Die Inszenierung hätte selbst amerikanische Werbestrategen neidisch gemacht. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad verlieh Orden an Soldaten, die vor zwölf Tagen 15 britische Marineangehörige in den Iran verschleppt hatten. Er behauptete, das iranische Volk sei zutiefst empört über die Verletzung der Seegrenzen. Und doch lasse man die Briten in einem Akt der Gnade frei. Als Geschenk an London, das nicht „tapfer genug“ sei, seinen Fehler einzugestehen. Größer kann ein PR-Coup nicht sein. Oder?
Wenn man das Blendwerk beiseitelässt, dann sieht die Bilanz anders aus. Der Iran hat seine Ziele nicht erreicht. Weder Großbritannien noch die USA ließen sich zur Eskalation verführen - und der internationale Druck auf Teheran blieb trotzdem konstant. Nun schickt der Iran die Briten ohne Bedingungen nach Hause. Stichhaltige Beweise, dass diese in iranischen Gewässern geschippert hätten, hat Teheran nicht vorgelegt. London kann Irans PR mit der sprichwörtlichen britischen Zurückhaltung hinnehmen. Denn hinter den großen Worten versteckt Ahmadinedschad eine peinliche Niederlage.
Kölner Stadt-Anzeiger, 5.4.07