Katharina Szabo / 26.10.2014 / 22:15 / 7 / Seite ausdrucken

Gerechtigkeit für die Salafisten

Seit Jahren schon leidet der Salafismus in Deutschland unter einem Imageproblem, welchem bislang nur schwer beizukommen war. Einerseits liegt dies an einem in der Bevölkerung tief verwurzelten Ressentiment gegen alles Fremde, das sie daran hindert, sich exotischen Kulturen vorurteilsfrei zu öffnen. Mit verursacht wird dieses als Rechtspopulismus bezeichnete Phänomen sicherlich durch eine reißerische und verantwortungslose Berichterstattung der Presse, die immer wieder über durch Islamisten begangene Völkermorde, Vergewaltigungen, Enthauptungen und Verstümmelungen berichtet und so zu Verallgemeinerung verleitet.  Andererseits ist das schlechte Image der Salafisten aber auch ihrem eigenen Auftreten geschuldet, welches zartbesaitete Gemüter unter den Deutschen durchaus verschrecken kann.

Niemand öffnet sein Herz vorbehaltlos einer Gruppe bärtiger Männer, die den Tod aller Ungläubigen, die Vernichtung aller Juden und die Einführung der Scharia in Deutschland inklusive des Rechts auf Steinigung unbotmäßiger Frauen fordert. Besonders nicht, wenn zur Untermauerung des Gesagten Eisenstangen geschwungen, Messer gezückt und Umstehende, die Kritik äußern, verprügelt werden.

Zwar weisen progressive, linke Intellektuelle unermüdlich darauf hin, dass niemand die Absicht habe, in Deutschland Juden zu vergasen oder Ungläubige zu köpfen. Salafistische Demonstrationen seien vielmehr als Schrei nach Liebe zu werten, mit dem auf die Ausgrenzung aufmerksam gemacht werden soll, unter der der salafistische Bevölkerungsanteil aufgrund irrationaler Gefühle der Islamangst zu leiden habe. Von Erfolg gekrönt waren derlei Bemühungen um Verständigung zwischen den Kulturen bislang aber nicht.

Immer noch wird einem tiefgläubigen Salafisten der lukrative Job verwehrt, sollte er sich beim Vorstellungsgespräch weigern, der Personalreferentin zur Begrüßung die Hand zu geben. Immer noch kann man Burkaträgerinnen unter den Zahnarzthelferinnen an einer Hand abzählen, immer noch essen Menschen ungerührt ihren Schweinebraten im Biergarten zu Ende, ohne sich dabei bewusst zu machen, damit Gefühle des Abscheus bei eventuell anwesenden salafistischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen auszulösen. Und immer noch läuft der eine oder andere freche Jude mit Kippa durch die Gegend, ohne sich im Geringsten darum zu scheren, ob er seine salafistischen Mitmenschen damit beleidigt. Damit soll nun Schluss sein.

Schon vor Jahren hatte der türkische Ministerpräsident Recip Tayyip Erdogan darauf hingewiesen, dass die Demokratie lediglich der Zug sei, auf den der Islamismus nur aufspringen müsse, um zum Ziel zu kommen. Der Trick ist allerdings gestohlen und stammt ursprünglich von Adolf Hitler, der mit genau dieser Nummer einst an die Macht kam. ‘Gewinne die Herzen der Menschen und überzeuge sie von deinen guten Absichten, der Rest erledigt sich dann fast wie von selbst‘ war sein Credo, welchem bekanntlich vorübergehender Erfolg beschieden war.

Der lernfähige Salafist von heute läuft also nicht mehr fluchend und säbelrasselnd durch die Gegend, sondern versucht vielmehr mittels Charme und demonstrativen Demokratiewillens die nichtsalafistische Mehrheitsgesellschaft auf seine Seite zu ziehen.

Vergangenen Samstag rief der Salafist Erhat T. seine Glaubensbrüder dazu auf, mittels friedlicher Demonstration ein Zeichen gegen den Kabarettisten Dieter Nuhr im Speziellen und das um sich greifende Witzereißen auf Kosten des Islams im Allgemeinen zu setzen, welches derzeit die Bühnen des deutschen, politischen Kabaretts heimsucht. An die dreißig Personen waren gekommen, um also auf demokratischem Wege und ohne jegliche Androhung von Gewalt ihren Unmut zu bekunden.

Man hielt Protestplakate hoch, gab sich freundlich und gesprächsbereit und forderte zum politischen Dialog heraus, indem man vorübergehenden Nichtsalafisten vorschlug, doch das Land zu verlassen, wenn man Probleme mit dem Salafismus hätte. Dieter Nuhr muss dieses vorbildliche Verhalten beschämen. Es zeugt nicht gerade von einer realistischen Einschätzung der Sachlage, wenn man flache Witze über angeblich populäre religiösen Riten fremder Kulturen macht, wie etwa das Köpfen von Christen, das Steinigen von Frauen und das Ausrotten von Völkern, die gegnerischen muslimischen Strömungen anhängen, und sich diese Kultur dann im Gegenzug völlig friedlich, auf demokratischem Wege und unter Verzicht auf Spott und Hohn zur Wehr setzt. 

Mehr Sensibilität legt die Kabarettistin Carolin Kebekus an den Tag, die nach eigenen Bekunden prinzipiell niemals Witze über den Islam macht.

Als Atheistin zieht sie es vor, erst einmal vor der eigenen Haustüre zu kehren und andere Religionsgemeinschaften nicht dahingehend zu belehren, was sie zu tun und zu lassen haben. Kebekus fokussiert sich daher auf das Re-Produzieren von Witzen über den Katholizismus. Ihr letzter Befreiungsschlag gegen die Unterdrückung der Menschen durch fundamentalkatholischen Terror, mit dem sie laut eines Interviews mit der Westdeutschen Zeitung dagegen protestieren wollte, dass geschieden Katholiken offiziell eigentlich nicht an der Eucharistie teilnehmen dürfen, bestand aus einem Videoclip, in welchem sie das christliche Kreuz in eindeutig sexueller Absicht abschleckte.

Dies rief heftigen Protest aus der katholischen Glaubensgemeinschaft hervor, der, wie sie betonte, dem Protest der Radikalislamisten in nichts nachgestanden habe.

Immerhin hätte sie zornige Mails erhalten. Mitunter gar in beleidigendem Ton.

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Leserpost

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Ronald M. Hahn / 29.10.2014

Müsste eine Atheistin, die vor der EIGENEN Tür fegen will, sich nicht eher über Atheisten lustig machen?

Axel Wahlder / 27.10.2014

Was hat die Atheistin mit dem Katholizismus zu tun, außer sie muss nicht befürchten, gesteinigt zu werden?

andreas skrziepietz / 27.10.2014

Auch der Islam macht Fortschritte: Im Iran werden vergewaltigte Frauen nicht mehr gesteinigt, sondern gehängt. Ich prophezeie, daß man sie in 15-20 Jahren nur noch mit lebenslanger Haft bestrafen wird.

Paul Mittelsdorf / 27.10.2014

Der Trick, über “Demokratie” Macht zu gewinnen und letztendlich dem Volk seine eigenen Interessen aufzuzwingen, stammt ursprünglich nicht von Hitler. Ich weiß nicht, wer zuerst diese Idee gehabt hat, zumindest aber steht fest, daß Marx und Engels vor Hitler da waren. Hier ein Zitat von Engels: “Bei uns (im wilhelminischen Deutschland) kann und muss das erste, unmittelbare Resultat der Revolution der Form nach, ebenfalls nichts anderes sein als die bürgerliche Republik. ... Die bürgerliche Republik… dient uns zunächst zur Eroberung der großen Massen der Arbeiter für den revolutionären Sozialismus; ... Erst dann können wir mit Erfolg drankommen.” F. Engels, Brief an Bernstein (1883), MEW 36, 54f. Eine ähnliche Äußerung gibt es von Marx, der auch davon ausging, daß die Demokratie ein notwendiges Zwischenspiel war, um die Arbeiter auf die Seiten des Sozialismus zu ziehen, um dann, in einer “Revolution”, die Klassenunterschiede zu beseitigen.

Ottorino Piotti / 27.10.2014

Unser Land wird in der Tat von christlichen Klerikern fest im Würgegriff gehalten…. Aus Angst verpasst niemand die Sonntagsmesse, alle halten sich an strengste Enthalsamkeit… (besonders gut nachzuprüfen in Berlin-Schöneberg oder in Hamburg-St. Georg) Gut, daß wir da Helden wie C. Kebekus haben, die mutig diese Zustände anprangern und sich dem scharfen Wind stellen, der ihnen entgegenbläst… Ganz stark! Und innovativ! Und wenn dabei auch noch der Deutsche Comedypreis herausspringt…tja, da könnte man als Atheistin glatt an höhere Mächte glauben!

Aaron Gal / 27.10.2014

Frau Kebekus lebt noch, weil christliche Würdenträger keine gedungenen Killer auf Satiriker hetzen. Da sind muslimische Würdenträger schon weltoffener. Kebekus sollte mal medienwirksam den Koran in sexueller Absicht abschlecken. Dann könnte sie nämlich, wie Salman Rushdie, lebenslang untertauchen, oder sie würde umgebracht. Es ist wirklich schade und verlogen, dass sie so tut, als wüsste sie dies nicht selbst haargenau.

Fabian Hüsgen / 26.10.2014

Genialer Beitrag! Beißend, stichelnd, gemein. So muss ein guter Kommentar aussehen!

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