Muss man eigentlich noch etwas über einen Evangelischen Kirchentag lesen, auf dem sich die Bundesregierung, der größte Teil der parlamentarischen Opposition und die Kirchen gegenseitiger Unterstützung versichern, sobald es um eine gute Sache geht? Ja, es lohnt vielleicht ein Blick in den Cicero, in dem Klaus Rüdiger Mai u.a. davon erzählt, dass die EKD bei aller Friedensliebe auch wieder am klaren Feindbild zu arbeiten scheint:
Der Kulturbeauftragte der EKD möchte deshalb auch den „Feind“ theologisch definieren: „Wir brauchen einen politischen und theologischen Begriff von Feindschaft, schreibt er. „Es darf kein Appeasement geben. Man darf nicht vor dem Feind zurückweichen.“ Ausdrücklich wird in diesem Beitrag klargestellt, dass „nun auch im Weißen Haus ein Feind der offenen Gesellschaft“ residiert. Man muss Donald Trump wahrlich nicht mögen, es spricht manches dafür, ihn als politischen Gegner zu sehen – was keine Angelegenheit der Kirchen ist. […]
Wer aber den Feind theologisch definieren will, für den es kein Pardon gibt, der handelt gegen das Gebot der christlichen Nächstenliebe. Oder gilt Nächstenliebe nur für den lieben Nächsten? Für den neuen „Feind“ des Kulturbeauftragten existieren bereits theologische Definitionen, nämlich die des antiquus hostis, des alten Feindes, schlicht: des Teufels. Es hat den Anschein, als verliere man im Inneren des Apparates den Blick nach außen und führe einen geschlossenen Diskurs, gefangen in der eigenen Filterblase, geleitet von den eigenen parteipolitischen Vorstellungen. Mit Hölderlin möchte man sagen: „Komm, ins Offene, Freund.“
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