Henryk M. Broder / 12.06.2016 / 09:06 / 3 / Seite ausdrucken

Boateng, Gauland, Petry und Freud

Das Es denkt, das Ich redet und wenn beide nicht synchron ticken, gibt es Probleme.



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Martin Wessner / 13.06.2016

Ich verstehe leider die Aussage des Meinungskommentars nicht. Ich kann mir gut vorstellen, daß ein Interview auch für einen ausgebufften Politprofi mit jahrzehntelanger Erfahrung im Nahkampf mit nicht immer wohlmeindenden Journalisten eine Stresssituation darstellt, wo man vielleicht sowas wie Lampenfieber hat. Wer auf der Strasse von zwei Schlägern angegriffen wird und in der Panik arg kräftig austeilt, sodass der eine Raufbold wegen Kieferbruch und der andere wegen einem Schädelhirntrauma notärztlich versorgt werden muss, der kann schnell wegen Notwehrexzess vor Gericht zitiert werden, wo dann ein Richter im gepolsterten Kunstledersessel alle Zeit der Welt hat, mit mahnenden Worten vor dem Angeklagen alle theoretischen Möglichkeiten durchzudeklinieren, wie man den Konflikt auch auf friedliche, pazifistische Art_und_Weise hätte lösen können. Interessant ist vielmehr, was “ES” in den Vertretern der Politik und der Medien “denkt”, die sich für Menschenfreunde und Humanisten halten, nichtdestotrotz aber keinerlei Skrupel haben, selbst Schwächere zu mobben, wenn es darum geht gegen den politischen Erzgegner, die AfD, zu Felde ziehen und deren Mitglieder mit geballter Feuerkraft genau das angedeihen zu lassen, was sie den Newcomern ansonsten anderweitig in Bezug auf Flüchtlinge oder dunkelhäutige Fußballspieler mit schrillsten Empörungssonaten anklagend vorwerfen. Sehr schade, daß stattdessen nicht dieser meines Erachtens viel lohnendere Aspekt thematisiert wurde. Anmerkung zu Herrn Gauland: Wenn in einem Fachbuch für Soziologie oder Psychologie stände, “...Die autochthone Bevölkerung findet Menschen mit Migrationshintergrund zB. in der öffentlichen sozialen Rolle als prominente Fußballspieler gut, aber einen wie Boateng wollen sie privat, in der sozialen Rolle als Nachbarn, trotzdem nicht neben sich haben, weil sie bewusste oder unbewusste Ressentiments und Vorurteile gegen andersaussehende, ihnen fremdartig vorkommende Personen haben…” -und nichts anderes hatte er gemeint- dann ist das eine Befund, den selbst altlinke “Koryphäen” der Geisteswissenschaften sofort unterschreiben würden, weil mit dieser Feststellung in ihrem Sinne behauptet werden kann, daß der “Alltagsrassismus” in Deutschland mittlerweile schon bis ganz tief in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen ist. Alexander Gauland hat schlicht und einfach eine allseits bekannte und von jedem, der nicht mit Scheuklappen durch’s Leben läuft, wahrgenommene Bigotterie, die in praktisch allen Gesellschaften der Welt anzutreffen ist, mit schlichten Worten beim Namen genannt. So what? In den USA bezeichnet man dieses soziale Phänomen übrigens als “White flight”. Über die vor 2 Jahren durch kalamitäre Polizeiarbeit in die Schlagzeilen geratene Kleinstadt Ferguson/Missouri kann man bei Wickipedia nachlesen: “Fergusons Bevölkerungsstruktur hat sich seit Anfang der 1980er Jahre stark verändert. Waren im Jahre 1970 noch 99 % der Gesamtbevölkerung von Ferguson Weiße und nur 1 % Afroamerikaner, so hatte bis zum Jahre 1980 sich der Anteil der Weißen auf 85 % verringert, der Anteil der Afroamerikaner auf 14 % zugenommen. [.....] Im Jahre 2000 hatte sich die Gewichtung weiter zugunsten der Afroamerikaner verschoben, bzw. sie stellten nun die Mehrheit der Wohnbevölkerung. Nunmehr 44,7 % waren Weiße und 52,5 % Afroamerikaner. 2010 wies der Zensus für Ferguson (City) noch 29,3 % Weiße und 67,4 % Afroamerikaner aus.” Na sowas? Tzetzetze. Scheint augenscheinlich fast so, als ob rund 70 % der ehemaligen Einwohner Fergusons mit Herrn Gauland oder Frau Petry verwandt sind, da sie ebenfalls mit “einen Boateng” partout nichts zu tun haben wollen. Ist ja unerhört. “ES denkt” in der weißen Bevölkerung der USA offenbar nicht nur genauso wie in dem vom Über-Ich befreiten Brandenburger AfD-Vorsitzenden, “ES handelt” in ihnen dazu auch noch so, was um so verdießlicher ist. Und was nun Frau Frauke -rauchende Colts- Petry betrifft, da würde es mich nun wirklich sehr interessieren, Herr Broder, welche Handlungsweise Sie empfehlen würden, wenn beispielsweise Palästinenser aus dem Gaza-Streifen oder aus dem Westjordanland einen illegalen Grenzübertritt in das Hoheitsgebiet Israels hinein begehen würden. Was sollte der israelische Grenzbeamte oder der israelische Soldat tun, wenn die Personen der Aufforderung: “HALT! Stehen bleiben!” nicht nachkommen, sondern stattdessen unbeirrt weiter in das Territorium Israels eindringen? Sollte der Grenzer die Staubkappe über die Mündung seines Gewehrs ziehen und wie unsere Frau Bundeskanzlerin, “Gott, ist mir egal, ob ich schuld am Zustrom der illegalen Palästinenser bin, nun sind sie halt da” sagen, oder sollte er vielleicht nicht doch, so wie das diamentral dazu die forsche AfD-Dame mit dem Bubikopf empfohlen hatte, den Einsatz seiner Waffe als Ultima Ratio in Erwägung ziehen, wenn beispielsweise Widerstandshandlungen mit physischen Mitteln durch die Grenzübertreter erfolgen?

Harald Betz / 12.06.2016

Einspruch, Herr Broder, auch unsere angeblichen Politprofis sind keinesfalls gefeit gegen unglaublich dämliche Aussagen, denken sie an Schäubles „Inzucht“-Äußerung oder an die Grünen Chefin Simone Peter, die die Vorkommnisse auf der Kölner Domplatte damit erklärte, dass die „Angreifer“ noch keinen Integrationskurs besucht hätten. Während diese Äußerungen an der Mehrzahl der Deutschen, die politisch eher wenig interessiert sind, unbemerkt vorübergehen, werden von unseren Staatsmedien die eher banalen Aussagen des politischen Gegners extrem skandalisiert. In welchem europäischen Land wäre die Aussage, dass die Staatsgrenze mit Waffen gesichert werden muss, überhaupt eine Meldung wert. Gaulands etwas seltsame Boateng Äußerung war außerdem keine Beleidigung und in der Person durch die Interviewer untergeschoben. Außerdem passierte sie in einem Hintergrundgespräch, das bereits Tage vorher stattgefunden hatte. Die Skandalisierung erfolgte dann punktgenau vor und während der Fußballübertragung eines Länderspiels, so dass eine möglichst große Zuschauerzahl erreicht und beeinflusst werden konnte. Man kann also von einer genau geplanten Inszenierung (zwischen FAZ und Fernsehen) sprechen. Herr Broder, was glauben Sie, wie viele unglückliche Äußerungen von Politikern unserer Einheitsfront in Hintergrundgesprächen den Weg in die öffentlichen Medien finden? Dagegen werden den politischen Newcomern ständig Fallen gestellt. Entscheidend ist also nicht die fehlende Eignung der Neulinge, sondern die Macht der Etablierten über die Medien, die eigene Dummheiten kaschiert und den politischen Gegner in Verruf bringt, wenn irgend möglich.

Stefan Peltzer / 12.06.2016

Wenn noch nicht einmal Sie, lieber Herr Broder, mit Ihren verbalen Fähigkeiten und ihrem messerscharfen Verstand, der Sie vor den Fallen des “Qualitätsjournalismus” warnt und schützt,  Politiker wird um diese Welt zu verbessern,  wer sonst sollte sich solchen Kritikern wie Ihnen stellen? Feigling!  Sie sitzen in Ihrem Wohnzimmer und wissen, was andere in Nuancen falsch machen,  weil sie ihrer Überzeugung folgen. Hintern hoch ! Auf geht’s! Nu ist Broder dran, die politische Misere Deutschlands zu heilen! Nicht kritisieren, selber machen! Stefan Peltzer

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