„Der schlimmste Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant“, sagt der Volksmund. Eigentlich sollte dieser Spruch in einer Demokratie vollkommen anachronistisch wirken, stammt er doch aus obrigkeitsstaatlicher Zeit und gewann in Zeiten der Diktaturen an Bedeutung. In einer freiheitlichen Gesellschaft aber dürfte eine Denunziation für einen rechtschaffenen Bürger nicht mehr bedrohlich sein. Giovanni Costa, sizilianischer Wirt aus München, erlebt es offenbar leider anders. Sein Lokal „Casa mia“ muss er jetzt schließen, weil er bei seinen Gästen keine Gesinnungsprüfung vornehmen wollte. Erschreckend ist, dass auch Unternehmen auf Denunziationen sofort reagieren. Die tz berichtet:
Costa wurde von der Brauerei Anheuser-Busch InBev, die sein Restaurant mit Löwenbräu und Franziskaner beliefert, der Pachtvertrag gekündigt. Seit einigen Tagen hängt im Fenster ein Zettel, auf dem sich die Familie Costa von ihren Gästen und den Sendlingern verabschiedet. „Aus wirtschaftlichen Gründen“ müsse das Lokal schließen. Zu lesen sind dort aber auch die Wut und die Enttäuschung: „Einen besonderen Dank“ widmen die Costas dem Bezirksausschuss, der ihrem Geschäft geschadet habe.
Anfang 2016 war bekannt geworden, dass sich jeden Montagabend Vertreter des rechtspopulistischen Bündnisses Pegida in dem Lokal trafen – so wie es auch andere Gaststätten in München erleben. Dies erfuhr der Sendlinger Bezirksausschuss (BA), zudem bestätigte es die Fachinformationsstelle Rechtsextremismus in München. Daraufhin schlug Ernst Dill (SPD), BA-Beauftragter gegen Rechtsextremismus, Alarm: „Wir wollen kein braunes Bier in Sendling“, sagte er. Der BA-Vorsitzende Markus Lutz (SPD) appellierte in einem Brief an den Wirt, den Pegida-Leuten den Zutritt zu verwehren. Er sei nicht verpflichtet, diese Leute zu bewirten, schrieb Lutz.
Costa bemühte sich, doch er wehrte sich auch. „Ich kann nicht Leuten Hausverbot erteilen, wenn sie nicht randalieren“, sagte er am Freitag unserer Zeitung. Die Pegida-„Spaziergänger“ seien nie als politische Gruppe aufgetreten, hätten keine Flugzettel verteilt, seien nur auf ein Bier und eine Pasta gekommen. Vor allem Dill, sagt Costa, habe ihm geschadet. Er habe bei der Brauerei Druck gemacht und im Viertel für Stimmung gesorgt.
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