Henryk M. Broder / 27.06.2016 / 17:59 / 2 / Seite ausdrucken

Martenstein: Die AfD hat fertig, sie weiß es nur noch nicht

Es gibt Antisemiten, aber auf deren Bestrebungen, sich als Partei zu etablieren, ruht ein Fluch. Sie haben Anfangserfolge, und dann zerlegen sie sich selbst, bei der AfD ist es bereits in vollem Gang. Sie zerstreiten sich immer über die Frage, wer Führer sein darf. Dass deutsche Rechtsextreme mit einem unlösbaren Führerproblem geschlagen sind, scheint mir ein Indiz für die Existenz eines Gottes zu sein, der Humor hat.



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Ralf Schmode / 28.06.2016

Sehr geehrter Herr Broder, die AfD bekommt ihren Zulauf überwiegend nicht wegen, sondern trotz der Tatsache, dass sich in ihr neben zahlreichen von der Merkel-Union desillusionierten Konservativen auch unappetitliche Gestalten wie Antisemiten, Putingroupies, Umverteiler und Verschwörungstheoretiker tummeln (wie übrigens auch in der Linkspartei, bei der diese Erscheinungen aber kaum noch Gegenstand kritischer Kommentare sind - die Querfront lässt grüßen). Offenbar sind zahlreiche Wähler bereit, so etwas in Kauf zu nehmen, um die einzige politische Kraft zu stärken, die mit ein wenig Aussicht auf Erfolg gegen die EU-, Euro- und “Flüchtlings"politik der alternativlosen Einheitsfront antritt. Ich bin sehr dafür, Antisemiten wie Herrn Gedeon aus der AfD zu werfen (Herr Prof. Meuthen hat der Partei und sich mit seinem Herumgeeiere keinen Gefallen getan)  und Amerikahasser wie die Herren Gauland und Adam zumindest nicht ins erste Glied der AfD-Außenpolitik zu berufen. Aber wenn die Politik der sperrangelweit offenen Grenzen sich über das Jahr 2016 und womöglich nach der Bundestagswahl 2017 fortsetzt, müssen wir uns über die Abwehr von Antisemitismus keine Gedanken mehr machen. Dann ist nämlich die Auflösung der staatlichen Strukturen, die diese Abwehrarbeit leisten könnte, nur noch eine Frage der Zeit. Ich kann es nachvollziehen, wenn bürgerlich-konservative Wähler ohne jeden Anflug von Antisemitismus hier Prioritäten setzen und ihr Kreuzchen so machen, dass wenigstens ein bisschen Hoffnung auf Bewahrung der Staatlichkeit bestehen bleibt. Die AfD wäre aus meiner Sicht noch stärker, wenn es ihr gelänge, die oben genannten Randgruppen auch in der Außendarstellung zu marginalisieren. Sie verlöre ein paar Prozentpunkte am (neu-)rechten Rand, würde aber noch viel tiefer in das Lager der Unions- und bürgerlichen Nichtwähler einbrechen, die bislang von Antiamerikanismus und Marktwirtschaftsfeindlichkeit abgeschreckt werden. Nebenbei ist es schon ein gehöriges Stück Heuchelei, wenn diejenigen, die - mit Recht! - die Präsenz von Antisemiten in der AfD anprangern, gleichzeitig in vorderster Front derer stehen, die den Zuzug von hunderttausenden teils gewaltbereiter Antisemiten als “Bereicherung” bejubeln. Dies gilt im übrigen auch und gerade für die Vertreter der Amtskirchen, die ja in Sachen Antisemitismus “Erfahrung” haben. Man wird den Eindruck nicht los, dass der Kuschelkurs der Woelkis und Schneiders mit dem Islam die eine Seite einer Medaille ist, auf deren Rückseite die Delegitimierung jüdischen Lebens in Israel und zunehmend auch in Deutschland ihr hässliches Gesicht zeigt.

Martin Wolff / 27.06.2016

Leider nein. Ich lese Martensteins Kolumnen gern, aber hier liegt er daneben. Es ist richtig, dass die Machenschaften in der AfD antisemitisch sind, aber noch ist es für ein Endurteil zu früh. Noch können die sich von den Positionen lösen. Auf der anderen Seite ist es leider nur eine Behauptung, dass für eine antisemitische Partei in Deutschland kein Platz ist. Bei der Linkspartei stört sich doch auch keiner dran. Es genügt ja auch bei denen die bloße Feststellung, dass man den Antisemitismus ablehne. Die tatsächliche Politik ist dann eine andere.

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