Karl Pfeifer / 07.08.2008 / 18:47 / 0 / Seite ausdrucken

Gideon macht den Levy

Gideon Levy ist Chefredakteur der Wochenendbeilage der Tel Aviver Tageszeitung „Haaretz“. Vor fünf Jahren setzte ich mich mit einem seiner unmöglichen Vergleiche auseinander und schrieb u.a.:

„Es gehört schon eine tüchtige Portion antipalästinensischer Rassismus dazu, diese - als ob sie Minderjährig wären - von jeder Verantwortung für den Konflikt zu entlasten, wenn man sie lediglich als arme unschuldige Opfer Israels darstellt, wie das Herr Levy immer wieder macht. Dieser palästinensische Terror, der immer dann gerade bestärkt wurde als die israelischen Friedenskräfte die Mehrheit der Bevölkerung überzeugten, dass man einen Kompromiss mit den Palästinensern schließen muss, führte - und das war von Arafat und Hamas durchaus beabsichtigt - dazu, dass die Rechten zur Mehrheit wurden. Arafat und seine jüdischen Freunde hatten doch immer wieder postuliert, es gäbe keinen Unterschied zwischen den israelischen Friedensfreunden und den Rechten. Denn ihnen geht es nicht um ein Stück Land, um Siedlungen sondern um die Existenz des Staates Israel, der in ihren Augen nicht legitim ist. Diese Palästinenser bestätigten durch ihre Taten die israelischen Rechten, die schon immer behaupteten, die Palästinenser wünschen keinen Frieden sondern die Vernichtung Israels.

Und noch einen Rat an Herrn Levy, er sollte doch den radikalen Unterschied bemerken, zwischen den von den Nazi 1933 eingerichteten Konzentrationslagern und den israelischen Anhaltelagern. Aber das ist nicht alles Herr Levy. Leute wie Sie werden in Europa mit Genuss von Antizionisten die meist auch Antisemiten sind, zitiert und ihre unüberlegten Vergleiche werden zum Anfachen der antiisraelischen und antisemitischen Propaganda benützt.“ [1]

Natürlich war ich nicht so naiv zu glauben, dass Herr Levy meinen Ratschlag befolgen könnte und aufhören würde unmögliche Vergleiche zu ziehen. Denn er kann in einem demokratischen Land lebend, als führender Mitarbeiter einer in Israel führenden Zeitung, mit unmöglichen Vergleichen diejenigen bedienen die in Israel den schlimmsten Menschenrechte verletzenden Staat anprangern wollen, und sich gleichzeitig bis ins europäische Mainstream als vom israelischen Establishment Verfolgter geben, der ziemlich einsam für die Menschenrechte in seinem Land kämpft. Nun hat die sattsam bekannte deutsche „National-Zeitung“ – die aus der Deutschen Soldaten Zeitung (DSZ) hervorgegangen ist und vom DSZ-Verlag des Passauer Rechtsextremisten Gerhard Frey, auch Anführer der Deutschen Volksunion (DVU)  herausgegeben wird -  ein Interview mit Herrn Levy publiziert, in dem dieser Israel mit dem Apartheid-System Südafrikas vergleicht. [2]

Dass dieses Hetzblatt Jahrzehnte lang das Apartheidsystem in Südafrika propagierte, stört Gideon Levy nicht,  der Zweck – Israel zu verleumden – heiligt die Mittel, deswegen gab er ja einer Zeitschrift ein Interview die regelmäßig eine unterschwellige, teilweise aber auch deutlich erkennbare antisemitische Propaganda betreibt.
„National-Zeitung: Sie scheinen die Südafrikaner dafür zu beneiden, dass sie die institutionalisierte Rassentrennung überwinden konnten…
Levy: Ja, durchaus!“

Was Herr Levy dabei vernachlässigt, ist die Tatsache, dass die ANC nie zum Ziel setzte die Weißen zu verjagen und dass es in Israel keine Rassentrennung gibt, weder eine institutionalisierte noch eine andere.

„National-Zeitung: Das Miterleben von ethnischen Konflikten zieht sich wie ein roter Faden durch Ihre Familiengeschichte, da doch Ihr Vater 1939 aus dem Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei nach Palästina ausgewandert ist. Haben Sie jemals die damalige Heimatstadt Ihres Vaters in der heutigen Tschechischen Republik besucht?
Levy: Nein, leider nicht. Mir sind keine Dokumente mit Anhaltspunkten über sein damaliges Leben in Saaz im Sudetenland bekannt. Mein Vater hatte sich auch nie über seine dortigen Erlebnisse geäußert und sich stets geweigert, darüber zu sprechen.

So einfach war also die Geschichte laut National-Zeitung und Gideon Levy, der Vater ist „1939 nach Palästina ausgewandert“, unter Auswanderung versteht man, wenn jemand mit seinem ganzen Besitz ein Land verlassen kann. Das konnte aber 1939 kein Jude tun, der im deutschen Machtbereich war.

Gleich unter diesem Interview liest man folgende Werbung: Aus der NZ „erfahren Sie die wahren Hintergründe des Geschehens, von denen der Durchschnittsbürger nicht einmal ahnt.“

Wie das in der Praxis ausschaut? Die Zeitung unterstellt Bundeskanzlerin Angela Merkel eine „geradezu hündische Ergebenheit gegenüber jüdischen und israelischen Interessen“, mit der sie „den in den USA und Israel Herrschenden dient“. Sie bezeichnet Israel als „Aufsichtsmacht“ deutscher Politiker. Behauptete Kriegsverbrechen der Alliierten werden von der NZ als Holocaust bezeichnet, um durch das wiederholte Verwenden des Begriffs den Völkermord an den europäischen Juden als lediglich ein Ereignis unter etlichen gleichartigen erscheinen zu lassen. Tendenziöse und verharmlosende Beträge zur nationalsozialistischen Vergangenheit und Artikel, die Ressentiments gegen Juden schüren sind an der Tagesordnung.  Diesem auflagenstärksten periodischen Publikation des deutschen Rechtsextremismus hat Gideon Levy ein Interview gegeben.

1)  http://www.nahost-politik.de/kultur/levy-1.htm
    w ww.juedische.at/TCgi/_v2/TCgi.cgi?target=home&Param_ Kat=45&Param_RB=60&Param_Red=3559

2)  http://www.dsz-verlag.de/Artikel_08/NZ32_4.html

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