Ueber den amtierenden deutschen Bundespraesidenten kann ich von New York aus nicht mitreden. Ueber einen moeglichen Bundespraesidenten Gauck dagegen schon. Weil ich mit Juergen Fuchs befreundet war und seinen grossartigen dokumentarischen Roman „Magdalena“ gelesen habe.
Fuchs, der im traurigen Monat November 1976 aus dem Auto von Robert Havemann heraus verhaftet wurde und danach neun Monate lang im Stasiknast sass, zeichnet in „Magdalena“ kein sehr freundliches Bild von Joachim Gauck. Er erscheint in diesem Buch als eitler Fatzke und Pausenclown, der das Erbe der „friedlichen Revolution von 1989“ antritt, obwohl er vor 1989 eigentlich gar nicht zu den Oppositionellen gehoert hat. Unter seiner Leitung – so schildert es jedenfalls Fuchs – wurden ehemalige Stasioffiziere ausgerechnet in jener Behoerde beschaeftigt, die mit der Aufklaerung der Stasiverbrechen betraut war. Das ist an sich noch nicht verwerflich; man brauchte diese Leute fuer den Uebergang, weil sie sich auskannten. In „Magdalena“ wird aber erzaehlt, wie die Stasis sich in ihren Positionen eingruben, wie sie ihre Machtstellung hielten. Zum Schaden von ehemaligen Haeftlingen wie Fuchs, die sich ploetzlich wieder von den alten Fratzen umstellt sahen. Er schildert das psychologisch sehr eindringlich. (Leider wurde der Schriftsteller Fuchs immer unterschaetzt.) Und Gauck ist in diesem Konflikt jedenfalls kein Verbuendeter des Ex-Haeftlings. Er traegt Schlips und Kragen, quatscht von Versoehnung und moechte gern Bundespraesident werden.
Ich kann natuerlich nicht wissen, wie viel daran objektive Wahrheit ist und wie viel subjektive Empfindung. Aber ich haette doch ganz gern, dass im Zusammenhang mit Gauck auch darueber gesprochen wird. Denn Juergen Fuchs ist tot und kann sich nicht mehr zu Wort melden.