Achsen-Leserin “Leeza” spürte einem populären Bush-Zitat nach und schickte uns diesen schönen Gastbeitrag:
Hat er oder hat er nicht?
Bush hat den Papst besucht. Der mächtigste Mann der Welt trifft den mächtigsten Mann der Welt. Und während der Papst der mehr oder weniger anerkannte Vicarius Iesu Christi - Stellvertreter Jesu Christi - auf Erden ist, halten einige Kritiker der Bush-Administration an der Behauptung fest, der amerikanische Präsident würde dem Papst dieses Monopol seit einigen Jahren streitig machen.
Dies sei nicht nur angesichts der im Abendland vollzogenen Trennung von Kirche und Staat ein Skandal, sondern natürlich auch deswegen, weil Bush im Ernstfall nicht die Schweizer Garde, sondern das Marine Corps sendet. Damit, so raunen Kritiker wohlwissend, sei er ja letztendlich die abendländische Ausgabe von Osama bin Laden. Sozusagen der Vardaicus Iesu Christi - Soldatenstiefel Jesu Christi.
Doch woher kommt diese Behauptung, an der so viele Kritiker ebenso fest halten, wie der Papst an der Dreieinigkeit.
In der Öffentlichkeit jedenfalls hat Bush niemals behauptet, im Auftrag Gottes zu handeln. Es wird sich keine Rede, kein Interview und auch keine andere Veröffentlichung finden, in der Bush sagt, Gott habe ihm auch nur irgendeine Anweisung für nur eine einzige politische Entscheidung gegeben. Die einzige existierende Quelle, die jene Behauptung füttert, ist eine Dokumentation der BBC.
Im Oktober 2005 veröffentlichte die BBC eine Dokumentation mit dem Namen Israel and the Arabs: Elusive Peace. In der Dokumentation äußert sich der damalige palästinensische Außenminister Nabil Shaath über das im Juni 2003 stattgefundene Treffen zwischen ihm, Bush und dem palästinensischen Ministerpräsidenten Abu Mazen (Mahmud Abbas) wie folgend:
“President Bush said to all of us: ‘I’m driven with a mission from God. God would tell me, “George, go and fight those terrorists in Afghanistan.” And I did, and then God would tell me, “George, go and end the tyranny in Iraq …” And I did. And now, again, I feel God’s words coming to me, “Go get the Palestinians their state and get the Israelis their security, and get peace in the Middle East.” And by God I’m gonna do it.’”
Auf die Frage eines Reporters, ob er President Bush jemals hat sagen hören, dass Gott ihn angewiesen habe in Afghanistan und Irak einzudringen, antwortete Scott McClellan, der Sprecher des Weißen Hauses: “No, and I’ve been in many meetings with him and never heard such a thing.”
Auf die Äußerung Nabil Shaath’ angesprochen, Bush hätte genau das im Juni 2003 aber während des besagten Treffens gesagt, erwiderte Scott McClellan: “No, that’s absurd. He’s never made such comments.”
Nun könnte man meinen, dass Weiße Haus sei um Schadensbegrenzung bemüht und sowieso sei aus Washington nichts anderes als eine weitere Lüge zu erwarten.
Mahmud Abbas, der bei dem Treffen im Juni 2003 ebenfalls anwesende palästinensische Ministerpräsident, hat der BBC Reportage und den darin enthaltenden Aussagen seines ehemaligen Außenministers allerdings etwas hinzuzufügen:
“This report is not true,” the Abbas statement said today. “I have never heard President Bush talking about religion as a reason behind the wars in Iraq and Afghanistan. President Bush has never mentioned that in front of me on any occasion and specifically not during my visit in 2003.”
Weiter heißt es in dem Artikel des Sidney Morning Herald:
Shaath could not be reached for comment.