Ich sehe einen grundlegenden Unterschied zwischen Wutbürger und Wutjournalismus: Der Wutbürger entsteht auf der Basis von Zivilcourage und einer fundamentalen Ablehnung der medialen und politischen Realität, er begibt sich damit in Gefahr bis hin zur Lebensgefahr. Der Wutjournalist sichert sich seinen gut bezahlten Arbeitsplatz, dabei gerät er naturgemäß in einen gewissen Übereifer, er muß sich hervortun gegenüber dem Wutjournalisten neben sich. Und er arbeitet in einem Sytem mit Herdenzwang, wer den Kopf rausstreckt, kriegt eins drüber. Und als Wutjournalist gerät man nicht in Gefahr um Leib und Leben. Mitunter gibt es sogar Preise und Orden.
Deutscher Journalismus scheint sich immer mehr in die Schweiz zu verlagern. Ich jedenfalls bemerke, dass ich immer mehr Beiträge von Deutschen über deutsche Verhältnisse in Schweizer Publikationen lese. Ich schreibe dies einem repressiven Meinungsklima in Deutschland zu, das intelligente Autoren zum Ausweichen ins Ausland zwingt.
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