Ich bin dankbar für jeden Tag, den Elizabeth II. Königin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland ist. Den wunderbaren Glückwünschen, die ihr vor einigen Monaten Matthias Matussek zum 80. Geburtstag per SPIEGEL online übermittelt hat, kann man kaum etwas hinzufügen - außer vielleicht, dass Elizabeth via Helen Mirren in der Zwischenzeit auch noch einen Oscar für ihr Land gewonnen hat. Was will man mehr von einem Staatsoberhaupt?
Es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum man der Queen ein langes Leben und noch viele Jahre als Souverän wünschen möchte, und dieser Grund heißt Prinz Charles. Während sich seine Mutter nämlich peinlich genau an ihre verfassungsmäßige Rolle hält, die ihr neben einigen wenigen Rechten vor allem die Pflicht zum Unpolitischsein zuweist, gibt sich der Prinz von Wales nicht damit zufrieden. Nein, er bringt sich in gesellschaftliche Debatten ein, zum Beispiel wenn es um Architektur, Bio-Lebensmittel oder den Klimawandel geht. Das jüngste Beispiel sind Bemerkungen von Charles, die er bei einem Staatsbesuch in Abu Dhabi im Beisein von Journalisten machte. Der heutige Evening Standard zitiert aus einer Konversation des Prinzen mit einer Ernährungswissenschaftlerin “Have you got anywhere with McDonald’s, have you tried getting it banned? That’s the key.”
Nun kann in einer Demokratie jedermann seine Meinung haben, aber beim Vereinigten Königreich handelt es sich eben um eine konstitutionelle Monarchie, in der zumindest für das Staatsoberhaupt, aber eigentlich auch für den Thronfolger, andere Regeln gelten - Regeln, an die sich Prinz Charles nicht zu halten gedenkt. Dass man darüber in der königlichen Familie nicht sonderlich glücklich ist, ist kein Geheimnis. Schließlich gefährden solche Alleingänge des Prinzen letztlich den Fortbestand der Monarchie, die doch auch gerade deshalb akzeptiert ist, weil sie über der Tagespolitik steht. Eine Königin oder in Zukunft auch wieder einmal ein König sind eben keine Nebenregierung an der Seite des Premierministers, sondern sie haben nach dem großen Verfassungsgelehrten des 19. Jahrhunderts, Sir Walter Bagehot, nur drei Rechte: “the right to be consulted, the right to encourage, the right to warn.” Weder Städtebau noch Ernährung dürften von diesen Rechten gedeckt sein, erst recht aber nicht die Forderung nach einem Verbot von McDonald’s.
Wenn Prinz Charles somit glaubt, sich in das politische Tagesgeschäft einbringen zu müssen, dann sollte er dies bitteschön mit allen Konsequenzen tun und auf die Thronfolge und seinen Status als Mitglied der Royal Family verzichten. Er könnte dann wie jedermann in einem britischen Wahlkreis für einen Sitz im Unterhaus kandidieren oder in den Medien für seine Positionen eintreten. Gegen eine Abgeordneten Charles Windsor wäre überhaupt nichts einzuwenden - es gibt schließlich noch viele andere Parlamentarier, die ebenfalls merkwürdige Positionen vertreten.
Ein Thronfolger jedoch, der auch nach beinahe fünf Jahrzehnten als Prinz von Wales noch nicht verstanden hat, welche Rolle einem (zukünftigen) Monarchen im Gefüge des britischen Staatswesens zukommt, verheißt nichts Gutes. Und daher: God save the Queen.