Henryk M. Broder / 05.08.2017 / 14:00 / Foto: Ruslan Krivobok / 10 / Seite ausdrucken

Gegen die Benachteiligung von Frauen beim Trommeln und Blasen

An der Berliner Hans-Eisler-Hochschule für Musik wird die Stelle der Frauenbeauftragten neu ausgeschrieben. Sie soll, so heisst es in der Ausschreibung, "auf die Herstellung der verfassungsrechtlich gebotenen Chancengleichheit und auf die Beseitigung bestehender Nachteile für Frauen" hinwirken. Außerdem "berät und unterstützt (sie) die Hochschulleitung und die Abteilungen bei allen die Frauen betreffenden strukturellen, organisatorischen und personellen Maßnahmen". Darüber hinaus "nimmt (sie) Anregungen und Beschwerden entgegen und übernimmt die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit ihres Bereichs".

Ein Full-Time-Job sollte man meinen, der die ganze Frau fordert. Dem ist aber nicht so. Die Frauenbeauftragte der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, Antje Kirschning, ist "nur dienstags, mittwochs und donnerstags an der Hochschule" tätig. Wo und womit sie die Zeit von Freitag bis Montag verbringt, ist ihre Sache. Möglicherweise mit Übungen an einem Blechblasinstrument oder einem Schlagzeug. Aus gutem Grund: Zwar betrage "der Anteil von Frauen und Männern unter den Studierenden an der Hochschule für Musik Hanns Eisler circa 50 zu 50", schaut man aber genauer hin, entdeckt man bzw. frau "weiterhin Ungleichheiten", konkret: "In manchen Bereichen sind Frauen kaum vertreten wie z. B. im Jazz, bei den Blechblasinstrumenten oder den Schlagzeugen."

Das ist ein Übelstand, der nach Abhilfe schreit. Und so lange es nicht in allen Bereichen der Hans-Eisler-Hochschule eine absolute Parität zwischen Frauen und Männern gibt, wird es das Amt der Frauenbeauftragten geben. Dagegen gibt es nichts einzuwenden. Bedenklich finde ich nur Zweierlei: Dass die Frauenbeauftragte eine Frau sein muss, was ein eindeutiger Verstoß gegen das Allgemeine Gleichstellungsgesetz ist - "Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen" - und dass "Bewerbungen von Frauen mit Migrationshintergrund ausdrücklich erwünscht" sind, was ebenfalls gegen das Allgemeine Gleichstellungsgesetz verstößt, das Benachteiligungen wegen der ethnischen Herkunft für unzulässig erklärt. 

Aber vielleicht habe ich etwas missverstanden, und es geht wirklich nur darum, dass mehr Frauen als bisher sich für das Trommeln und Blasen entscheiden. 

PS. Und hier noch ein Fall von Diskriminierung wegen des Geschlechts: Im Frauenblasorchester Berlin dürfen nur Frauen spielen.

Foto: Ruslan Krivobok/RIA Novosti CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Hjalmar Kreutzer / 05.08.2017

Alter DDR-Witz: Warum können Parteisekretäre/Politiker kein AIDS bekommen? - Weil sie von Tuten und Blasen keine Ahnung haben.

Frank Stricker / 05.08.2017

Frei nach Gerhard Schröder, wieso ist überhaupt jemand fürs “Gedöns” nötig ? Wenn Frauen vielleicht beim Thema Schlagzeug unterrepräsentiert sind, sind sie vielleicht beim Thema Harfe in der Überzahl. Was soll daran unredlich sein ? Ich sehe hier auch den schleichenden Versuch eine gendergerechte Politik durchzusetzten.

Heinz Bannasch / 05.08.2017

Jetzt bin ich verwirrt. Ich dachte es gibt mehr als 60 Gender. Da braucht es für jede Minderheit einen Beauftragten. Das heisst: Ein Handwerkbetrieb mit 5 Mitarbeitern braucht ab sofort 60 Genderbeauftragte.

Bargel,Heiner / 05.08.2017

Sehr geehrter Herr Broder, ich kann mir das auch nur so erklären, daß man endlich aus Gleichstellungssicht die berühmte Frage von Loriot “Können Geiger eigentlich nur geigen und Trompeter nur blasen?” auflösen möchte.

Winfried Jäger / 05.08.2017

Es geht wie immer darum, daß Feministinninen einen hochdotierten Job bekommen und so leistungslos versorgt werden. Ansonsten müßten sie Arbeiten annehmen, die ihrer Qualikation entsprechen und für die es keinen Bedarf gibt. Die Posten bei den Gewerkschaften, den staatlich finanzierten NGOs, den Parteinenstiftungen oder die Parlamentssitze sind halt immer noch begrenzt. Kellnern und Taxifahren ist nicht jederfraus Sache.

Gabriele Schulze / 05.08.2017

Angesichts des zunehmenden Gender-Irrsinns wäre es doch fast erstrebenswert, als eigenschaftsloser Zellhaufen auf die Welt zu kommen. Schwirrt den Akteuren nicht selbst der Kopf angesichts der Unvereinbarkeiten ihrer Positionen? Wenn’s nur eine Marginalie wäre, aber der Terror wird sich ausbreiten, ohne pitié.

Peter Volgnandt / 05.08.2017

Die Di-Mi-Do-Professoren hab ich schon satt. In Bayern ist es üblich, dass die Professoren vier Tage in der Woche anwesend sein müssen. Wie das in Berlin ist weiß ich nicht, aber wenn viele Kollegen auf Di-Mi-Do bestehen, dann müssen ein paar arme Teufel am Montag und Freitag ran. Ich weiß nicht, wie man dann an drei Tagen noch seinen Lehrverpflichtungen und seiner Sonderaufgaben als Frauenbeauftragte (dafür gibt es Deputatsermäßigung!) nachkommen kann, das ist mir ein Rätsel. Primär sollten Stundenpläne für die Bedürfnisse der Studenten gemacht werden, und nicht dafür, dass Professoren ein langes Wochenende haben.

Micheal Müller / 05.08.2017

Hallo Herr Broder, Ich verfolge Ihre Texte auf der Achse nun schon eine ganze Weile. Und zwar mit Freunden. Ich arbeite mit ca. 7.000 anderen Kollegen in einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Obwohl der Anteil der weiblichen Mitarbeiter deutlich überwiegt gibt es zu meinem Bedauern nur eine Stelle der Frauenbeauftragten, die selbstverständlich, nur von Frauen besetzt und gewählt werden darf. Ich finde diesen Umstand unerträglich, aber als einer der wenigen Herren im Unternehmen, wird man schief angeschaut, wenn man nach einem Gleichstellungsbeauftragten fragen sollte. Danke für Ihre Arbeit. Sie helfen mir, fast Täglich, aus dem Stimmungstief, welches die aktuelle Lage im Land nun mal mit sich bringt. Freundliche Grüße

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