Wenn es Nacht wird in Deutschland, kommen zuerst die Fledermäuse geflogen und dann kommt die ARD mit dem "Nachtjournal", dem lockeren Nachrichtenmagazin für Frühaufsteher. Vor allem dann, wenn Gabi Bauer moderiert, lohnt es sich, den Wecker zu programmieren. Gestern hat sie den Zuschauern erklärt, wie bedroht die Pressefreiheit, "ein Spezialgebiet der Meinungsfreiheit", wäre. Dafür, so Bauer, müsse man "gar nicht nach China gucken oder Russland, Saudi-Arabien, Mexiko oder die Türkei, es reicht auch ein Blick nach Deutschland und seine... Lügenpresse".
Setzen, Gabi! Was den Vorwurf der "Lügenpresse" angeht, so hat Karl Kraus schon das Notwendige dazu gesagt: "Was trifft, trifft auch zu!" Schon seltsam, was für Verrenkungen die ÖR unternehmen, um diesen Vorwurf zu widerlegen, als könnte doch etwas dran sein. Deutschland, erfahren wir, sei deswegen von Platz 12 auf Platz 16 gefallen, weil im letzten Jahr 39 Journalisten "angegriffen" wurden. In Tunesien dagegen habe sich die Lage wesentlich verbessert. "Immer weniger Gewalt, immer weniger Gerichtsprozesse gegen Journalisten." Deswegen ist Tunesien von Platz 126 auf Platz 96 aufgestiegen. Kann bitte irgendjemand dem Balljungen erklären, wie man Ranglisten liest? Und weil das alles noch nicht genug ist, erklärt er uns, wie man sich richtig informiert. Wir müßten uns nur vor "Propagandamedien" in Acht nehmen. Wer zu den Propagandamedien zählt, entscheiden die ARD, das ZDF und der Junge ohne die Mundharmonika.
Ich würde gerne weitermachen. Aber ich muss aufhören. Gleich kommt das Nachtjournal. Hoffentlich wieder mit Gabi Bauer und Demian von Osten.
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