Sehr geehrter Herr Schweighäuser, man kann allerdings ein Mantra vor sich hertragen - im übertragenen Sinne. Schließlich tragen ja die vielen farblosen und entpersönlichten Journalisten unserer Einheitspresse die üblichen Sprechblasen wie eine Monstranz vor sich her - im übertragenen Sinne (es ist ja nicht jeden Tag Fronleichnam oder sonst ein hoher katholischer Feiertag). Dass Herr Sarrazin von Mantra spricht, ist eher seinem mutikulturellen Empfinden geschuldet: Immerhin verstehen das Wort Mantra auch Menschen, die dem Christentum nicht angehören, gell?
“Sehr große Zahlen am unteren Rand der Gesellschaft” sind sicherlich leichter zu ertragen als eine sehr kleine Zahl von Bestsellerautoren, deren prominentester sich über “ein wachsendes kulturfremdes Proletariat” mokiert, aber in demselben Text schreibt, die Bundesregierung trage etwas “wie ein Mantra (...) vor sich her”, also den Unterschied zwischen diesem und einer Monstranz nicht kennt.
Am 3. September 1939 erklärten Großbritannien und Frankreich Hitlers Drittem Reich, begründet mit dessen zwei Tage zuvor begonnenem Angriff auf Polen, den Krieg. Dann aber erschöpften sich die Offensivbemühungen der Westmächte während der Wochen, in denen die Wehrmacht (und ab dem 17. September auch die Rote Armee) damit beschäftigt waren, dem polnischen Heer den Garaus zu machen, in der symbolischen Besetzung eines kleinen Wäldchens in der Pfalz. Nichts, was den ernstlichen Willen hätte erkennen lassen, den Krieg zur Rettung Polens zu führen. Auch in den Monaten danach vermied man sorgsam alles, was im wahrsten Sinne des Wortes nahe gelegen hätte, um dem erklärten Ziel, die Naziregierung niederzuringen, näher gekommen wäre, nämlich einen direkten Angriff auf Deutschland. Stattdessen beschäftigte man sich lieber mit phantastischen Projekten wie einer Besetzung Nordskandinaviens unter dem Deckmantel einer Hilfeleistung für Finnland in ihrem Verteidigungskrieg gegen die friedliebende Sowjetunion, in Wahrheit, um so die Eisenerztransporte aus Schweden nach Deutschland zu unterbinden, oder einer möglichen Sprengung des Eisernen Tors in Serbien, um Deutschland von rumänischem Öl abzuschneiden oder, noch irrwitziger, der Bombardierung der sowjetischen Schwarzmeerflotte von Griechenland aus. Krieg führen: Ja, schon irgendwie, schon ein bisschen, aber bitte kein Aufhebens machen und Hauptsache möglichst weit weg von zu Hause. Am 10. Mai 1940 schritt der Gegner dann eben selbst zur Tat. Alles schon einmal da gewesen.
Sehr geehrter Herr Sarrazin, vielen Dank für diesen Beitrag. Mit Herr Kreutzer’s Kommentar ist wohl alles mit beantwortet.
Ich arbeite als Sozialarbeiterin selbst in einem Wohnheim für junge männliche unbegleitete Flüchtlinge, 10 aus Afghanistan, 2 sind aus Somalia. Kein einziger hat einen Pass vorzulegen, keiner will wissen, wann er geboren ist und natürlich sind dann alle unter 18, was jedoch bei genauem Hinsehen nicht stimmen kann. Sie scheinen sehr genau zu wissen, dass man unter 18 bessere Chancen über das Jugendhilfegesetz in Deutschland hat. Makaber kommt es einem dann vor, wenn man von einem erfährt, dass er 10.000 Euro für einen Schlepper bezahlt hat, sein Cousin eben soviel! Gearbeitet hätten sie in einer Teppichmanufaktur, seien geschlagen worden und wollten deshalb aus dem Land flüchten. Natürlich habe es auch Bedrohungen durch Islamisten gegeben. Woher das Geld für die Schlepper gekommen sei, beantworten sie mit dem Gesparten der Eltern, doch der Vater sei arbeitslos, die Mutter sowieso. Woher haben die also soviel Geld? Natürlich würden die Eltern nebst Geschwistern irgendwann nachkommen. Das Benehmen der Jugendlichen ist in den meisten Fällen sehr entspannt, sie lachen und scherzen, gehen zum Friseur, bekommen Taschengeld, Kleidergeld und eine Erstausstattung. Sie werden jeden Tag bekocht, gehen zum Deutschunterricht, haben 2 Bettzimmer und sind in einer allumfassenden deutschen Sozialstation angekommen. Ihre Schulbildung reicht vom Analphabeten bis zum englischsprechenden jungen Afghanen. Sie alle werden ärztlich gut versorgt, nebst sofortiger verschiedener Therapien, auf die ein Deutscher manchmal monatelang warten muss. Das Anspruchsdenken an den Deutschen Staat ist hoch! So hat einer dann auch geäußert, nachdem er eine Woche auf eine MRT-Untersuchung warten musste, “Was so lange?” er habe gehört, in Deutschland bekäme man alles gleich! Sicherlich haben einige auch Schreckliches erlebt, aber die Traumata darüber sind nur bei Einzelnen erkennbar. So wird wohl der eine Somalier über das Handy von radikalen Islamisten erpresst, die seinen Bruder gefangen genommen haben sollen, dass wenn er nicht zahle, der Bruder ermordet werden würde. Dies scheint glaubhaft zu sein. Andererseits lügen diese jungen Männer sehr oft, setzen sich über Verbote hinweg und meinen, dass sie freier sind, als wir es ihnen erlauben. Die Trauer, dass sie ohne Eltern hier sind, ist so gut wie nicht erkennbar. Das lässt Zweifel an deren Geschichten aufkommen. Ganz abgesehen davon, dass einige auch Gras rauchen und/oder sogar damit dealen. Eine Angst, erwischt zu werden, ist auch in diesem Fall nicht erkennbar! Soweit erstmal mein Bericht aus der Praxis mit männlichen unbegleiteten Flüchtlingen.
Griechenland und Italien wären durchaus in der Lage, ihre Außengrenzen zu schützen: 1. Sie unterhalten Seestreitkräfte, die durchaus in der Lage sind, die neuralgischen Punkte zu schützen. Es geht nicht um den Schutz aller Küsten. Zum punktuellen Schutz reichen die Seestreitkräfte jedenfalls (siehe http://www.globalsecurity.org/military/world/europe/gr-nautiko-equipment.htm und http://www.globalsecurity.org/military/world/europe/it-marina-navi.htm). 2. Beide Länder sind fähig, ihren Luftraum zu schützen, und der umfasst im Gegensatz zu den Hoheitsgewässern das gesamte Staatsgebiet in 3 Dimensionen. Dazu unterhalten die Länder Luftstreitkräfte. Wenn diese die Grenzen (des Luftraumes) schützen können und dürfen, warum nicht auch die Seestreitkräfte? Was unterscheidet das Abfangen eines unangemeldeten Flugzeugs von dem eines Bootes sowohl in technischer als auch in moralischer Hinsicht? In beiden Fällen nutzt man technische Mittel zur Aufklärung, schnelle Einsatzmittel zum Abfangen und die Drohung des Waffeneinsatzes zur Erzwingung eines erwünschten Verhaltens. Beim Abschuss von Luftfahrzeugen wären die unerwünschten Folgen eines Gewalteinsatzes noch wesentlich dramatischer als bei Schiffen. Und wenn die Deutsche Bundeswehr den Luftraum über den Grenzen der Republik kontrollieren und schützen darf, warum die Landstreitkräfte nicht ebenso die Grenzen am Boden?
Wie so oft, wenn ich Beiträge von Thilo Sarrazin lese, frage ich mich: Wieso, um alles in der Welt, ist der Mann noch in der SPD, wieso zahlt er Beiträge an eine Partei, die genau das propagiert, was er (völlig zu Recht) so vehement kritisiert…? Ich begreife es einfach nicht…..
Hochverehrter Herr Sarrazin, danke für die Analyse und mein Bedauern, dass der Artikel, statt in einer großen deutschen Zeitung mal wieder in der freien Schweizer Presse erscheinen musste. Die Chuzpe von Frau Merkel scheint unüberbietbar: Die jetzige illegale Migrantenwelle wurde durch die Sogwirkung von Fehlanreizen aus dem deutschen Sozialsystem ausgelöst; ich weigere mich, den Begriff “Flüchtlinge” zu benutzen. Jetzt, da sie merkt, aber nicht öffentlich eingestehen will, dass ihr der deutsche selbstherrliche Alleingang auf die Füße fällt, appelliert sie (bettelt, schmeichelt, droht?) an die Solidarität der EU-Mitgliedstaaten und läßt sich von Sultan Erdogan vorführen. Statt weiterer Entlastungseinsätze im Ausland gehört m.E. die Bundeswehr zu Sicherung der eigenen Staatsgrenze, Unterstützung der Grenzpolizei eingesetzt, wenn der politische Wille zur Definition da wäre, dann gälte die aktuelle Lage als Katastrophenfall. Zwischen der kindischen Gegenüberstellung von “Alle reinlassen oder abknallen”, zuletzt bei Illner oder Maischberger, und notwendigen und wirkungsvollen polizeilichen Maßnahmen gibt es m.W. zahllose Abstufungen ohne einen einzigen Toten oder Verletzten, wie man zuletzt um Schloß Elmau gesehen hat; wenn man denn will, funktioniert auch die Souveränität über das eigene Staatsgebiet wieder.
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