“...sie zeigen eine sexuelle und psychische Verwahrlosung, die in der Geschichte der Menschheit bisher beispiellos ist.” Zur psychischen Verwahrlosung der Unterschicht siehe Bücher/Aufsätze von Theodore Dalrymple. – Die alte Linke (“das Sein schafft das Bewusstsein”) würde “dem Kapitalismus” und damit “der Bourgoisie” die Schuld geben, da der Kapitalismus jede menschliche Beziehung zur “Warenbeziehung” gemacht hätte. Die heutige neue Linke hingegen, repräsentiert durch den linksliberalen Intellektuellen, die in den angeblich so bourgoisen Werten nichts als Unterdrückung erkennt, befördert durch ihre Ideologie der Gleichwertigkeit von allem mit allem diese Verwahrlosung selbst. – Der Autorin, Frau Sievers, meinen Dank für diesen Artikel.
“Die Studentin, die sich für die Knochenarbeit im Imbiss oder Supermarkt zu fein ist, gehört schließlich zur beliebtesten narrativen Freierfolklore.” Das ist tatsächlich Freierfolklore aber das gibt es tatsächlich auch. Neben Freierfolklore gibt es natürlich auch Feministinnen-Folklore, nämlich dass alle Prostituierten gedemütigte und versklavte Frauen seien. Auch das ist gibt es. Jeder/jede hat sein/ihr Klischee, die Wirklichkeit ist vielgestaltiger. Jetzt wollen beide, die Freier und die Feministinnen, Ihre Folklore zur alleinigen Wahrheit erheben.
Hätte. nicht gedacht, dass sich jemand diesem Thema nochmal annehmen würde. Es scheint die „große Politik nicht zu interessieren“. Waren es nicht die Grünen, die federführend bei der „Liberalisierung“ waren und letztlich dafür gesorgt haben, dass die institutionelle Prostitution mit all ihren widerlichen Auswirkungen (Menschenhandel/Zwangsprostitution, Flatrate-Bordelle etc.) Deutschland zu einem europaweit bekannten Mekka für Sex-Touristen gemacht hat, die herkommen und das ausleben, was in ihren Heimatländren verboten ist? Wo bleibt denn hier das große „Europa“, die allmächtige (nichtgewählte) Kommission?
Ein wichtiger Hinweis auf ein wichtiges Thema mit ein paar Schwachpunkten. Wichtig, weil hier knallhart aufgedeckt wird, was sogenannte Liberalismus bedeutet und in was für Abgründe er führt. Gerade die Achse-Autoren, sollten sich gut durchlesen, was hier steht. Entfesselte Freiheit führt direkt in den Exzess. Schwachpunkte sind die Stellen, wo Frau Sievers ihre eigene Sicht mit einbringt: Gleich am Anfang ein Hinweis auf sexuelle Praktiken und dass die meisten Frauen das pauschal ablehnen würden. Bitte Frau Sievers - mir ist z.B. BDSM auch völlig fremd. Aber man muss doch zur Kenntnis nehmen, dass es dafür eine riesige Nachfrage von beiderlei Geschlecht gibt. Natürlich wollen Prostituierte das nicht mit x-bleibigen Freiern ausführen. Es wäre aber schon etwas unterkomplex, wenn man die menschlichen sexuellen Neigungen auf alles nicht-schmerzhafte eindampft. Und weiter unten führen Sie dann noch als Gründe für Prostitution die sexuelle Unbedarftheit der Frauen an, die ja nie etwas anderes als Dienstleistungssex kennengelernt hätten. Das entspricht vielleicht ihrer feministische Sicht. Aber sie widerlegen das ja selbst im vorletzten Absatz. Allein der hemmungslose Liberalismus hat diese Zustände geschaffen. Ohne die Annerkennung der Prostitution als 0815-Job hätten wir 10 mal weniger Freier und wesentlich weniger Abgründe. Bleiben wir doch bitte einfach bei den Fakten.
Stimme nicht zu. Bei JEDER Dienstleistung, die man primär ausübt um Geld zu verdienen und nicht aus reinem Spaß, ist eine gewisse Art von “Prostitution” dabei, und zwar bei Frauen wie bei Männern, die diese Tätigkeit ausüben. Oder glaubt Frau Sievers, dass es Spaß macht, Mülleimer zu leeren, die Kanalisation zu räumen oder in der Pflege die Fäkalien wegzuräumen (es gibt noch viele andere Beispiele)? Ich sehe den qualitativen Unterschied dieser Tätigkeiten zu Sexarbeit nicht wirklich und verstehe nicht, warum Sexarbeit im 21. Jahrhundert immer noch stigmatisiert werden sollte, wenn sie von Frauen freiwilllig als Einkommensquelle gewählt wird.
Liebe Frau Sievers, ich lese seit längerer Zeit ihre geistreichen Beiträge und bei fast allen Gedanken von ihnen kann ich nur nickend und lächelnd zustimmen. Ihr heutiger Artikel allerdings unterscheidet sich diametral von meinen 15 Jahren Berufserfahrung als Sexarbeiterin in Berlin. Ich kann ihnen versichern, dass für mich das einzige Ärgernis in diesem Job die neidischen, mobbenden Kolleginnen waren, die mich bestahlen, bei Gästen über mich hetzten oder sogar meine Kondome mit Nadeln perforierten. Es ist meiner Meinung nach für niemanden hilfreich natürliche menschliche Bedürfnisse und das älteste Gewerbe der Welt zum Bösen unter der Sonne zu erklären.
Als Lehrer kann ich bestätigen, dass sexuelle Verwahrlosung Realität geworden ist. Eine Schleifung der traditionellen Vorstellungen über Liebe, Sexualität und Ehe seit Ende der 60er Jahre und Pornografie via Internet haben eine Verwüstung hinterlassen, die wir Älteren uns oft gar nicht vorstellen können. Das fängt schon damit an, daß nicht nur das linksgrüne, selbstverliebte Großstadtmilieu, sondern auch biedere, ja spießbürgerliche Eltern keinerlei Probleme damit haben, schon ihren 14jährigen Kindern zu gestatten, mit dem Partner im gemeinsamen Bett zu übernachten (“Warum nicht? Hätte ich auch gern gemacht, wenn die Eltern es mir erlaubt hätten”). Diese gewollte Banalisierung der Sexualität, die in den Lehrplänen (“sexuelle Vielfalt erfahren und ausleben”) ihren Ausdruck findet, ist ein Verbrechen an den Kindern.
“Seit der Legalisierung der Prostitution im Jahr 2002 ist der Markt explodiert. Es gehen zehnmal soviel Männer zu Prostituierten wie vor diesem Zeitpunkt, etwa 1,2 Millionen täglich.” Gern hätte ich einen Beleg. Ich habe erheblich Zweifel, dass vorallem für den früheren Vergleichszeitraum belastbare Zahlen vorliegen. “sie zeigen eine sexuelle und psychische Verwahrlosung, die in der Geschichte der Menschheit bisher beispiellos ist.” Eine pure Behauptung, Durch die Geschichte der Sexualität im Allgemeinen und der Prostitution im Besonderen in keiner Weise gedeckt. Selbst der fromme und sittenstrenge Kirchenvater Augustinus hielt es im 5. Jahrhundert für illusorisch, Prostitution unterbinden zu können. Vielmehr wären die Folgen für die moralische Ordnung verheerender als der Nutzen: “Entfernt man die Prostitution aus den menschlichen Angelegenheiten, so werden alle Dinge mit Wollust befleckt.” Mir geht es hier nicht darum, Augustinus’ Aufassung zu stützen, sondern die Autorin auf das überaus dünne Eis hinzuweisen, auf dem sie sich mit ihrem historischen Urteil bewegt.
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