Henryk M. Broder / 26.11.2015 / 15:11 / 3 / Seite ausdrucken

Gelbe Karte

Kaum sagt mal einer was Vernünftiges, fallen die Anderen schon über ihn her

Es kommt nicht oft vor,  dass der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland Stellung zu Problemen bezieht, die nicht unmittelbar mit den Belangen der jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik zu tun haben.

Dr. Josef Schuster, von Beruf Arzt, ist ein stiller und zurückhaltender Mann, der das Rampenlicht eher scheut, als dass er es suchen würde. Nun hat er der WELT ein längeres Interview gegeben, in dem er sich auch zu der Frage äußerte, ob es für die Aufnahme von Flüchtlingen eine „Obergrenze“ geben sollte. „Über kurz oder lang“, so Schuster, „werden wir um Obergrenzen nicht herumkommen“. Und: „Viele der Flüchtlinge fliehen vor dem Terror des Islamischen Staates und wollen in Frieden und Freiheit leben, gleichzeitig aber entstammen sie Kulturen, in denen der Hass auf Juden und die Intoleranz ein fester Bestandteil ist…  Denken Sie nicht nur an die Juden, denken Sie an die Gleichberechtigung von Frau und Mann oder den Umgang mit Homosexuellen.“

Um nicht in den Verdacht zu geraten, islamophob zu sein, betonte Schuster, „hier handele es sich nicht um ein religiöses Problem, sondern um ein ethnisches“. 

Wie dem auch sei, Schuster sprach aus, was alle wissen, aber nur wenige so klar artikulieren: Irgendwann muss Schluss sein mit der unkontrollierten Zuwanderung. Allein in den ersten drei Novemberwochen wurden von der Bundespolizei 180.000 „illegale Einreisen“ gezählt, das ist die Einwohnerzahl einer Stadt wie Saarbrücken oder Hamm in Westfalen.

Vielen Angehörigen der deutschen Gutmenschen-Fraktion ist das noch lange nicht genug. Es dürfe keine Obergrenzen geben. „Unser Grundgesetz gilt für alle Menschen“, sagt Eva Högl, die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion. Der grüne Abgeordnete Volker Beck meint: „Der menschenrechtliche Flüchtlingsschutz kennt keine numerische Obergrenze.“ Der Geschäftsführer der Organisation „Pro Asyl“ warnt davor, eine Debatte zu führen, die „Rechtspopulisten und Rechtsextremen in die Hände” spielen würde - das ultimative Argument, das jeden verstummen lässt.

So klingt die deutsche Debattenkultur. Alle sind sich einig, und wer aus der Reihe tanzt, bekommt die gelbe Karte gezeigt.

Zuerst erschienen in der Zürcher Weltwoche

 

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Leserpost

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Frank Hofmann / 27.11.2015

„Unser Grundgesetz gilt für alle Menschen“, sagt Eva Högl, die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion. Und ich dachte immer solche Forderungen wie “Deutschland über alles und über alle auf der Welt” gingen überhaupt gar nicht mehr?

Uta Hillmann / 27.11.2015

Sehr geehrter Herr Broder, Ihre Artkel in “Der Welt” lese ich immer mit großen Vergnügen. Bevor nun “Gelbe Karte” hier in der Achse des Guten erschien, habe ich im Freundeskreis vor verschiedenen Problemen gewarnt, die durch den Massenandrang von jungen Männern aus islamischen Staaten in Deutschland entstehen könnten. Unter anderem habe ich auch den Antisemitismus angesprochen, der dadurch in Deutschland noch verstärkt werden könnte. Dabei habe ich festgestellt, dass den meisten meiner Gesprächspartner dieser Hass vieler Muslime auf Juden überhaupt nicht bekannt war (und daher auch geleugnet wurde), sondern nur der Israel/Palestina-Konflikt. Man hat mir unterstellt, dass ich pauschalisieren würde und von mir Belege verlangt. Leider konnte ich nicht sagen, woher dieser Hass kommt und ob er vielleicht im Koran vorkommt, oder andere Wurzeln hat. Und wenn ja, welche. In Ihrem Artikel “Gelbe Karte” den ich gut finde, sprechen Sie das zwar an, aber ich denke das Problem müßte, um aufzuklären,  noch breiter dargestellt werden. Das wäre wirklich notwendig. Mit freundlichen Grüßen

André Siepmann / 26.11.2015

Ob der Islam oder die Ethnie letztendlich die Intoleranz verankert, könnte eigentlich egal sein. Fest steht: Unter den sog. Flüchtlinge sind sehr viele, die massive Probleme mit Juden, Homosexuellen und selbstbewußten Fauen haben. Und auch für die gibt es nach dem Willen der Politik natürlich keine Obergrenze.

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