Katharina Szabo / 01.01.2014 / 16:30 / 8 / Seite ausdrucken

Gott ist ein Mann

Das glauben zumindest die Katholiken und huldigen darüber hinaus einer frauenlosen Trinität aus Vater, Sohn und heiligem Geist. Zwar durchziehen zahllose Frauengestalten die katholische Theologie, diese heißen aber nicht Göttinnen sondern Heilige. Demzufolge wird ihnen also ein Platz in der zweiten Reihe zugewiesen. Überhaupt wird Frauen im Katholizismus einiges verwehrt. Etwa die Karrierechance, Priesterin zu werden. Viele junge Frauen träumen davon, ein mit 7:00 Uhr Messen, Krankensalbungen, letzten Ölungen, Fußwaschungen, Seelsorge und Hospizarbeit angefülltes Leben zu verbringen. Ungeschminkt, in flachen Schuhen und in einem schlichten schwarzen Gewand.

In Ländern, die unter der kulturellen Knute des Katholizismus ächzen, werden Frauen jedoch traditionell daran gehindert, sich zu verwirklichen. Frauen werde im patriarchalischen Katholizismus zudem strikt verboten, Entscheidungen über ihren eigenen Körper zu treffen, beklagt Femen-Aktivistin Josephine Witt und sah sich daher zu einer drastischen Aktion veranlasst. Um katholische Gläubige zum Nachdenken über die Irrtümer ihrer Religion anzuregen, sprang sie zur diesjährigen Weihnachtsmesse im Kölner Dom nur mit einem Lendenschurz bekleidet auf den Altar des Gotteshauses und präsentierte den staunenden Gottesdienstbesuchern ihre nackten und beschrifteten Brüste. Auf ihnen stand: I am God.

Feministinnen ist es schon seit langem klar, dass die Unterdrückung der Frau aus dem männlichen Gottesbild des Christentums resultiert. Die Bibel, so behauptete die amerikanische Frauenrechtlerin Elizabeth Cady Stanton bereits 1895, sei ein Buch, das von Männern ausschließlich für Männer geschrieben worden sei. Um Abhilfe zu schaffen veröffentlichte sie also im selben Jahr ‚The Women’s Bible‘. Die Heilige Schrift, von einer Frau für Frauen. Zwar war Cady Stanton ihrer Zeit weit voraus, den letzten Schritt, Gott abzuschaffen und zum Wohle der Menschheit durch eine Göttin zu ersetzen, wagte sie allerdings nie.  Es dauerte bis zum Jahr 1973, bis eine mutige Frau so etwas wagte. Die radikalfeministische Theologin Mary Daly, bis 1999 Professorin am jesuitischen Boston College, stellte den Menschen in ihrem Werk Beyond God the Father: Toward a Philosophy of Women‘s Liberation dieses neue und bessere Gottesbild vor. Der unterdrückende Gottvater wird durch die liebende Gottmutter ersetzt.

Was müsste eine liebende Gottmutter aber tun, um schnell das Paradies auf Erden zu erschaffen? Mary Daly wusste auch auf diese Frage eine Antwort und schloss sich hierfür einer Forderung der Radikalfeministin Professor Sally Miller Gearhart an. Diese hatte verlangt, die Population des Mannes auf 10% seiner derzeitigen Anzahl zu reduzieren. In einem Interview, das Mary Daly dem EnlightenNext Magazine gab, führte sie zu diesem Punkt weiter aus: If life is to survive on this planet, there must be a decontamination of the Earth. I think this will be accompanied by an evolutionary process that will result in a drastic reduction of the population of males. Die dringlichste Aufgabe einer auf den Plan tretenden liebenden Gottmutter wäre also die sofortige Entseuchung des Planeten. Vom Menschen. Hierfür müsste sie laut Mary Daly mit Hilfe eines evolutionären Prozesses eine drastische Reduzierung der männlichen Population herbeiführen.

Schenkte Gottmutter aber anschließend dem Menschen die Freiheit und ließe sie ihn fortan tun und lassen was er will, wäre die Weltpopulation und somit auch die Anzahl der Männer bald wieder auf dem alten Stand. Immerhin hat Mutter Natur dafür gesorgt, dass der Mensch ein Faible für Geschlechtsverkehr hat und zudem die Frauen die Kinder bekommen. Biologisch betrachtet wäre es für die wenigen Männer keinerlei Problem, die vielen Frauen zu schwängern. Nur mit einer drastischen Reduzierung gebärfähiger Frauen könnte Gottmutter nachhaltigen Erfolg bei der Entseuchung des Planeten erzielen und die Anzahl der Menschen niedrig halten. Das ist aber nicht im Sinne der Erfinderin.

Strenge Regeln müssten also her. Etwa die Pflicht zu täglicher Huldigung der liebenden Gottmutter verbunden mit einer rituellen Antibaby-Pillen Einnahme. Oder gar gleich ein Verbot gleichgeschlechtlichen Verkehrs.

Wahlweise böte sich auch noch die religiöse Pflicht zur Monogamie an.

http://ressourcesfeministes.files.wordpress.com/2012/08/no-mans-land-interview-of-mary-daly-by-susan-bridle.pdf

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Annekathrin Fischer / 03.01.2014

Wunderbare Glosse, beginnt scheinbar katholizismus-kritisch, und fast jeder Leserin wird bei “7:00 Uhr-Messen, ..., Fußwaschungen, ...” ganz schnell bewusst, dass sie sich diese ihr verwehrten Dinge nicht im Traum wünscht.  Weiter geht es mit dem Zitat der Anklage, dass die katholische Kirche nach Sicht von Femen die Selbstverwirklichung von Frauen behindern würde. Auch wenn das in Bezug auf das Priesteramt korrekt ist, weiß jeder aus Erfahrung , dass Selbstverwirklichung generell einen Luxus darstellt, bei dem man froh ist, ein Zipfelchen realisieren zu können. Die allermeisten Männer und Frauen schließen im Leben einen Kompromiss zwischen Existenzsicherung und Selbstverwirklichung und sind damit sehr zufrieden. Mit dieser Forderung und Anklage gewinnt Femen also keine Sympathien. Scheinbar im Plauderton wird die Forderung der Extremistin Sally Miller Gearhart genannt, die “Population des Mannes auf 10% seiner derzeitigen Anzahl zu reduzieren”. Jede Frau ist wie gelähmt vor Entsetzen, wenn sie diese Eugenik liest. Denn Frausein hat nur einen Wert in der respektvollen Partnerschaft mit Männern. Spätestens hier wird klar, dass alle “-isten/-istinnen” nur ihre eigenen menschenfeindlichen Interessen vertreten. Sie sprechen nicht für die Frauen! Zum Schluss führt die Frau Szabo die Anschuldigung an die katholischen Kirche ad absurdum mit den Vorschlägen der “rituellen Einnahme der Anti-Babypille” (Abendmahl) oder dem Vorschlag einer Einführung der “religiösen Pflicht zur Monogamie”. Männerfeindlichkeit wird oft mit Gleichberechtigung der Frau verwechselt, auch weil man sich solche Boshaftigkeit nicht vorstellen mag und mit dem eigenen Alltag genug zu tun hat. Frau Szabos leichter Plauderton und ironische Verwendung von Klischees sprechen vielleicht auch diejenigen an, denen Lassahn zu ernsthaft und problemorientiert schreibt.  

Ben Wilmes / 02.01.2014

Mit der Aufschrift : I am god auf der nackten Brust hat sich die Dame ja schon selbst enttarnt. Es ist DIE Todsünde schlechthin, wenn der Mensch glaubt, Gott zu sein. Ein paar nackte Brüste können nicht mal Kardinal Meissner aus der Ruhe bringen. Die Hybris, der Hochmut, die Anmaßung: ich bin Gott, ist eines der Grundübel der Menschheit schlechthin. Hitler glaubte, Gott zu sein, ebenso Stalin und Mao und überhaupt alle Diktatoren, die das Recht, über Leben und Tod entscheiden zu können im Namen einer Idee, für sich beanspruchen. Jetzt sind es die “Femen”. Kleingeistige, im Kern faschistische dumme Gören die sich selbst entwürdigen im Namen geisteskranker Ideen und das als Freiheitskampf verkaufen. Ekelhaft!!!

Guido Wekemann / 02.01.2014

In der Ursprungsversion monotheistischer Religionen hat Gott kein Geschlecht und wohl auch keinen Namen, sondern wird mit einem Wort erklärt, das sich kaum erklären lässt. Wer einen Gottvater durch eine Gottmutter, auch wenn es eine liebende sei,  ersetzen will, hat diese christliche und eben nicht nur auf das Katholische bezogene Denkweise. Eine kräftige Überhöhung erfährt die Glosse von Frau Szabo, wenn sie der feministischen Doktrin zur Reduzierung der Weltbevölkerung die Empfehlung gibt: „Oder gar gleich ein Verbot gleichgeschlechtlichen Verkehrs.“  Na, das ist es! Oder?

Peter Miese / 02.01.2014

Durch die Fortschritte der Gentechnik haben wir es selbst in der Hand, uns zu veredlen. Ich sehe schon all die Leute mit ihren Verbesserungsvorschlägen in den Startlöchern sitzen.

Jürgen Frohwein / 02.01.2014

So so, unter der katholischen Kirche haben weltweit die Frauen zu leiden. Ein Männerspielplatz also, Frauen haben nichts zu vermelden und sind allenfalls schmückendes Beiwerk. Jetzt geht es also auch auf “achgut” der nach eigener Ideologie die Wangen hinzuhaltenden katholischen Kirche an den Kragen. Wie langweilig, Frau Szabo, Ihr bashing einer sich nicht wehrenden christlichen Kirche. Wie sieht es denn mit den anderen männerdominierten “Religionen des Friedens” aus? Paradiesische Zustände für Frauen im Judentum und vor allem im Islam? Tja, sich damit in gleicher Weise in der Öffentlichkeit zu befassen, dazu gehört Mut, und den haben Sie ganz offensichlich nicht. Vielleicht sollten Sie Ihr Glück und weiteres berufliches Auskommen in den Staatsmedien versuchen, Talent dazu haben Sie ja offensichtlich.

Axel Wahlder / 01.01.2014

Eine männerfreie Welt hat Akif Pirincci schon vor Jahren gut beschrieben.

Horst Oswald / 01.01.2014

Na ja, der Katholizismus ist eine der christlichen Religionen. Vielleicht versucht Frau dann mal eine andere christliche Glaubensrichtung? Mit einer vorwiegend weiblich dominierten Gesellschaft ist das so eine Sache. Jedenfalls können Frauen unter sich ziemlich ätzend zueinander sein, wie man in rein weiblichen Teams beobachten kann. Es liegt wohl eher weder am Mann noch an der Frau, sondern an allgemeinen menschlichen Schwächen. Die Krone der Schöpfung hat viele Kratzer, manchmal scheint es mir die Defizite nehmen eher zu, da wäre eine grundlegende Reparatur der menschlichen Population insgesamt angezeigt.

Dieter Sulzbach / 01.01.2014

Soso, Gott ist ein Mann! Über 1,80 m oder kleiner? - Blöde Frage? Ja, aber der Unsinn steht schon im Satz davor! - Es sollte sich vielleicht langsam herumsprechen: “Du sollst Dir kein Bildnis noch Gleichnis machen.” Notfalls bei Wikipedia unter “Bilderverbot” nachlesen. Für “treue Bibelleser”: Das steht in den Zehn Geboten, also 2.Mose 20 und 5.Mose 5. Schön wär’s natürlich, wenn die Theologen gelegentlich deutlich machten, dass sie oft Bilder benutzen (“Vater unser”). Tatsächlich herrscht aber ein fröhliches Durcheinander, das man dann bitte aber nicht dem “Endverbraucher” anlasten möge. Frauen ins Priesteramt? - Gerne. Den “Erfolg” kann man bei den Protestanten besichtigen. (Falls jemand der Überzeugung sein sollte, dass das für die Kirche (!) von Vorteil sein sollte.) Lesenswertes über Männer und Frauen? Hier z.B.: http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_blase_wird_platzen

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