Ralf Schuler / 15.01.2014 / 17:06 / 10 / Seite ausdrucken

Grün-Rot in der Sex-Krise!

Nun will sich also Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (65, Grüne) selbst in den Streit um den „Bildungsplan 2015“ einschalten, will das Gespräch mit den Kirchen suchen, obwohl er selbst „gar nicht verstehe, was stört“ (FAZ).

Was stört, steht in einer Online-Petition „Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens“, die inzwischen von mehr als 133 000 Menschen unterstützt wird. Tendenz steigend. Im Kern geht es in dem internen Bildungsplan darum, wie ab 2015 „sexuelle Vielfalt“ an den Schulen im Ländle der Jugend näher gebracht werden soll. Der Lehrer Gabriel Stängle, der die Petition ins Netz gestellt hat, fürchtet vor allem eine ideologische „Umerziehung“ im Sinne der Schwulen- und Lesbenverbände, die am Papier des Bildungsministeriums mitgeschrieben haben. Auch die Kirchen und Vertreter von Lehrerverbänden protestierten.

Was Kretschmann nicht versteht oder nicht verstehen will, ist die Tatsache, dass schon der entsprechende Passus über „Vielfalt in der sexuellen Identität und Orientierung (Hetero-, Homo-, Bisexualität; Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle)“ von alarmierender, ganz offenkundig ideologisch getriebener Schlichtheit zeugt.

Völlig unterschiedliche Orientierungen und Phänomene hinter der fröhlichen Vokabel „Vielfalt“ zu versammeln, nur weil alles irgendwie mit Sex zu tun hat, ruft völlig zu Recht den Widerstand gerade von Lehrern hervor. Mehr als ein unreflektierter Enttabuisierungswahn kann sich hinter dieser Auflistung nicht verbergen. Wer mit indifferenten Geschlechtsmerkmalen (Intersexualität) geboren wird, hat eine völlig andere Ausgangslage als ein Homo- oder gar Heterosexueller.

Niemand kann im Ernst etwas dagegen haben, wenn an Schulen zu Toleranz und Verständnis erzogen wird. Die christlichen Kirchen schon gar nicht, deren Botschaft es ja gerade ist, jeden Menschen so anzunehmen, wie er ist (Matthäus 25,40: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“) Aber man kann sehr wohl etwas dagegen haben, all dies als gleichrangig unter einem bunten Regenbogen der Vielfalt darzustellen.

Niemand hat das Recht, andere wegen ihrer sexuellen Orientierung herabzusetzen. Und doch wäre es gerade auch in einem solchen Orientierungs(!)-Papier für die Schulen wichtig darauf hinzuweisen, dass die klassische Hetero-Beziehung die Keimzelle unserer Gesellschaft ist, dass nur sie Träger allen Lebens ist und den schlichten biologischen Fortbestand der Menschheit sichert. Sofern man nicht auf künstliche Menschenzucht um“orientieren“ will.

Kurz: Jeder darf und soll nach seiner Facon selig werden (Friedrich II.), aber nicht jede Facon ist gleich. Genau deshalb hat Artikel 6 des Grundgesetzes (besonderer Schutz von Ehe und Familie) seine bleibende Berechtigung. Diese Unterschiede zu benennen, ist auch keine Diskriminierung, sondern wird – im Gegenteil – auch Inter- oder Transsexuellen viel besser gerecht, als ein hirnloser Regenbogen antibürgerlicher Aktivisten.

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Leserpost

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Rita Eberbeck / 17.01.2014

@Roland Laser: Und was ist wenn B gleich Null ist?

Kai Karstens / 17.01.2014

Ich muss Karsten Troyke zustimmen. Es ist mehr als ärgerlich und inhaltlich inkonsequent, dass auf einem Blog, der tendenziell für Vernunft und gegen faktisch unbegründete Hysterie einsteht, sobald es um sexuelles Begehren und geschlechtliche Identität geht, genau selbiges vorherrscht: inhaltslose Hysterie vor lauter Panik, die hochheilige Heterosexualität könnte durch ein wenig Antidiskriminierungsarbeit zu Schaden kommen. Wer möchte das Menschen nur Sex haben bei dem Kinder gezeugt werden und das auch nur Kinder geboren werden, die durch Sex miteinander verheirateter, heterosexuell begehrenden Menschen gezeugt wurden, soll doch bitte gemeinsam mit sämtlichen Salafisten auf irgendeiner fernen Insel einen neues Mittelalter erschaffen und nicht meinen, die eigenen Ansicht würde sich mit Aufklärung und Liberalismus vertragen.

Karsten Troyke / 16.01.2014

@Fiona Allen und andere: Eine Familie ist, wo Leute (möglichst liebevoll) zusammenleben und Kinder aufziehen. Das ist zu schützen. Punkt.

Dirk Jäckel / 16.01.2014

@Fiona Allen “Werden demnächst auch Blinde Auto fahren dürfen im Geiste der Gleichbehandlung?” Nein, werden sie nicht (es sei denn, wir haben bald das vollautomatisierte Auto). Wissen Sie warum nicht? Naa? Ja, genau, es wäre für den Blinden selbst und vor allem für die Mitmenschen zu gefährlich. Und nun erklären Sie mir, was an gleichgeschlechtlicher Liebe so gefährlich ist. Ich weiß nicht so recht, ob es mich deprimieren soll, dass homophobe Argumente oft so bizarr sind. Ich denke, ich entscheide mich eher für Optimismus. Wenn die Argumente gegen eine liberale Gesellschaft so absonderlich sind, wird sie sich durchsetzen.

Esther von Buch / 16.01.2014

Sehr schöner Beitrag, vielen Dank, Herr Schuler! Und genau: wenn man Gottes Schöpfungsordnung verdreht, dann gibt es bald keine Schöpfung mehr. Um das zu glauben, muss man Menschen, die einen anderen Weg gehen, nicht herabwürdigen, aber man darf dennoch der Auffassung sein, dass es ein falscher Weg ist. Das ist für mich Toleranz. Alles andere wäre Intoleranz der Meinung anderer gegenüber und fatal. Und wer am Ende selig wird, bestimmt nicht der gute alte Friedrich, sondern der Seligmacher selbst :-).

Tobias Gabrys / 16.01.2014

Aus der Seele geschrieben. Genau das ist es, was mir ebenfalls durch den Kopf geht. Dazu kommt aber der Ton, in welchem diese Gedanken und Bedenken zurückgewiesen werden. Da wird von Radikalität, von Extremismus, von Fundamentalismus sogar von Seiten des Ministerpräsidenten gesprochen. Da wird der vielgelobte Dialog nicht gesucht und wenn doch, dann von vorneherein mit der Ansage, dass es darum geht den Anderen, den falsch Liegenden ihre Fehler klar zu machen und sie zur Aufgabe zu bewegen. Dass der Initiator dann auch noch suspendiert und zur Aufgabe von Ämtern bewegt wird - da offenbart sich wieder eine Seite dessen, was Broder so passend als EUdSSR bezeichnete, wenn auch im nationalen Rahmen. Wenn es “nur” bei diesem Thema so wäre könnte man es verkraften, aber das geht ja mittlerweile bei allen sozialen, politischen und religiösen Themen so. Diversität und Vielfalt nur in dem von den sich selbst als idealen Menschen sehenden Rahmen.

Fiona Allen / 15.01.2014

Eine Familie ist ein Mann und eine Frau. Punkt. Werden demnächst auch Blinde Auto fahren dürfen im Geiste der Gleichbehandlung?

Karsten Troyke / 15.01.2014

“Und doch wäre es… ...für die Schulen wichtig darauf hinzuweisen, dass die klassische Hetero-Beziehung die Keimzelle unserer Gesellschaft ist, dass nur sie Träger allen Lebens ist und den schlichten biologischen Fortbestand der Menschheit sichert.” Ist das nicht selbstverständlich? Wird das nicht auch im Biologieunterricht deutlich? Geschützt werden sollten doch Menschen, die Kinder aufziehen. Das können manche “Regenbogen”-Familien besser als irgendwelche kaputten Ehen. Außerdem ist das Leben einfach unterschiedlich, man kann ja auch nicht zu einer alleinerziehenden Frau sagen: los, such Dir einen Mann, sonst bist Du nicht mehr gleichwertig und Deine Kinder werden einen Schaden davontragen! Das heißt, man kann es schon sagen, aber wem hilft das? Worum geht es in der Petition? Katholisches Scheidungsverbot? Gegen Regenbogen-Ideologie, ja, aber was ist das eigentlich? Eine Vereinigung von Verschwörern, die die Liebe in den Familien kaputtmachen wollen und Menschen in Reagenzgläsern züchten wollen. Ich nehme an, am Ende hat sich das ein Rotschild ausgedacht, um die arme Menschheit besser zu unterdrücken. Die Achse ist wohl doch leider auch bei diesem Thema nahe an PI News.

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