In Trostberg gibt es jetzt nach Kabuler Vorbild ein Frauenkino. Der Initiatorin, Marie Theres Kroetz-Relin ist aufgefallen, dass zugewanderte Frauen ihrer Einladung ins normale Kino nicht gefolgt sind und sie erfuhr, dass es einer afghanischen Frau nicht gestattet ist, sich mit einem anderen Mann als dem eigenen in einem geschlossenen Raum aufzuhalten. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Man erklärt den Frauen, dass die Einhaltung einer solchen Regel in einem modernen westlichen Gemeinwesen kaum möglich ist und dass man sich in dieser Beziehung an hiesige Gepflogenheiten gewöhnen müsse oder man passt das hiesige Gemeinwesen an die Gepflogenheiten Afghanistans und anderer muslimischer Gesellschaften an. Marie Theres Kroetz-Relin dachte eher an Letzteres, suchte ein Kino nur für Frauen und fand keins. Was lag also näher, als selbst eines einzurichten:
Vorbild ist für Kroetz-Relin das Frauenkino im afghanischen Kabul. Dort war das Kino in den vergangenen 15 Jahren ausschließlich der männlichen Bevölkerung vorbehalten gewesen. Dies wollte der 34-jährige Abu Bakar Gharzai ändern: Er eröffnete im März dieses Jahres das erste Frauenkino, in dem sich seine eigene Frau weder belästigt noch angegriffen fühlt.
Kroetz-Relin organisiert das Frauenkino aber nicht nur für Geflüchtete. Es spiele keine Rolle, ob eine Besucherin deutsch oder etwa afghanisch, Muslima oder Christin ist, ob sie Kopftuch trägt oder offene Haare. Am letzten Montag eines Monats sollen von nun an alle Frauen, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen, kostenlos das Kino besuchen dürfen. "Emanzipation will gelernt sein", weiß Marie Theres Kroetz-Relin. "Hat man dies verinnerlicht, erreicht jede Frau Selbstbewusstsein. Die Toleranz steigt, und ein Miteinander unter den Kulturkreisen wird möglich", ist sich die Trostbergerin sicher.
Emanzipation ist also, wenn man separate Fraueneinrichtungen aus Rücksicht auf die in etlichen muslimischen Kulturkreisen gepflegte Geschlechterapartheid eröffnet?
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