung, die ein gewisser Justin H. erhebt und die, allgemein als rechtspopulistisches Statement verpönt, im Gewand des Katholikenbashings offenbar willkommen ist: „Als Papst würde ich zuerst dafür sorgen, dass sich Priester nicht mehr an Kindern vergreifen.“ Wie er das anstellen würde, das verrät Justin leider nicht. Auch nicht, wie er sexuellen Missbrauch außerhalb der Kirche - ja, das soll tatsächlich vorkommen! - verhindern will. Aber das wäre auch ein bisschen viel verlangt von dem 21-Jährigen, der als Verkäufer der lokalen Obdachlosenzeitung „Hinz und Kunzt“ gewissermaßen noch am unteren Ende der Karriereleiter herumsteht.
„Die geilsten Wagen vom letzten Christopher Street Day um den Bernini-Altar herumkurven lassen“, womöglich mit dem Papamobil vorneweg, das wäre auch eine tolle Antwort gewesen! „Die Pietà mit Fingerfarben bemalen.“ Oder: „Die Sixtinische Kapelle endlich mal auf Welttournee schicken!“
Rein theoretisch bestünde auch die Möglichkeit, sich - vor allem als Oberhaupt einer Kirche, der 1,2 Milliarden Menschen angehören - mal mit der Essenz des Glaubens auseinanderzusetzen oder mit der Frage, wie man einer Welt, der gerade alle möglichen Werte abhanden kommen, Orientierung anbieten könnte, aber das hat dann leider nicht notwendigerweise was mit Sex zu tun, liegt also außerhalb des Vorstellungsbereichs der meisten Hobby-Kirchenkritiker.
Wenn es um die großen Fragen des Lebens geht, wären wir mit einem Papst Justin wohl ziemlich aufgeschmissen. Wahrlich, ich sage Euch: Am beschränkten Horizont der Leute würde Rabbi Jeshua aus Nazareth auch heute noch verzweifeln. Und nicht nur er. Wer eine Ahnung davon bekommen will, warum Benedikt XVI. sich in die Einsamkeit zurückgezogen hat, braucht nur die Mopo von heute zu lesen.