Volker Seitz / 06.02.2018 / 17:30 / Foto: Seitz / 0 / Seite ausdrucken

Wie das mit der Mohrenapotheke wirklich ist

Wegen „Mohren"-Apotheken ist eine Rassismus-Debatte ausgebrochen. In Deutschland gibt es derzeit noch 100 Mohren-Apotheken. Der Rassismus-Vorwurf kam von der Kommunalen Ausländervertretung in Frankfurt. Professor Dr. med. Christian Tauchnitz aus Leipzig schrieb am 5.2.2018 folgenden erhellenden Leserbrief an die F.A.Z. Demnach ist die Bezeichnung keine rassistische Diffamierung, sondern eine Ehrung für den Heiligen Mauritius.

„Eine höhere Ehrung für einen Schwarzafrikaner kann es im christlichen Abendland nicht geben, als ihn zum Heiligen zu erheben. Das hat St. Mauritius, der Anführer der Thebanischen Legion in Ägypten zur Römerzeit, durchaus verdient. Denn er weigerte sich, Christen nur um ihres Glaubens willen zu töten, lieber wolle er selbst unschuldig sterben. So wurde er zum Märtyrer.

In ottonischer Zeit wurde er Schutzpatron des neuen Erzbistums Magdeburg. Im Magdeburger Dom findet man seine Plastik als Vollblut-Afrikaner. Auch ein Teil seiner Reliquien wird im Dom zu Magdeburg aufbewahrt, ein weiterer Teil im Dom zu Vienne in Burgund und weitere Überreste in einem Kloster bei Genf. Nach der eingedeutschten Namensform sind die St. Moritz-Kirchen nach ihm benannt, ebenso die Moritzburg bei Dresden, in Halle/Saale und in Zeitz an der Weißen Elster.

Auch der Ski-Ort St. Moritz und die Insel Mauritius sind wohl (zumindest indiekt) nach ihm genannt. Es gäbe also viel umzubennen, wenn die menschliche Dummheit weltweit siegen sollte. Die Beziehung von Mohr, Moritz oder Mauritius zu Apotheken beruht darauf, dass er als Heilkundiger galt und die Trennung der Berufe von Arzt und Apotheker erst durch Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen im Jahre 1237 verfügt wurde".



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